Wiege der Legenden
Von Nashville, Tennessee, bis ins Mississippi-Delta. Ein Roadtrip zu den Wurzeln von Amerikas Musik von Country und Rock ’n’ Roll bis Blues.
über die Grand Ole Opry: www.opry.com Bluebird Café: bluebirdcafe.com Rockabilly Hall of Fame in Jackson: www.rockabillyhall.org Cadillac-Touren mit American Dream Safari durch Memphis: über Facebook oder telefonisch +1 901-527-8870 Delta Blues Touren in Greenwood: hoovertours.homestead.com
Motor starten und Radio an – die Fahrt auf dem Music Highway beginnt. Während der Wagen durch die sanften Hügel von Tennessee in Richtung Memphis fährt, erklingen einige CountryKlassiker von Dolly Parton und Johnny Cash. Die Musik hat genau in dieser Gegend ihre Ursprünge. Unzählige Klassiker wie jene von diesen beiden Superstars wurden in legendären Studios wie dem „Studio B“in Nashville aufgenommen, der Hauptstadt Tennessees, die mit ihrer reichen Musikgeschichte ein idealer Ausgangspunkt für einen Music-Roadtrip ist.
Bis heute trägt Nashville seinen Beinamen „Music City“und übt auf Musiker einen Sog aus wie Los Angeles für angehende Schauspieler. Musik ist allgegenwärtig: viel Country natürlich, Bluegrass, aber auch Jazz, Indierock. Am Broadway, mittendrin in der stetig wachsenden Stadt, dringt selbst tagsüber Livemusik aus den Clubs. In „Tootsies Orchid Lounge“legen gerade ein paar Country-Rocker los. Einige Häuser weiter in „Robert’s Western World“steht Urgestein John Shepherd mit seiner Gitarre auf der kleinen Bühne vor den Cowboystiefel-Regalen und spielt für jene Handvoll Dollar, die im Trinkgeld-Glas landet. Gerade an den Abenden bedeutet Broadway, auch Nash-Vegas genannt, vor allem Party-Tourismus: laut, ausgelassen, promillehaltig.
Ganz anders, viel intimer, ist die Atmosphäre in Clubs wie dem „Station Inn“bei einer Bluegrass-Jam-Session. Oder im „Bluebird Café“, wo einst Superstar Taylor Swift entdeckt wurde. „Dies ist das coolste Wohnzimmer in Nashville“, sagt Don Schlitz, der heute solo auftritt und bei einigen seiner Hits wie „The Gambler“das Publikum zum Mitsingen bringt.
Nicht zuletzt die legendäre Radiosendung „Grand Ole Opry“, die vor über 90 Jahren auf Sendung ging, hat die Stadt zur „Music City“gemacht. Bis heute feiert Nashville seine Helden – auch an Huldigungsorten und Museen wie dem „Johnny Cash Museum“oder der „Country Music Hall of Fame“.
In Jackson, dem ersten Stopp Richtung Westen, gibt es ebenfalls eine Hall of Fame – die „Rockabilly Hall of Fame“. Doch dieser Ort ist anders. Die Exponate sind vor allem Fan-Memorabilia von großen Rockabillys und Rock-’n’-Rollern. Besonders stolz ist Gründer Henry Harrison auf die gemalten Bilder der Musik-Heroen, die mannshoch den Bühnenhintergrund füllen. Zentrales Stück ist das originale Schlagzeug von Elvis’ Drummer, auf dem man sogar selbst herumtrommeln darf. Überhaupt wird hier Musikgeschichte durch Harrisons Anekdoten am Leben gehalten, die gerade aus dem Persönlichen und Alltäglichen ihren Reiz schöpfen. Jerry Lee Lewis? Den kannte der spätere Autohändler Harrison, weil er mal eine Rate für ein Auto eintreiben sollte. Johnny Cash? Hat in seiner Heimatstadt in Arkansas nur fünf Minuten von seinem Zuhause gewohnt. „Wir sind zusammen aufgewachsen und Freunde geblieben“, sagt der kauzige Mittsiebziger. Am engsten befreundet war er aber mit Carl Perkins, der einst mit „Blue Suede Shoes“seinen Durchbruch hatte.
In einer ungeplanten Jam-Session kamen Lewis, Cash und Perkins 1956 sogar einmal für Aufnahmen zusammen – und wurden als „Million-Dollar-Quartett“vom jungen Elvis komplettiert, der von Sam Phillips an diesem Geburtsort des Rock ’n’ Roll entdeckt wurde. Der „King“und dessen FanEpizentrum Graceland ist zwar ein Pflichtstopp, doch Memphis ist auch Blues-Stadt. Auf der berühmten Beale Street, wo sich im Neonlicht heute immer noch Blues-Schuppen aneinanderreihen, haben zahlreiche Legenden gespielt. B. B. King eröffnete seinen eigenen Club. Gleich nebenan füllt diesmal Big Don Valentine die Bühne. Der ist tatsächlich ziemlich big und heizt der Nacht mit seinem kräftigen Organ und dem herrlich schmutzigen Sound seiner BluesSongs ein, bevor der Roadtrip am nächsten Morgen tiefer in den Süden geht.
Dort gelangt man ins Mississippi-Delta, wo sich Landschaft und Musik ändern. Muddy Waters und B. B. King wurden hier geboren, und die Landschaft entlang der weiten Baumwollfelder ist flach wie ein Pancake. In Clarksdale wird der erste Zwischenstopp eingelegt beim Delta-Blues-Museum, dann im Blues-Club „Ground Zero“des Oscar-Preisträgers Morgan Freeman. In dem Städtchen kreuzen sich außerdem Highway 61 und 49. Zwei Gitarren stehen dort in Erinnerung an einen berühmten Deal: Robert Johnson soll hier für sein Ausnahmetalent im Gitarrenspiel seine Seele an den Teufel verkauft haben – so der Mythos. In den 1920ern und ’30ern war er Pionier, gilt bis heute als bedeutender Vertreter des Delta-Blues aus Baptist Town und schuftete wie unzählige andere Afroamerikaner auf den Baumwollfeldern bei Greenwood. „Sie haben gesungen, wie sie sich fühlten“, erklärt Tourguide Sylvester Hoover, dreht das Autoradio an und lässt den Roadtrip zu Johnsons rauem, knarzigen Blues nachdenklich ausklingen.
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