Kranke aus Konfliktregion gebracht
Patienten kamen aus belagerten Vorstädten von Damaskus ins Spital.
Es war Baschar al-Assad persönlich, der am zweiten Weihnachtstag dem Vertreter einer britischen Hilfsorganisation den sofortigen Abtransport von Schwerkranken und Verletzten aus der Ostghouta versprach. Mehr als fünf Monate lang hatte das Internationale Rote Kreuz mit Vertretern des Regimes und der fundamentalistischen „Armee des Islams“verhandelt, bis man sich auf die Modalitäten der Evakuierung geeinigt hatte. Eine von der UNO erstellte Prioritätenliste mit den Namen von knapp 500 Patienten sei in dieser Zeit immer kürzer geworden, weil täglich neue Todesfälle gemeldet wurden, klagte Jan Egelund, der UNO-Nothilfekoordinator für Syrien, vergangene Woche in Genf.
Monatelang habe man sich um die Schwerkranken bemüht und um die Sendung von Lebensmitteln und Medikamenten in die vom Regime belagerten Vorstädte der syrischen Hauptstadt Damaskus gebeten. Doch das Regime habe die „vollständige Katastrophe“vor seiner Haustür ignoriert.
Erst in der Nacht auf Mittwoch konnten Ambulanzen des Roten Halbmonds 29 Patienten in die oft gut ausgestatteten Krankenhäuser von Damaskus bringen. Unter ihnen waren sieben an Krebs erkrankte Kinder. Ob sie überleben, ist fraglich. Die an einem Rachentumor leidende Rama Helweh hätte zuletzt vor acht Monaten mit den richtigen Krebsmedikamenten behandelt werden können, berichtet Hamish de Bretton-Gordon von der britischen „Union of Medical Care and Relief Organisations“(UOSSM).
Die Ostghouta ist ein Gebiet im Großraum von Damaskus. In der seit 2013 von der Assad-Armee belagerten Region leben rund 400.000 Menschen. Etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder, welche größtenteils unterernährt sind. Zu einer Aufhebung der Hungerblockade ist das Regime erst bereit, wenn die Ostghouta beherrschende „Armee des Islams“, eine von SaudiArabien finanzierte Miliz, kapituliert und den vollständigen Rückzug ihrer Milizionäre in die Rebellenhochburg Idlib an der türkischen Grenze akzeptiert.
Fast alle Rebellenenklaven in der Region von Damaskus mussten nun einer solchen Evakuierung zustimmen. Das Assad-Regime präsentiert die erzwungene Kapitulation als „Versöhnung“, von der freilich nicht die Rede sein kann. Die meisten nach Nordsyrien gebrachten Rebellen wollen den Kampf gegen das Regime fortsetzen.