Die OMV zieht es in die weite Welt
Der Öl- und Gaskonzern will das Verkaufsgebiet für seine Produkte erweitern und deren Wertschöpfung steigern. Die Beteiligung an der Förderung in Russland senkt die Produktionskosten weiter.
Die OMV will ihre Strategie künftig weniger stark als bisher auf das Geschäft in Europa fokussieren, sondern eine weitere Internationalisierung vorantreiben. Dabei gehe es nicht um die Frage, „,wo mache ich meine Bohrlöcher, wo ramme ich eine Eisenstange in die Erde‘, sondern ,wo verkaufe ich meine Produkte hin‘“, sagte OMV-Chef Rainer Seele am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten. Als zweite Stoßrichtung nannte Seele höherwertige Produkte. „Wir sollten unser Öl weniger verbrennen und mehr veredeln“, es gehe darum, „den Lebenszyklus unserer Moleküle so lange wie möglich zu verlängern“, sagt der gelernte Chemiker.
Eine stärkere geografische Diversifizierung auch der Absatzmärkte bringe schon die vor Kurzem abgeschlossene Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje. Die Produktion der OMV steige dadurch um 100.000 auf mehr als 400.000 Fass pro Tag, davon würden 50.000 Barrel pro Tag in Russland verkauft. Eine Veredelung sei sowohl bei Gas als auch noch stärker bei Öl möglich. Erdgas könne man als Wasserstoffquelle für die Düngemittelchemie einsetzen. Bei der Petrochemie auf Basis von Erdöl sei ein noch viel größeres Produktionsspektrum bei Kunststoffen möglich. Der Chemiekonzern Borealis, an dem die OMV mit 36 Prozent beteiligt ist, „ist und bleibt Kerngeschäft der OMV“, bekräftigte Seele.
Dass sich der Regierungswechsel in Österreich spürbar auf die teilstaatliche OMV auswirken werde, glaubt Seele nicht. „Die unterscheiden sich alle überhaupt nicht voneinander, die wollen alle eine Dividende haben. Egal was wir machen, die Dividende ist für jeden Aktionär das Bedeutendste“, sagte Seele. „Wir haben die Republik Österreich als Aktionär, und egal, wie die Regierung zusammengesetzt ist, wir werden uns mit jedem Aktionär konstruktiv und in guter Kooperation auseinandersetzen.“
2017 sei für die OMV ein gutes Jahr und „das Jahr der Aktionäre“gewesen. Der Aktienkurs habe sich positiv entwickelt und man habe die Dividende von 1,0 auf 1,20 Euro erhöht, „das war schon so ein bisschen eine Vorleistung, weil wir wussten, dass 2017 kein schlechtes Jahr wird“. Für die Aktionäre habe man eine neue Strategie ausgearbeitet, die beim Kapitalmarkttag im März 2018 präsentiert werden soll.
2017 habe man einige große Transaktionen über die Bühne gebracht. Mit dem Verkauf des gesamten Geschäfts in Großbritannien im Februar sei man hohe Investitionsverpflichtungen losgeworden.
Beim Tausch von Öl- und Gasfeldern der OMV in der Nordsee gegen eine Beteiligung an der Gasförderung in Sibirien befinde man sich in Verhandlungen mit Gazprom über eine Aktionärsvereinbarung, mit der die Spielregeln der Zusammenarbeit festgehalten würden. „Das wollten wir eigentlich jetzt im Dezember machen“, aber durch die Wahl in Norwegen komme es zu einer kleinen Verzögerung.
Zufrieden ist Seele damit, dass die OMV ihre Produktionskosten seit 2014 von 16,6 auf 8,8 Dollar pro Fass gesenkt hat. 2018 werde man durch die Produktion in Russland auf „irgendwas um die sieben Dollar“kommen. Zudem verschiebe sich die Produktion von Öl zu Gas. Derzeit betrage das Verhältnis rund 50:50, mit steigendem Gasanteil „werden sich auch die Produktionskosten günstiger entwickeln“.SN,
„Dividende – das wollen alle Aktionäre.“Rainer Seele, OMV-Vorstandschef