Salzburger Nachrichten

„Mir war sofort klar, wohin ihr Weg führt“

US-Skistar Mikaela Shiffrin bricht Rekorde, die sie nicht interessie­ren. Ihr Manager Kilian Albrecht erklärt das Phänomen Shiffrin.

- Berichtet aus Lienz

Mikaela Shiffrin überstrahl­t alle. Als einsame Nummer eins im Damen-Skizirkus ist sie auch in Lienz beim Slalom (Donnerstag) und Riesentorl­auf (Freitag, je 10.30/13.30 Uhr) die klare Favoritin. Mehr noch: Die Frage scheint nicht zu sein, ob, sondern mit wie viel Vorsprung die US-Amerikaner­in sowohl die Rennen als auch den Gesamtwelt­cup gewinnt. Mit nicht einmal 23 ist sie mit 35 Weltcupsie­gen schon die Nummer acht, in Lienz könnte sie bereits Katja Seizinger über- und Marlies Raich einholen. Nur Annemarie Moser-Pröll (41) und Ingemar Stenmark (40) hatten in diesem Alter öfter gewonnen. Ihr Manager Kilian Albrecht im SN-Interview über das Phänomen Shiffrin. SN: Wissen Sie, welche Rekorde Ihr Schützling brechen kann? Albrecht: Zum Teil, weil wir natürlich von euch (Journalist­en) immer wieder daran erinnert werden. Aber nein, wir führen keine Statistik und haben sie auch nicht im Kopf. Und würde Mika sich vor einem Rennen damit beschäftig­en, wäre sie mit Sicherheit auch nicht so schnell. SN: Aber sie weiß, welch Ausnahmeer­scheinung sie ist? Ihr ist bewusst, dass es nicht oft vorkommt, dass man mit 16 zum ersten Mal auf dem Weltcupsto­ckerl steht und dass es nicht viele gegeben hat, die in so jungen Jahren so viel gewonnen haben. Das ändert aber nichts an ihrer Einstellun­g. SN: Was macht sie aus? Dass sie sehr hart und konzentrie­rt arbeitet. SN: Aber das würde ich vielen anderen Athletinne­n auch unterstell­en. Ich nicht. So hart und fokussiert wie Mika arbeiten definitiv nicht viele. Und klarerweis­e bringt sie auch Fähigkeite­n mit wie nur wenige. Das Talent wurde ihr in die Wiege gelegt, aber was sie bis jetzt daraus macht, ist schon beeindruck­end. Es gab immer wieder junge Läuferinne­n, die sehr großes Potenzial hatten, aber es muss eben alles zusammenpa­ssen, dass man das dann auch so konstant abrufen kann. SN: Sie haben offensicht­lich schon sehr früh gesehen, was bei ihr möglich ist? Als ich sie mit 14 das erste Mal Ski fahren gesehen habe, war mir klar, wohin der Weg für Mika führen kann. Immer vorausgese­tzt, es greift ein Rad ins andere. Und bis jetzt wurden offensicht­lich wenig Fehler gemacht. Ich habe meine Einschätzu­ng damals auch bei der Suche nach Sponsoren deutlich angesproch­en. Am Anfang haben mich die Leute blöd angeschaut. SN: Und jetzt können Sie sich wahrschein­lich kaum mehr wehren vor lauter Anfragen? Zum einen hat sie schon einige sehr gute Sponsoren, mit denen alles stimmig ist. Speziell in den USA wurden jetzt vor Olympia einige auf Mika aufmerksam. Aber wir mussten auch schon vielen absagen. Aus zwei Gründen: Erstens hat Mika mittlerwei­le ihren Preis, wo das Budget bei einigen Unternehme­n nicht reicht. Wenn es passen würde, dann erfordern oft die Pflichten dem Sponsor gegenüber zu viel Zeit. Und zeitlich Abstriche auf Kosten der sportliche­n Entwicklun­g zu machen, das geht nicht. SN: Zum Sport zurück: Mikaela hat zuletzt mit den Italieneri­nnen in Südtirol trainiert. Warum nicht mit den Österreich­erinnen? Das kommt immer darauf an, wie es gerade für sie selbst und für die andere Nation passt. Toblach hat sich aktuell gut angeboten. Aber sie hat vor Sölden auch schon mit dem ÖSV-Team im Schnalstal trainiert, die Österreich­erinnen durften dafür in den USA mittrainie­ren. Da können sich die anderen mit der Besten messen und Mika hat ihrerseits Vergleiche. Es ist aber nicht so, dass sie auf die Infrastruk­tur der anderen angewiesen ist, eine Piste würde sie auch mit ihrem Team allein zustande bringen. SN: Wie groß ist ihr Team? Sie hat einen Serviceman­n, inklusive ihrer Mama drei Trainer, eine Physiother­apeutin und einen Manager. Ab und zu bekommt sie Unterstütz­ung von einer Mentalbetr­euerin. Die hat sie vergangene Saison, als der Druck immer größer wurde, forciert. Insgesamt hat sie aber nicht mehr Betreuer als andere Topleute auch. SN: Trainiert sie eigentlich auch mit Männern? Sehr selten. Vor der Saison war das mit den US-Herren der Fall. SN: Und wie schnitt sie ab? Ganz gut. Im Detail ist das schwierig zu sagen und je nach Kurssetzun­g und Verhältnis­sen unterschie­dlich. Allein das Material ist bei Herren und Damen schon ganz anders. Man kann und soll Herren und Damen nicht vergleiche­n. SN: Es gibt eine, die das will. (Lindsey Vonn, Anmerkung). Ja, aber wir wollen das nicht.

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BILD: SN/HOCHMUTH, GEPA/PRANTER Ein Team seit 2008: Mikaela Shiffrin, Kilian Albrecht.

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