Wissen über Migranten? Brauchen wir nicht. Die Medien-Servicestelle dokumentierte Fakten zur Zuwanderung – jetzt muss sie schließen.
Wie viele Tschetschenen leben in Österreich? Wann feiern Muslime ihre religiösen Feste? Welche türkischen Organisationen gibt es? An welchen Projekten arbeiten Christen, Juden und Muslime gemeinsam?
Wer Zahlen und Daten zu den Zuwanderern in Österreich suchte, konnte in den vergangenen sechs Jahren auf die „Medien-Servicestelle Neue Österreicher“zurückgreifen. Daten, Zahlen und Fakten zu den Themen Migration und Integration wurden dort gesammelt. Ab nächsten Jahr muss die „Medien-Servicestelle Neue Österreicher“schließen. Es sei nicht gelungen, eine tragfähige Finanzierung sicherzustellen, teilte Chefredakteur Zarko Radulovic am Mittwoch auf SN-Anfrage mit. Die Schließung stehe nicht mit der neuen Regierung in Zusammenhang. Das Projekt war unter anderem von Kanzleramt, Außenministerium, Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung finanziert worden. Die Einrichtung hatte schon länger mit Geldproblemen zu kämpfen. Zum Vergleich: In Deutschland wird ein ähnliches Projekt derzeit weiter ausgebaut. „Wir haben es trotzdem geschafft, mehr Daten und Fakten in die sonst recht emotionale Diskussion rund um das Thema Migration zu bringen“, erklärt Radulovic. Seit dem Frühling 2011 wurden knapp 500 Artikel auf der Website der Servicestelle publiziert. Zudem wurden rund 230 Studien, die das Thema Integration/Migration/Asyl behandeln, veröffentlicht. Über 660 Rechercheanfragen von Journalisten wurden in diesem Zeitraum behandelt und beantwortet. Mit der „Stammtisch-App“wurde versucht, die oft hitzig geführten politischen Debatten zu versachlichen. Gängige Vorurteile zu den Themen Integration, Migration, Asyl, Fremdenfeindlichkeit, Nationalsozialismus werden in der App behandelt und richtiggestellt.
Bis auf Weiteres bleiben diese App und die Website www.medienservicestelle.at online verfügbar. Sie werden allerdings nicht mehr aktualisiert.