Irans Frauen werden über richtige Kleidung belehrt
Die Polizei im streng islamischen Iran will Frauen, die sich auf den Straßen „unislamisch“kleiden oder benehmen, belehren statt bestrafen. „Frauen, die (in der Öffentlichkeit) die islamischen Vorschriften nicht beachten, werden seit einiger Zeit nicht mehr auf die Wache gebracht“, sagte Teherans Polizeichef Hussein Rahimi am Mittwoch. Vielmehr würden sie gebeten, an Lehrklassen teilzunehmen, „um ihre Sichtweise und ihr Benehmen zu korrigieren“, sagte Rahimi.
Im Iran müssen alle Frauen und Mädchen ab neun Jahren gemäß islamischen Vorschriften in der Öffentlichkeit ein Kopftuch und einen langen, weiten Mantel tragen, um Haare und Körperkonturen zu verbergen. „Sünderinnen“droht die Festnahme durch die religiöse „Sittenpolizei“, in manchen Fällen auch ein Strafverfahren und eine saftige Geldstrafe. Die Gesetze – und Strafmaßnahmen – gibt es schon seit fast 40 Jahren, genauso lang haben sie nicht viel gebracht. Die Kopftücher wurden und werden immer kleiner und die Mäntel immer kürzer und enger. Auch strengere Kontrollen der Sittenpolizei auf den Straßen führten nicht zu dem erhofften Sinneswandel der Frauen.
Laut Polizeichef Rahimi gab es in diesem Jahr bereits mehr als 120 solcher Aufklärungsklassen, an denen fast 8000 Frauen teilgenommen haben. Bewirkt haben sie offenbar wenig.
Nach der Wiederwahl des moderaten Präsidenten Hassan Rohani und der Ausweitung der gesellschaftlichen Freiheiten in der islamischen Theokratie sind besonders in den Abendstunden immer mehr Frauen ohne Kopftuch in Autos, Cafés und Restaurants in der Hauptstadt Teheran zu sehen.