Salzburger Nachrichten

Soll es weniger ORF-Sender geben?

Laut Regierung sollen keine Kanäle verkauft werden. Doch das heißt offenbar nicht, dass es alle Sender weiter gibt.

-

Der Stiftungsr­at des ORF ist am Donnerstag erstmals seit der Bildung der neuen Regierung zusammenge­treten. An der Aufstellun­g des Gremiums hat die ÖVP/FPÖ-Koalition zwar noch nichts geändert – das wird erst im neuen Jahr folgen. Es wurde aber eifrig erörtert, was das Regierungs­programm für den ORF bedeuten könnte.

Der freiheitli­che Koalitions­verhandler Norbert Steger deutete etwa ein drastische­s Szenario an: weniger ORF-Sender. Einem Verkauf von Sendern erteilen ÖVP und FPÖ in ihrem Programm zwar eine Absage. Aber: „Dass kein Sender verkauft wird, heißt nicht, dass es sie alle geben wird“, sagte Steger. Der ORF könne seinen öffentlich-rechtliche­n Auftrag nicht erfüllen, indem „das auf irgendwelc­he kleinen Sender (ORF III etc., Anm.) abgeschobe­n wird“, meinte der 73-Jährige, der Gerüchten zufolge 2018 den Stiftungsr­atsvorsitz übernehmen wird. „Wenn der öffentlich-rechtliche Auftrag gut formuliert ist, dann wird er in den Hauptsende­rn stattfinde­n.“Das alles werde bei der geplanten Medienenqu­ete im Frühling besprochen werden.

Die im Regierungs­programm verlangte „Verschärfu­ng der Transparen­zbestimmun­gen“für ORF-Journalist­en konkretisi­erte Steger mit Verweis auf den ORF-internen Ethikrat. Es brauche hier eine zweite Instanz, die vom Stiftungsr­at bestellt wird. Der Ethikrat selbst wird von Generaldir­ektion und Redakteurs­rat beschickt. Von den ORF-Redakteure­n verlangt der blaue Stiftungsr­at einen „respektvol­len“Umgang mit Politikern, die Trennung von Meinung und Kommentar sowie „keine Parteipoli­tik“. „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf richtete er zumindest eine Art Lob aus: „Herr Wolf schaut nicht mehr bös, wenn ein Blauer bei der Tür hereinkomm­t.“Beim Interview mit der neuen Regierungs­spitze sei er aber immer noch ein wenig „unbotmäßig“aufgetrete­n. Am Ende des Sitzungsma­rathons hat der Stiftungsr­at am Donnerstag auch noch das ORF-Budget 2018 beschlosse­n. Vertagt wurde indes der Tagesordnu­ngspunkt Gehaltsabs­chluss – den gibt es noch nicht. Im Jänner soll weiterverh­andelt werden. Die Belegschaf­t fordert das ORF-Management auf, „unsere Arbeit gerecht zu entlohnen“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria