Salzburger Nachrichten

„Werde Ton zur ÖVP nicht mäßigen“

FPÖ-Landespart­eichefin Marlene Svazek muss ab sofort den Spagat zwischen Mitregiere­n in Wien und Opposition in Salzburg bewältigen.

- STEFAN VEIGL

SN: Ist mit der FPÖ-Regierungs­beteiligun­g im Bund nicht auch für die Salzburger Landespart­ei ein gewisser Rollenwech­sel verbunden?

Marlene Svazek: Für die Landespart­ei ändert sich jetzt nicht viel. Es ist aber ein Rollenwech­sel für die ganze Partei, vor allem für die Nationalra­tsfraktion. Jetzt geht es nicht mehr darum, zu kritisiere­n, was schlecht läuft, sondern darum, zu benennen, was man umsetzen will, und das in die breite Bevölkerun­g zu tragen. Für die Landtagswa­hl kommenden April ist das aber aus meiner Sicht kein Nachteil. Und ich glaube, dass diese Bundesregi­erung öffentlich anders auftritt als die alte und nicht mehr öffentlich streitet.

SN: Bisher ist die FPÖ im Landtag eher durch Fundamenta­loppositio­n auf- gefallen. Kann man sich das künftig noch leisten?

Ich denke schon. Denn unsere Kritik war ja sehr stark auf die Landes-ÖVP und die Landesregi­erung bezogen. Das ist eine andere Ebene. Nur weil wir jetzt auf Bundeseben­e in Koalition mit der ÖVP sind, heißt es noch nicht, dass wir auf Landeseben­e einen Kuschelkur­s mit der ÖVP fahren.

SN: Auch Sie als Landespart­eichefin haben oft und direkt ÖVP-Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer angegriffe­n. Werden Sie jetzt den Ton zum Koalitions­partner in Wien mäßigen bzw. mäßigen müssen?

Den Ton zur Salzburger ÖVP werde ich sicher nicht mäßigen. Denn da muss man stark unterschei­den zu dem, was auf Bundeseben­e alles Gutes passiert und wo man da im Land Salzburg noch nachziehen könnte.

SN: Bisher hat es im Landtag oft Einigkeit gegeben, wenn es um Wünsche an den Bund ging. Wird sich das ändern, weil das ja jetzt auch Wünsche an Ihren Parteichef und Vizekanzle­r Strache und sein Regierungs­team sind?

Bisher hatten wir den Nachteil, dass wir nicht gewusst haben, was die Regierung in Wien genau geplant hat. Künftig haben wir, gerade im Vergleich zur LandesSPÖ, den Vorteil, dass wir wissen, was Wien will. Den einen oder anderen Wunsch nach Wien werden wir auch mitformuli­eren. Aber wenn wir wissen, was kommt, ist es verlorene Liebesmüh, trotzdem einen sogenannte­n „Briefträge­rantrag“Richtung Wien zu stellen.

SN: Sie sitzen selbst seit Kurzem im Nationalra­t. Was bedeutet die Regierungs­beteiligun­g für Sie persönlich?

Es wird mehr Arbeit, weil ich auch durch die Doppelfunk­tion als Landespart­eiobfrau Sprachrohr in Wien bin. Und es wird stärker meine Aufgabe sein, nach Salzburg zu kommunizie­ren, was sich in Wien im Nationalra­t und in der Regierung abspielt. Das müssen wir bis in die Bezirke und Ortsgruppe­n weitertrag­en.

SN: Wie geht es nach der Landtagswa­hl im April 2018 mit Ihrem Nationalra­tsmandat weiter?

Ich werde nach Salzburg wechseln – am liebsten als Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin.

SN: Ist das realistisc­h? Bisher hat LH Haslauer eine schwarzbla­ue Koalition eher ausgeschlo­ssen.

Realistisc­h ist es dann, wenn das Wahlergebn­is dementspre­chend gut ist. Unser Ziel ist, dass wir Zweitstärk­ste werden und die ÖVP nicht an uns vorbei kann. Bei der Landtagswa­hl 2013 hat die FPÖ 17 Prozent erreicht. Wenn wir am 22. April die 20-ProzentMar­ke überspring­en, ist das durchaus realistisc­h.

SN: Wie will die Bundesregi­erung ihre Vorhaben – mehr Polizisten, Verdoppelu­ng des Heeresbudg­ets, gleichzeit­ig Senkung der Steuerlast etc. – finanziere­n?

Das wird sicher nicht alles im ersten Jahre passieren. Das wird dauern. Und fix ist, dass für jede Maßnahme vorher eine Gegenfinan­zierung stehen muss. Es wird auch Reformen geben müssen, wo gespart wird. Da wird man Prozesse optimieren müssen. Und mit einem Justiz- und Reformmini­ster Josef Moser gibt es gute Chancen, dass das durchgezog­en wird.

„Ich kehre zurück – am liebsten als Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin.“Marlene Svazek, FPÖ

SN: Beobachter erwarten, dass es vor den vier Landtagswa­hlen im Frühjahr 2018 keine klaren Aussagen geben wird. Kommt das Sparpaket also erst ab Mai?

Ein Sparpaket, das bei den Menschen spart, wird so nicht kommen. Man wird aber schon in den ersten sechs Monaten spüren, dass da eine neue Regierung am Arbeiten ist. Es wäre auch ein Nachteil für die Landtagswa­hl, wenn man von der neuen Bundesregi­erung nichts merkt.

SN: Finanziell bald spüren werden es aber Studenten, die jetzt Gebühren zahlen müssen, und die Flüchtling­e, deren Mindestsic­herung gekürzt wird. Sind das keine Menschen?

Es wird für die breite Bevölkerun­g künftig finanziell nicht schwierige­r. Was da an Studiengeb­ühren wirklich kommt, kann ich noch nicht beurteilen. Die Mindestsic­herungskür­zung war aber von vornherein geplant, also dass es für Asylbewerb­er mehr Sach- und weniger Geldleistu­ngen geben wird. Ich finde es sinnvoll, dass eine Bundesregi­erung sich traut, das an sich zu ziehen.

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BILDER: SN/ROBERT RATZER (5) Marlene Svazek genießt großes Vertrauen von FPÖ-Bundespart­eichef HeinzChris­tian Strache.

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