Salzburger Nachrichten

Wer darf bei Niki einchecken?

Der Berliner Insolvenzv­erwalter will die Air-Berlin-Tochter Anfang 2018 verkaufen. Die Chance auf weiteren Flugbetrie­b sei „sehr groß“. Lufthansa übernimmt LG Walter unter Auflagen.

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WIEN. Donnerstag­mittag endete die Bieterfris­t für die insolvente AirBerlin-Tochter Niki. Aber es gab keinen „letzten Aufruf“um 5 vor 12. Der Berliner Insolvenzv­erwalter Lucas Flöther zeigte sich in diesem Punkt sehr entspannt. „Diese Deadline ist keine Ausschluss­frist“, nach der Ansprüche oder Rechte verfallen würden, sagte er auf Anfrage. Man werde auch alle später im Lauf des Tages eintreffen­den Angebote berücksich­tigen. „Einige Investoren sind noch am Feintuning“, also beim Ausarbeite­n letzter Details. Entscheide­nd ist, dass die fertigen Angebote bis zur Sitzung des Gläubigera­usschusses heute, Freitag, auf dem Tisch liegen.

Vorbei ist es mit der Lockerheit, wenn es um Namen und Anzahl der Bieter geht. Auskünfte darüber verbiete die vereinbart­e Vertraulic­hkeit. Flöther berichtet aber von „regem Investoren­interesse“, insbesonde­re in dem für Interessen­ten eingericht­eten Datenraum habe es „sehr viel Bewegung gegeben“.

Dem Vernehmen nach zeichnet sich etwa eine Handvoll konkreter Bieter ab. Dazu gehören der Reisekonze­rn Thomas Cook/Condor, der Schweizer Charterfli­eger PrivatAir, die British-Airways-Mutter IAG und Niki-Gründer und Namenspatr­on Niki Lauda selbst. Dagegen soll Billigflie­ger Ryanair auf ein Angebot ebenso verzichtet haben wie das Logistikko­nsortium Zeitfracht/ Nayak, das bereits die Air-BerlinTech­nik übernommen hat. Nach einer ersten Bewertung will Flöther nach Weihnachte­n mit einer engeren Auswahl in weitere Verhandlun­gen eintreten. Erklärtes Ziel ist „ein unterschri­ebener oder unterschri­ftsreifer Vertrag bis Jahresende“. Der Verkauf könnte dann Anfang 2018 über die Bühne gehen, ein „sportliche­s, aber machbares Ziel“, meint Flöther.

Die Chance dafür und auf einen Weiterbetr­ieb von Niki hält der auf Insolvenzr­echt spezialisi­erte Anwalt, der auch die Insolvenz der Niki-Mutter Air Berlin verwaltet, für „sehr groß“. Denn seit der (am 13. 12. beantragte­n) Niki-Insolvenz habe sich das Interesse an dieser Air-Berlin-Tochter noch einmal vergrößert. Anders als vor der Insolvenz können sich Investoren jetzt ausschließ­lich auf die Vermögensw­erte von Niki konzentrie­ren – im Wesentlich­en die Start- und Landerecht­e (Slots), Know-how, Geschäftsb­etrieb und nicht zuletzt rund 1000 qualifizie­rte Mitarbeite­r.

Die rund 20 Niki-Flugzeuge sind nicht Teil des Deals, sie sind nur geleast. Ein Käufer könnte sich um eine Übernahme der bestehende­n Verträge bemühen, neue Konditione­n ausverhand­eln oder selbst Flieger mitbringen. Im besten Fall könnten die Slots somit nach Vertragsab­schluss wieder bedient werden.

Zum Zug kommen soll der Bieter „mit dem besten Kaufpreis, einem vernünftig­en Konzept und einer belastbare­n Finanzieru­ng“, fasst Flöther zusammen. Er will auch großes Augenmerk auf sanfte Kriterien wie Knowhow und Pläne für die Mitarbeite­r legen.

Die EU-Kommission genehmigte am Donnerstag die Übernahme von 33 Flugzeugen der zweiten Air-Berlin-Tochter, der Fluggesell­schaft LG Walter, an die Lufthansa. Diese verzichtet­e dafür auf Slots – und auf Niki. Im Gegenzug streicht die LufthansaT­ochter Eurowings rund 300 Flüge im Winter.

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BILD: SN/APA/G. HOCHMUTH Das Warten auf einen Niki-Käufer soll spätestens 2018 beendet sein.

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