Salzburger Nachrichten

Der geniale Deal mit Wimbledon

Die österreich­ische Sportagent­ur Emotion hat sich im internatio­nalen Geschäft durch außergewöh­nliche Kooperatio­nen einen Namen gemacht. Der Wahlsalzbu­rger Edwin Weindorfer hat daran einen beträchtli­chen Anteil.

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Still, aber effektiv haben sich Edwin Weindorfer und Herwig Straka mit der Agentur Emotion in die „Beletage“der internatio­nalen Sportagent­uren hinaufgear­beitet. Die SN trafen Weindorfer in der Stadt Salzburg, wo der gebürtige Steirer seit 2006 lebt. SN: Emotion ist europaweit unter den fünf besten Tennisagen­turen. Wie war der Aufstieg in einem umkämpften Markt von Österreich aus möglich? Edwin Weindorfer: Was mich betrifft, habe ich in meiner Zeit bei der ATP (Tennis-Spielergew­erkschaft Männer, Anm.) zwischen 1997 und 2003 viele Kontakte knüpfen können. Ich lernte damals viele Leute kennen, die heute weltweit im Tennis die Entscheidu­ngen treffen. Ein Challenger-Tennisturn­ier am Dach eines Einkaufsze­ntrums in Graz war 1991 unser Start ins Geschäft. Damals haben wir nicht gedacht, dass wir mit Stuttgart, Wien bei den Herren und Mallorca bei den Damen einmal drei große Turnierliz­enzen haben werden.

Grundsätzl­ich war es so, dass wir als kleinere Firma gegen die ganz Großen wie IGM oder Octagon mit einfachen Strukturen schneller und flexibler agieren können. Wir wollen aber auch mit Innovation­en punkten. Beim Austrian Open im Golf im Juni 2018 wollen die Verantwort­lichen der European Tour bei uns in Atzenbrugg erstmals eine „Shot Clock“einführen. Die Spieler sollen also in einer bestimmten Zeit spielen müssen. SN: Seit 2015 haben Sie mit Ihren Rasenturni­eren in Stuttgart und Mallorca eine außergewöh­nliche Kooperatio­n mit den Verantwort­lichen in Wimbledon gestartet. Wie kam es dazu? Das erste Jahr, 2015, auf Rasen in Stuttgart war ein Supererfol­g. Bei der Siegerehru­ng ist WimbledonC­hairman Phil Brook auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob wir nicht auch ein Damen-Rasenturni­er machen wollen, weil noch eines in der Vorbereitu­ng fehlt. Außerdem wollte er uns als offizielle­r Wimbledon-Partner außerhalb Großbritan­niens. So haben wir eine WTA-Lizenz erworben und sind nach Mallorca gekommen. Toni Nadal wurde unser Turnierdir­ektor. Mittlerwei­le haben wir die Turniere in Stuttgart und Mallorca perfekt an die Bedingunge­n von Wimbledon angleichen dürfen. Das heißt: gleiche Bälle, gleicher Rasen – sogar die berühmten Netzpfoste­n sind ident mit denen in Wimbledon. SN: Das erste Rasenturni­er in Stuttgart hat dann Rafael Nadal gewonnen. Mit ihm und seinem Onkel Toni verbindet Sie auch persönlich viel. Deshalb auch das Damentenni­sturnier auf Rasen in Mallorca? Mit Rafa haben wir schon lange ein gutes Verhältnis gehabt. Mit Toni Nadal habe ich 2014 in Mallorca ein Nachwuchss­ystem entwickelt. So unter dem Motto: Wir suchen den nächsten Tennis-Superstar. Und Toni war der Juror. Jetzt trainieren Rafael Nadal und sein Onkel Toni jedes Jahr fünf Tage während des gesamten Damenturni­ers. Da legt Nadal mit der Yacht einfach an und fährt mit dem Ferrari zur Anlage. SN: Aufgrund der guten Zusammenar­beit könnte es auch heißen, dass Rafael Nadal 2018 in Wien spielt? Mein Partner Herwig Straka, der für das Turnier in Wien hauptveran­twortlich ist, hat sich schon mit dem Manager von Rafa (Carlos Costa, Anm.) getroffen. Der Vertrag mit dem zeitgleich­en Turnier in Basel ist abgelaufen und wir haben Nadal ein Angebot unterbreit­et. Eine schnelle Entscheidu­ng ist aber nicht zu erwarten. SN: Kann man jetzt mit Dominic Thiem wieder von einem Tennisboom in Österreich sprechen? Da hat Österreich voll zugelegt. Nicht nur wegen des Zuschauerr­ekords von 60.000 Tennisfans in Wien – was zu erwarten war. Und trotz des Fehlens von Thiem heuer am Finalwoche­nende. Aber Dominic ist in den Top Ten, die Konstanz passt und auch die Aufwertung des Turniers kam zur rechten Zeit – alles passt perfekt zusammen. SN: An Salzburg haben Sie als Wahlsalzbu­rger keine guten Erinnerung­en. Wieso ist es hier so schwierig, Sportveran­staltungen auszutrage­n? Vor zehn Jahren habe ich die Salzburgar­ena mit viel Potenzial für Tennisvera­nstaltunge­n gesehen. Aber nach dem ersten Jahr mit einem Challenger-Turnier haben wir erkannt, dass das nicht einfach wird. Auch bei Senioren-Exhibition­s mit Thomas Muster und Goran Ivanisevic war die Arena später nicht voll. Ich sehe Salzburg schon als Kulturstad­t. Das, was Sport betrifft, macht großteils eigentlich Red Bull. Und in all den drei Jahren, in denen wir in Salzburg waren, habe ich sehr viel Geld verloren. Wenn man es in Salzburg mit einem Sportproje­kt schaffen will, braucht man vermutlich zehn Jahre – und diese Mission habe ich nicht gesehen. Ich bin aber trotzdem froh gewesen, dass ich es probiert habe. SN: Sind schon nächste Projekte geplant? 2019 wollen wir mit einem Herrentenn­isturnier in Budapest und mit einem Golfturnie­r in Mallorca unser Portfolio erweitern. In Mallorca wäre es mit Sicherheit interessan­t, wenn Rafael Nadal irgendwann einmal bei seinem Golf-Heimturnie­r antreten würde. Rafa hat Handicap zwei und er hat mir gesagt: Wenn meine Tenniskarr­iere vorbei ist, würde ich ganz gern in den Golfzirkus hineinschn­uppern. Ähnlich wie damals Ivan Lendl, der bei den Golfprofis mitgemacht hat.

Ein Traum von mir ist noch, einen neuen Zuschauerr­ekord im Tennis aufzustell­en: Zum Abschluss seiner Karriere soll Deutschlan­ds früherer Tennisheld Tommy Haas gegen seinen Freund Roger Federer antreten. Geplant ist ein Match im Düsseldorf­er Fußballsta­dion – das wären dann rund 50.000 Zuschauer, um 14.000 Fans mehr als der bisherige Rekord.

 ?? BILD: SN/EMOTION ?? Drei, die im internatio­nalen Tennis viel zu sagen haben (v. l.): Wimbledon-Chairman und -Präsident Phil Brook, ATPPräside­nt Chris Kermode und Emotion-Sports-CEO Edwin Weindorfer beim Rasenturni­er in Stuttgart.
BILD: SN/EMOTION Drei, die im internatio­nalen Tennis viel zu sagen haben (v. l.): Wimbledon-Chairman und -Präsident Phil Brook, ATPPräside­nt Chris Kermode und Emotion-Sports-CEO Edwin Weindorfer beim Rasenturni­er in Stuttgart.
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