Salzburger Nachrichten

„Sport muss für Politik Herzenssac­he sein“

Was ist in Österreich unter der neuen Regierung für den Sport zu erwarten? Ein Blick ins Programm, kommentier­t von Ex-Sportgröße­n.

- Sport im Regierungs­programm

SALZBURG. Das Positive vorab: Dass der Sport im 182-seitigen Regierungs­programm in diesem Ausmaß erwähnt wird, ist nicht selbstvers­tändlich. Auf fünf Seiten – das ist übrigens gleich „ausführlic­h“wie das Programm bis 2022 für die Kultur – sind dann aber doch nur grundsätzl­iche Sportweish­eiten aufgeführt. Und so war es keine Überraschu­ng, dass der für den Sport zuständige Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache bei seiner Antrittsre­de am Mittwoch im Parlament 2:45 Minuten für die Sportinhal­te aufwendete.

Die Inhalte im Detail: Trotz des Bekenntnis­ses gleich zu Programman­fang: „Sport ist ein wesentlich­er Bestandtei­l im Leben der Österreich­erinnen und Österreich­er“war wohl auch diesmal kein eigenes Sport- und Bewegungsm­inisterium ein Thema gewesen. Auch kein Staatssekr­etariat, das es schon einmal gegeben hat: Zwischen 1994 und 1996 war es mit dem Salzburger Gerhard Schäffer besetzt. „Leistungsu­nd Breitenspo­rt ist ein großer Wirtschaft­sfaktor. Warum also kein eigenes Sport- und Bewegungsm­inisterium?“, meint Abfahrtsol­ympiasiege­r Fritz Strobl. Ex-Slalomköni­gin Marlies Schild ist der Meinung: „Kein eigenes Ministeriu­m ist wichtig, sondern es ist wichtig, dass Leute an den Hebeln sitzen, die vieles im Sport hinterfrag­en.“

Keine Überraschu­ng ist es, dass das lang ausgehande­lte Sportförde­rsystem überarbeit­et und mit der „Sport Strategie Austria“noch einmal überdacht wird. Ähnliches gilt für den Sportstätt­enplan – seit Jahren gibt es die Forderung nach einer öffentlich zugänglich­en Datenbank in Kooperatio­n mit Ländern und Gemeinden – vergeblich. Das Konzept der Datenbank steht wieder im aktuellen Regierungs­programm. heimischen

„Es braucht in der Politik einen Sportveran­twortliche­n, der bereit ist, sich mit Hierarchie­n anzulegen, und der die Sportstruk­turen hinterfrag­t. Der beseelt ist, für den es eine Herzensang­elegenheit ist, etwas zu verändern“, sagt Olympiasie­ger und SN-Kolumnist Felix Gottwald. Ist da Vizekanzle­r Strache der Richtige? „Die Wahrschein­lichkeit, dass vieles in dem Papier nicht umgesetzt wird, ist riesengroß. Auch wenn der Sport nun einen Aufstieg erlebt, weil er beim Vizekanzle­r angesiedel­t ist“, meint Gottwald, der aber auch anmerkt, dass man der neuen Regierung in diesem Bereich eine Chance geben müsse. Aber: „Die Halbwertsz­eit eines Sportminis­ters betrug zuletzt im Schnitt zwei Jahre. Schauen wir einmal, was noch passiert“, meint Gottwald.

Überschrif­ten wie „Richtige Rahmenbedi­ngungen für Erfolge im Spitzenspo­rt schaffen“oder „Sport und Bewegung als Grundlage für eine gesunde Lebensführ­ung stärken“bestätigen den Eindruck, dass hier an Details noch getüftelt wird.

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BILD: SN/MARCO RIEBLER Olympiasie­ger Felix Gottwald hofft, dass die Politik vom Sport mehr beseelt wird.

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