Steiniger Weg für Katalonien
Bei der Abstimmung in Katalonien ging es um mehr als um die Wahl eines neuen Parlaments und einer neuen politischen Führung in der spanischen Konfliktregion. Der Urnengang war zugleich ein indirektes Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens. Und über den radikalen Abspaltungskurs der Separatisten, die dort bis Ende Oktober am Ruder waren und dann wegen ihrer verfassungswidrigen Politik von Spaniens Zentralregierung abgesetzt worden waren.
Auch wenn die Separatisten wieder vorne liegen, können sie nicht für sich in Anspruch nehmen – wie sie es bisher unverblümt taten –, für die große Mehrheit der Katalanen zu sprechen. Die Hochrechnungen signalisieren, dass die Sezessionisten ihren Stimmanteil nicht ausbauen konnten. Und dass sie weniger als die Hälfte des Volkes hinter sich haben. Ihr Kalkül, von der gezielten Konfrontation mit dem spanischen Staat zu profitieren, ging offenbar nicht auf.
Die Regierungsbildung im zerrissenen Katalonien dürfte schwierig werden. Zumal sowohl der separatistische wie auch der prospanische Parteienblock keineswegs geeint, sondern über den künftigen Kurs zerstritten ist. Ein langes Ringen um einen neuen mehrheitsfähigen Ministerpräsidenten zeichnet sich ab.
Die Katalonien-Krise wird sich nicht plötzlich in Luft auflösen. Egal wer künftig regiert, alle Seiten werden versuchen müssen, Brücken zu schlagen, wenn sie den Grabenkrieg überwinden und die Katalanen miteinander versöhnen wollen. Dieser Weg wird mühsam und steinig werden.