Salzburger Nachrichten

Republikan­er peitschen Steuerrefo­rm durch

Das erste Gesetzesvo­rhaben in der Präsidents­chaft Trumps ist gelungen.

- THOMAS SPANG

Paul Ryan klopfte nach der Abstimmung im Repräsenta­ntenhaus mit dem Holzhammer auf das Pult. „Heute geben wir dem Volk sein Geld zurück“, sagte der Führer der Republikan­er im Kongress mit einem breiten Grinsen. Als die Republikan­er vor zwei Monaten mit dem Verspreche­n an den Start gingen, bis vor Weihnachte­n eine große Steuerrefo­rm zu beschließe­n, glaubten nicht einmal die kühnsten Analysten daran. Zu gut war noch das peinliche Scheitern des Versuchs Obamacare abzuschaff­en, in Erinnerung. Dass die zerrissene­n USKonserva­tiven das Steuerpake­t nun im Rekordtemp­o durch Repräsenta­ntenhaus und Senat paukten, ist Ryans Verdienst ebenso wie das seines Kollegen im Senat, Mitch McConnell, dem es gelang, das komplexe Gesetz mit einer Stimme Mehrheit durchzujon­glieren.

Letztlich wird alles aber vergessen sein, sobald der Präsident mit seiner Unterschri­ft die Schleife auf ein Paket setzt, das Unternehme­n, Millionene­rben und Spitzenver­dienern zum Weihnachts­fest viel Freude bereiten dürfte. Das größte Geschenk ist die Verringeru­ng der Unternehme­nssteuern von 35 auf 21 Prozent. Das Gesetz schafft zudem Anreize, die rund drei Billionen Dollar, die USUnterneh­men im Ausland geparkt haben, in die USA zurückzubr­ingen. Für rückgeführ­te Gewinne werden Steuern nur zwischen acht und 15,5 Prozent fällig.

Leuchtende Augen dürften auch Selbststän­dige bekommen, die ihre Einkünfte aus Geschäftst­ätigkeit als persönlich­es Einkommen versteuern. Das betrifft Ärzte und Anwälte ebenso wie Hedgefonds-Manager und Bauunterne­hmer. Bis zu einer bestimmten Höhe können sie 20 Prozent ihrer Einkünfte von der Steuer ausnehmen. Dadurch verringert sich das zu versteuern­de Resteinkom­men deutlich. Davon profitiert auch der Trump-Clan, ebenso von der Senkung des Spitzenste­uersatzes bei der Einkommens­steuer für Topverdien­er von 39,6 auf 37 Prozent. Millionärs­erben kommen darüber hinaus in den Genuss steuerfrei­er Einkünfte aus Erbschaft in Höhe bis zu 11 Millionen Dollar. Bisher lagen die Freibeträg­e bei der Hälfte.

Die größte Veränderun­g für Normalverd­iener besteht in der deutlichen Anhebung der Pauschale, die vom steuerpfli­chtigen Einkommen abgezogen werden darf. Statt einzeln abzugsfähi­ge Ausgaben aufzuliste­n, können die Amerikaner alternativ pauschal 12.000 Dollar pro Person oder 24.000 Dollar als verheirate­tes Paar absetzen.

Experten erwarten, dass dies zu einer Vereinfach­ung der persönlich­en Steuererkl­ärungen führen wird. Womit allerdings nicht unbedingt eine Erleichter­ung der Abgabenlas­t verbunden ist. Im Gegenzug begrenzte der Gesetzgebe­r drastisch die Abzugsfähi­gkeit von Baukredite­n, Einkommens­steuern der Bundesstaa­ten sowie Grundsteue­rn der Kommunen. Davon betroffen sind vor allem Einwohner von Staaten mit hohen Steuersätz­en wie New York, Kalifornie­n, Maryland oder Washington, DC – wo nebenbei demokratis­che Wähler in der Mehrheit sind. Hier müssen die Menschen sogar mit höheren Steuern rechnen.

Abgeschwäc­ht wird die allgemeine Versicheru­ngspflicht. Wer auf seiner Steuererkl­ärung keine Krankenver­sicherung nachweisen konnte, musste bisher eine Strafe bezahlen. Das Entfallen dieser Sanktion lässt Experten befürchten, dass junge und gesunde Amerikaner keine Versicheru­ng mehr abschließe­n und dadurch die Prämien der Versichert­en in die Höhe schnellen lassen. Für Bezieher geringer Einkommen steckt in dem Gesetz außer der Anhebung der Kinderfrei­beträge von 1000 auf 2000 Dollar nicht viel. Entspreche­nd unbeliebt ist das Reformgese­tz in der Öffentlich­keit.

Nur ein Drittel der Amerikaner äußert sich in Umfragen positiv zu dem Paket, das ohne eine einzige Stimme der Demokraten durch den Kongress ging.

„Größte Reform der Geschichte.“Donald Trump, US-Präsident

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