Wie die Krainers die grüne Mark regierten
Neues Buch über zwei Langzeit-Landeshauptmänner: „Die Krainers – Eine steirische Dynastie“.
Ein halbes Jahrhundert haben Josef Krainer, der Vater, und sein gleichnamiger Sohn die steirische Politik geprägt. Krainer senior hatte das Image, ein „lärchener Stipfl“zu sein, dem Junior wurde zudem auch eine „moderne Furnier“bescheinigt. Das Buch „Die Krainers – Eine steirische Dynastie“zeichnet nun Lebenswege und Arbeitsschwerpunkte der beiden charismatischen Politiker nach.
„Die Krainers hatten auch österreichweit Gewicht und waren geachtete, aber auch gefürchtete Kräfte der Reform in Österreichs Politik“, schreibt der Autor Her- wig Hösele in seinem Buch. Ex-Bundesratspräsident Hösele war einst Sekretär von Josef Krainer II. und arbeitete später auch eng mit Landeshauptfrau Waltraud Klasnic zusammen.
Die Geschichte der Krainers ist eine der Volksverbundenheit, der Bodenständigkeit und des politischen Instinkts. Als uneheliches Kind 1903 geboren, schaffte es Josef Krainer senior vom Landarbeiter zum Landesvater: „Vom Wald in die Burg – eine demokratische Bilderbuchkarriere“, so Höseles Befund. Vater wie Sohn versuchten die Steiermark aus der damaligen Randlage zu befreien, knüpften früh Kontak- te zu den Nachbarländern Jugoslawien und Ungarn. Mit dem Slogan „Nicht in der Neutralität verhungern“warb Josef Krainer 1959 für die europäische Integration. Nach seinem Tod und einem Interregnum durch Friedrich Niederl kam der behutsam zum Spitzenpolitiker aufgebaute Sohn an die Macht.
Der glänzende Rhetoriker und „Homo politicus“modernisierte die Steiermark weiter und umgab sich mit mitunter unbequemen Vordenkern wie etwa Bernd Schilcher oder Gerhard Hirschmann. Die ÖVPDenkfabrik „Modell Steiermark“forcierte etwas, was heute selten geworden ist: (gesellschafts)politi- sche Diskurse. Hösele zeichnet diese Entwicklungen gut recherchiert und mit teilweise unbekanntem Bildmaterial nach. Seine Nähe zu den Protagonisten mindert aber die Kritikfähigkeit in dieser Chronik – etwa bei Fehleinschätzungen wie dem Abwehrkampf gegen die Draken-Abfangjäger. Statt einer Analyse wird der Würdigung der Vorzug gegeben. Apropos Würdigung. „Joschi Krainer ist der Erzherzog Johann des 20. Jahrhunderts“, sagte Arnold Schwarzenegger.