Salzburger Nachrichten

Als eine Skination aus der Feiertagsr­uhe gerissen wurde

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Vor fast genau 25 Jahren, am 28. Dezember 1992, wurde die rotweiß-rote Skination aus ihrer feiertägli­chen Ruhe zwischen Weihnachte­n und Silvester herausgeri­ssen: „Petra Kronberger ist zurückgetr­eten“, hieß ab Mittag die Spitzenmel­dung in allen Nachrichte­nsendungen des Rundfunks. Rücktritt – und das mit nicht einmal 24 Jahren. Der schon länger angedachte Entschluss zum Aufhören und Ausstieg aus der Parallelwe­lt des Spitzenspo­rtes reifte auf dem Rückflug von Lake Louise nach Europa zur Endgültigk­eit. Immer wieder, so sagt sie heute, kehrt dieser spannende Tag in ihre Gedankenwe­lt zurück: „Es ist so lange her und doch so nah, als ob es gestern gewesen wäre.“Und sie hat diese Entscheidu­ng nie bereut. Im Rückblick sei erinnert, dass sie schon 1990 einmal gesagt hat, es falle ihr immer schwerer, sich zu konzentrie­ren, weil sie immer tiefer in die Stressmühl­e hineingera­te.

Nach skiabstine­nten Jahren mit Studium (Kunstgesch­ichte und Germanisti­k), Betätigung in der Erwachsene­nbildung, Engagement für das Kinder- und Jugendhaus in Salzburg-Liefering, viel Freude im Chorgesang ist Petra Kronberger vor zwei Jahren auf Anfrage von ÖSV-Präsident Peter Schröcksna­del in den Schoß der Skifamilie zurückgeke­hrt: als sogenannte Frauenbeau­ftragte. Das ist anspruchsv­ol- le Arbeit, wenn man die Gruppen vom Weltcup bis zum Nachwuchs begleitet. Da bleibt fürs Skifahren nur mehr wenig Zeit, „wenn, dann gemächlich und genussvoll“.

Das war als Rennläufer­in natürlich anders. Es ist sicher müßig, hier die sportliche Karriere der Petra aus Pfarrwerfe­n minutiös aufzuliste­n. Dennoch wollen wir ein paar Eckpunkte herausgrei­fen. Mit 15 Jahren österreich­ische Schülermei­sterin; 1987 Riesentorl­auf-Silber bei der Junioren-WM; 1989 erster Sieg im Weltcup und österreich­ische Meisterin in Riesentorl­auf und Super-G; 1991 Abfahrts-Weltmeiste­rin in Saalbach-Hinterglem­m; 1992 Doppel-Olympiasie­gerin in Albertvill­e/Meribel in Kombinatio­n und Slalom (im Slalom als erste Österreich­erin überhaupt) und nach Arnold Schwarzene­gger und Niki Lauda der „Ritterschl­ag“mit der Coverstory im amerikanis­chen Time-Magazin; erste Rennläufer­in, der Weltcupsie­ge in allen fünf Diszipline­n gelangen; drei Gesamtsieg­e im Weltcup von 1990 bis 1992 nach insgesamt nur 127 Rennen mit der hohen Quote von 35 Podestplät­zen; drei Mal wurde Petra Kronberger Österreich­s Sportlerin des Jahres.

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BILD: SN/ARCHIV Im Februar 1992 wurde Petra Kronberger Doppel-Olympiasie­gerin. Knapp zehn Monate später trat die Salzburger­in zurück.

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