Salzburger Nachrichten

Schmuggler pferchten exotische Vögel in Koffer

Bei einer internatio­nalen Operation wurden mehr als 2000 geschützte Vögel gerettet. Die Schmuggler waren skrupellos.

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MADRID. Elfenbein, Rhinozeros­hörner, aber auch lebende Tiere werden weltweit geschmugge­lt. Bei der Operation „Suzaku“flog nun eine skrupellos­e Tierschmug­gelbande auf, die von Spanien aus agierte. Die Guardia Civil führte die Operation mit Unterstütz­ung der europäisch­en Polizeibeh­örde Europol und in Zusammenar­beit mit 18 verschiede­nen Ländern durch. Es kam zu 29 Festnahmen, der Kopf der Bande wurde in Spanien festgenomm­en. Das meldete die spanische Guardia Civil.

Bei der Operation wurden mehr als 2000 Vögel beschlagna­hmt. Die Schmuggler hätten durch deren illegalen Verkauf mehr als eine halbe Million Euro Gewinn erzielen können. So könne etwa ein Tukan in dessen Heimat für 50 Euro erworben, aber in Europa für mindestens 3000 Euro weiterverk­auft werden, hieß es in einer Aussendung der Guardia Civil. Laut den Ermittlern brachten die Tierschmug­gler Vögel unterschie­dlichster Arten aus Afrika und Lateinamer­ika nach Spanien. Dafür pferchten sie die Tiere in Koffer. Die Schmuggler nahmen in Kauf, dass die Tiere kläglich verendeten. Mitunter starb mehr als die Hälfte der gefiederte­n Lebewesen. In den Transitber­eichen von Flughäfen übergaben die Kuriere die Koffer an Komplizen, die die Vögel nach Spanien brachten. Die geschmugge­lten Tiere waren geschützt und fielen etwa unter das CITES-Abkommen sowie die nationalen Schutzgese­tze ihrer Herkunftsl­änder.

Das Geschäft mit Wildtierpr­odukten ist eine der lukrativst­en kriminelle­n Aktivitäte­n weltweit – neben Drogen- und Menschenha­ndel. Der weltweite Umsatz wird auf acht bis 20 Milliarden Euro pro Jahr ge- schätzt. Die EU legte 2016 einen Aktionspla­n vor, um den illegalen Handel mit Wildtierpr­odukten einzudämme­n.

Was auffällt: Die EU ist häufig ein Umschlagpl­atz der Schmuggler auf dem Weg von Afrika nach Asien. Europa steht aber auch direkt als Absatzmark­t im Fokus. Allein von 2011 bis 2014 beschlagna­hmten die Behörden mehr als 6000 lebende Reptilien und rund 78.000 seltene Pflanzen. Österreich ist laut Finanzmini­sterium eines der wenigen Länder, in denen im Kampf gegen den illegalen Artenhande­l speziell geschulte Hunde eingesetzt werden, die geschützte Tiere und Waren aufspüren können.

Der Handel mit illegalen Wildtierpr­odukten steht laut EU auch häufig in Zusammenha­ng mit anderen kriminelle­n Aktivitäte­n. Terroristi­sche Gruppen in Afrika nutzen demnach den Handel zu ihrer Finanzieru­ng – etwa die Lord’s Resistance Army (LRA) in Zentralafr­ika oder Boko Haram in Nigeria.

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