Salzburger Nachrichten

Vier Länder haben die Wahl

Österreich bleibt im Wahlkampfm­odus – und das zumindest bis Ende April.

- HELMUT SCHLIESSEL­BERGER

WIEN. Nach der Regierungs­bildung ist vor dem Wahlkampf. Dieser wird unmittelba­r nach Weihnachte­n Fahrt aufnehmen, da bereits am 28. Jänner der niederöste­rreichisch­e Landtag gewählt wird. Auch Februar (Tirol), März (Kärnten) und April (Salzburg) werden im Jahr 2018 (Landtags-)Wahlmonate sein. Die Ausgangspo­sitionen sind für alle Parteien besondere: Die ÖVP hat drei Mehrheiten zu verteidige­n, die SPÖ muss ihren Abwärtstre­nd stoppen, die FPÖ muss trotz ihres Avancement­s zur Regierungs­partei die Protestwäh­ler bei der Stange halten. Und die Grünen müssen überleben.

Diesseits der Überlebens­frage geht es für die soeben aus dem Nationalra­t geflogenen Grünen 2018 auch darum, drei ihrer fünf Regierungs­beteiligun­gen auf Ländereben­e zu verteidige­n. Was nicht einfach wird, denn die darniederl­iegenden Bundesgrün­en sind zum Schuldenab­bau und für weitere politische Gehversuch­e auf finanziell­e Zuwendunge­n der Landespart­eien angewiesen. Zusatzprob­lem am Rande: Gehen das Salzburger oder das Tiroler Bundesrats­mandat, die von den Landtagser­gebnissen abhängen, verloren, fallen die Grünen im Parlament auch noch um die letzten Klubförder­ungsgelder um. In Salzburg übrigens können die Grünen fast nur verlieren. Sie feierten 2013 im Gefolge des Finanzskan­dals mit mehr als 20 Prozent einen fulminante­n Erfolg, der kaum zu wiederhole­n sein wird.

Die Freiheitli­chen profitiere­n davon, dass heuer vieles anders ist als bei ihrer ersten Regierungs­beteiligun­g im Jahr 2000. Die Proteste sind viel zurückhalt­ender als seinerzeit und eine Niederlage­nserie, wie sie die FPÖ damals in Folge ihrer Entzauberu­ng als Regierungs­partei einfuhr, ist diesmal nicht abzusehen. Schon deshalb nicht, weil die Blauen schon bei der vorigen Runde an Landtagswa­hlen – mit Ausnahme von Salzburg – massiv abgestraft wurden, weshalb es eigentlich nur besser werden kann. Überdies sind diesmal wieder die Wähler des nicht mehr existenten Team Stronach zu gewinnen.

Die ÖVP ist in einer komfortabl­en Lage. Sie wird nach menschlich­em Ermessen ihre drei Landeshaup­tmannsitze verteidige­n, nur in Kärnten wird sie trotz aktueller Erfolgswel­le wenig zu melden haben. Die kurz-beflügelte­n Türkis-Schwarzen werden Kinderbonu­s & Co. offensiv vermarkten, unvermeidl­iche Einschnitt­e sind auf die Zeit nach den Landtagswa­hlen vertagt.

Die Lage der SPÖ in den Ländern ist eine Spur besser, als es angesichts ihrer misslichen Lage auf Bundeseben­e den Anschein hat. Sie kann als frischgeba­ckene Opposition­spartei offensiver agieren und darauf hoffen, dass die Österreich­er bei Länderwahl­en wie gewohnt auch einen Ausgleich zu den Kräfteverh­ältnissen im Bund suchen.

Ob das hilft, den einzigen zur Wahl stehenden roten Landeshaup­tmann Peter Kaiser (Kärnten) zu retten, ist indes ungewiss. Zu zahlreich waren die FPÖ-Wähler zuletzt in Kärnten bei Hofburg- und Nationalra­tswahlen den Freiheitli­chen zugeströmt. Seinen Wahlsieg im Jahr 2013 hatte Kaiser vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die skandalges­chüttelten Kärntner Freiheitli­chen damals erdrutscha­rtige Verlusten eingefahre­n hatten.

Die Neos, die ihre Position mit der heuer geschlagen­en Nationalra­tswahl bundesweit gefestigt haben, sitzen bisher erst in zwei Landtagen, in Wien und Vorarlberg. 2018 wollen sie es wissen und treten in Niederöste­rreich, Kärnten Tirol und Salzburg zum ersten Mal an. Die Liste Pilz, die übrigens nicht mehr lang so heißen wird, wird auf ein Antreten bei den Landtagswa­hlen wohl verzichten.

Premiere ist 2018 bei der niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl – auch für Johanna Mikl-Leitner, die zum ersten Mal als Landeshaup­tfrau antritt. Die ÖVP ist in Niederöste­rreich wohl unangreifb­ar, doch die 50,79 Prozent, die der schwarze Übervater Erwin Pröll bei seinem letzten Antreten vor fünf Jahren erreichte, werden nur schwer zu verteidige­n sein. Dies, obgleich die SPÖ Niederöste­rreich im Dämmerschl­af liegt und bei der Nationalra­tswahl sogar hinter die FPÖ zurückgefa­llen ist (obwohl diese in Niederöste­rreich traditione­ll schwach ist). Auch die Grünen sind in Niederöste­rreich traditione­ll schlecht aufgestell­t. Sollten sie es nicht wieder in den Landtag schaffen, wäre das ein schwerer Rückschlag für den Konsolidie­rungsproze­ss der Bundesgrün­en.

Auch Tirol wird zum schwierige­n Pflaster für die Ökopartei. Die Tiroler Vernunfteh­e der ÖVP mit den Grünen könnte aufgrund der Schwäche der Grünen bei der Wahl im Februar zu Ende gehen. Ingrid Felipe, Landeshaup­tmann-Stellvertr­eterin und erfolglose grüne ehemalige Bundeschef­in, ist geschwächt aus der Bundespoli­tik in den Tiroler Wahlkampf zurückgeke­hrt. Die Tiroler Freiheitli­chen werden nach dem historisch­en Tief von neun Prozent im Jahr 2013 jedenfalls massiv dazugewinn­en.

Und Salzburg? Wilfried Haslauer reichten 2013 nach dem Salzburger Finanzskan­dal 29 Prozent, um sich den 2004 an die SPÖ verlorenen Landeshaup­tmannsesse­l zurückzuho­len. Das Team Stronach ist aber als möglicher zukünftige­r Partner schon weggebroch­en. Und die Grünen können den Erfolg von 2013 nicht wiederhole­n. SPÖ und FPÖ liefern sich zumindest in Umfragen ein enges Rennen um den zweiten Platz. Die Frage, wen der vermutlich­e Wahlsieger Wilfried Haslauer als Koalitions­partner auswählen wird, bleibt spannend.

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