Historisches und Anekdoten zum Ski-Jubiläum
Seit 1997 gastiert der Damen-Skiweltcup in Lienz. 20 Jahre in jenem Ort, wo Marlies Raich Skigeschichte schrieb und Anna Veith ihre Siegpremiere feierte. Lange zuvor lieferte sich hier Alberto Tomba ein Duell mit einem Österreicher.
Die Geschichte des Skiweltcups in Lienz geht beinahe in die Anfänge des Weltcups selbst zurück. Im Dezember 1969 beehrte der Skitross erstmals Osttirol. Von Annemarie Moser-Pröll, Gustav Thöni und Karl Schranz über Alberto Tomba bis zu Marlies Raich und Anna Veith haben etliche Größen ihrer Zunft auf dem Hochstein zum Teil ihre persönliche Geschichte geschrieben. Seit 1997 ist Lienz im Zwei-Jahres-Rhythmus fester Bestandteil im FIS-Kalender. Zwei „Väter“des Weltcups kramen mit den SN vor den Rennen am Donnerstag und Freitag, dem 20-JahrJubiläum, in Erinnerungen.
Vor 48 Jahren trugen sich Jody Nagl (USA), Patrick Russel und JeanNoël Augert (beide FRA) hier als Erste in die Siegerlisten ein und wiesen dabei oben erwähnte bekanntere Namen in die Schranken. Danach machte der Weltcup fast 20 Jahre einen Bogen um Lienz. Bis die Osttiroler Legende Werner Grissmann – wer sonst, ist man geneigt zu sagen – 1988 den Weltcup als Ersatzrennen für Bad Wiessee wieder nach Osttirol lotste. Rund 20.000 Zuschauer erlebten einen legendären Slalom. Massen an Italienern pilgerten ins nahe Osttirol, um ihren Alberto Tomba siegen zu sehen, hatten die Rechnung allerdings ohne Bernhard Gstrein gemacht. Der Tiroler besiegte „Tomba la Bomba“, es sollte sein einziger Sieg bleiben.
Dass man sich in Lienz Jahre später wieder Hoffnungen auf einen regelmäßig wiederkehrenden Event machte, hatte man zum einen dem Wettergott zu verdanken. Als 1995 die WM in der Sierra Nevada witterungsbedingt abgesagt wurde, sprang Lienz als Ersatz ein und machte sich mit dem Alpencup wieder einen Namen. „Ein Jahr später haben wir dann die erste FIS-Snowboard-WM ausgetragen“, erzählt Werner Frömel, Chef des Organisationskomitees. Das Angebot, künftig Damenskirennen zu veranstalten, nahmen die Lienzer 1997 dankend an. Seither wechselt man sich mit dem Semmering jährlich ab.
Und der Hochstein erwies sich bisher fast durchwegs als guter Boden für Rot-Weiß-Rot. Anita Wachter im Riesentorlauf und Sabine Egger im Slalom gewannen hier 1999, ebenso Nicole Hosp (RTL/2003). Gleich vier Mal (2005, 2009, 2011, 2013) bejubelte Marlies Schild einen Heimsieg. „Ihr Triumph 2013 war wohl auch für uns der emotionalste Moment“, spricht Frömel den 35. Slalomsieg der Salzburgerin an, die damit Skigeschichte schrieb und Vreni Schneider als Rekordsiegerin ablöste. Auch Anna Fenninger gelang mit ihrem ersten Weltcupsieg im Riesentorlauf 2011 in Lienz ein Meilenstein ihrer Karriere.
Befragt nach unliebsamen Erinnerungen zum 20-Jahr-Jubiläum muss etwa Pisten- und Rennchef Siegfried Vergeiner schon lange nachdenken. „2011 ist Resi Stiegler unter dem Fangzaun Richtung Wald gerutscht, aber zum Glück ist nichts Schlimmes passiert.“Umso mehr Anekdoten haben Vergeiner und Frömel zu erzählen. Etwa von Michaela Dorfmeister, die zwischen den Durchgängen gern einen Einkehrschwung einlegte und sich bei einem Bier stärkte. Oder von Sarah Schleper, die ihr Abschiedsrennen im Rock bestritt und dabei auch ihre Unterwäsche zur Schau stellte. „Und Lindsey Vonn hat uns mit ihrem Truck Kopfzerbrechen bereitet. Das war ihr Büro, Schlafzimmer und Fitnessstudio zugleich und so riesig, dass wir nicht gewusst haben, wo sie das Gefährt parken soll“, erzählt Frömel.
Stolz ist das Duo mit seinen Hunderten Helfern aber vor allem auf eines: „Dass wir von 20 kein einziges Rennen absagen mussten.“Dabei habe es einmal so stark geregnet, dass eigentlich nicht an ein Rennen zu denken war. So sollten nun heuer auch die angekündigten 30 Zentimeter Neuschnee keine Gefahr darstellen. „Das Schlimmste für die Piste ist Schneefall, aber wir schaffen das. Wie immer“, sagt Vergeiner und macht sich auf den Weg.