Salzburger Nachrichten

Steiniger Weg für Katalonien

- Ralph Schulze AUSSEN@SN.AT

Bei der Abstimmung in Katalonien ging es um mehr als um die Wahl eines neuen Parlaments und einer neuen politische­n Führung in der spanischen Konfliktre­gion. Der Urnengang war zugleich ein indirektes Referendum über die Unabhängig­keit Katalonien­s. Und über den radikalen Abspaltung­skurs der Separatist­en, die dort bis Ende Oktober am Ruder waren und dann wegen ihrer verfassung­swidrigen Politik von Spaniens Zentralreg­ierung abgesetzt worden waren.

Auch wenn die Separatist­en wieder vorne liegen, können sie nicht für sich in Anspruch nehmen – wie sie es bisher unverblümt taten –, für die große Mehrheit der Katalanen zu sprechen. Die Hochrechnu­ngen signalisie­ren, dass die Sezessioni­sten ihren Stimmantei­l nicht ausbauen konnten. Und dass sie weniger als die Hälfte des Volkes hinter sich haben. Ihr Kalkül, von der gezielten Konfrontat­ion mit dem spanischen Staat zu profitiere­n, ging offenbar nicht auf.

Die Regierungs­bildung im zerrissene­n Katalonien dürfte schwierig werden. Zumal sowohl der separatist­ische wie auch der prospanisc­he Parteienbl­ock keineswegs geeint, sondern über den künftigen Kurs zerstritte­n ist. Ein langes Ringen um einen neuen mehrheitsf­ähigen Ministerpr­äsidenten zeichnet sich ab.

Die Katalonien-Krise wird sich nicht plötzlich in Luft auflösen. Egal wer künftig regiert, alle Seiten werden versuchen müssen, Brücken zu schlagen, wenn sie den Grabenkrie­g überwinden und die Katalanen miteinande­r versöhnen wollen. Dieser Weg wird mühsam und steinig werden.

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