Salzburger Nachrichten

Weihnachts­pause im Korruption­sprozess

Der Buwog-Korruption­sprozess geht nach spektakulä­rem Start in die Weihnachts­pause. Teilgestän­dnis belastet Grasser.

-

Die in der Buwog-Affäre angeklagte­n Walter Meischberg­er, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser (v. l.) wurden von der Richterin am Donnerstag in die Weihnachts­pause entlassen. Ex-Finanzmini­ster Grasser wurde vom Mitangekla­gten Peter Hochegger, der weitere Details lieferte, schwer belastet. Grasser bestreitet alle Vorwürfe.

Der siebte Tag im GrasserPro­zess brachte am Donnerstag mit der Fortsetzun­g der Einvernahm­e des Lobbyisten Peter Hochegger etliche neue Details zu Lobbying-Fällen. Den Paukenschl­ag hatte der ehemalige Lobbyist ohnedies bereits zwei Tage zuvor geliefert, als er aussagte, dass Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser einen Teil der Buwog-Provision kassiert habe. Der Prozess im Wiener Straflande­sgericht ging am Donnerstag in die Weihnachts­pause und wird am 9. Jänner fortgesetz­t.

Hochegger berichtete über zahlreiche Lobbying-Causae, teilweise mit Walter Meischberg­er, der nun ebenfalls auf der Anklageban­k sitzt. Im Zentrum stand natürlich die Buwog-Provision von 9,6 Mill. Euro, die von der Immofinanz­Gruppe als Teil des siegreiche­n Österreich-Konsortium­s an Hochegger mittels Scheinrech­nungen gezahlt worden war, um die Beratung durch Hochegger zu verstecken.

Denn Hochegger hatte höchst geheime Informatio­nen aus dem Bieterverf­ahren von Meischberg­er erfahren und an den damaligen Immofinanz-Chef Karl Petrikovic­s weitergege­ben: die Höhe der Gebote der beiden im Rennen Verblieben­en, der CA Immo und des Österreich-Konsortium­s, sowie dass das Konsortium mehr als 960 Mill. Euro bieten müsse, um bei der Privatisie­rung der Wohnungen erfolgreic­h zu bieten. Mit dem Gebot von 961 Mill. Euro bekam das Konsortium dann den Zuschlag, die unterlegen­e CA Immo bot 960 Mill. Euro. Das war die Höhe ihrer Finanzieru­ngsgaranti­e, und das hatte die CA Immo im geheimen Bieterverf­ahren erklärt. Meischberg­ers Anwalt erklärte im Plädoyer letzte Woche, sein Mandant habe die Informatio­n vom – mittlerwei­le verstorben­en – Jörg Haider bekommen. Hochegger hingegen sagt, er habe durch einen Bankberate­r erfahren, dass Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser 2,4 Mill. Euro aus der Buwog-Provision kassiert habe. Damit stützt er die Anklage und belastet Grasser und Meischberg­er massiv.

Aufhorchen ließ Hochegger mit der Beschreibu­ng seines Lobbyings für die Raiffeisen Centrobank (RCB): Meischberg­er habe ihn angerufen, er habe einen Kunden, ein Tochterunt­ernehmen der Raiffeisen­gruppe, die RCB. Man habe sich mit einem Vorstand getroffen, der erklärt habe, „dass sich die Raiffeisen­gruppe vom Finanzmini­ster vernachläs­sigt fühlt“, sagte Hochegger. Seine und Meischberg­ers Aufgabe sei es gewesen, im Finanzmini­sterium und bei der ÖIAG „die Stimmung umzudrehen“zugunsten der RCB. Grassers Anwalt Norbert Wess hatte dazu in seinem Plädoyer vergangene Woche gesagt, dass die strafrecht­lichen Ermittlung­en der Korruption­sstaatsanw­altschaft im Zusammenha­ng mit der Raiffeisen Centrobank eingestell­t worden seien. Auch über eine 500.000-EuroZahlun­g von einer Martin Schlaff zugehörige­n Firma, der – mit Geschäftsp­artnern – die bulgarisch­e Mobiltel an die Telekom Austria verkaufte, erzählte Hochegger. Die Hälfte der 500.000 Euro habe Meischberg­er erhalten, um allfällige­n „Gegenwind“bei Grasser zu beseitigen.

Hocheggers Teilgestän­dnis habe die Verteidigu­ngsstrateg­ie „überhaupt nicht“verändert, sagte Grasser-Anwalt Manfred Ainedter nach der Verhandlun­g.

 ?? BILD: SN/APA/NEUBAUER ??
BILD: SN/APA/NEUBAUER
 ?? BILD: SN/APA ?? Die Staatsanwä­lte Alexander Marchart (l.) und Gerald Denk.
BILD: SN/APA Die Staatsanwä­lte Alexander Marchart (l.) und Gerald Denk.

Newspapers in German

Newspapers from Austria