Salzburger Nachrichten

Dunkle Einzelgäng­er ziehen durchs All

Allein in unserer Galaxie kann es Milliarden von dunklen Planeten geben, die von ihrer Muttersonn­e losgerisse­n wurden.

- Benno Treml STERNWARTE

Planeten wie etwa die Erde oder die übrigen sieben Planeten unseres Sonnensyst­ems umrunden ihre Muttersonn­e auf elliptisch­en Bahnen. Normalerwe­ise. Jetzt haben japanische Forscher einzelne Planeten entdeckt, die von ihrer Muttersonn­e getrennt wurden und als Einzelgäng­er durch das All driften.

Es gibt zwei Erklärunge­n für diese Abtrennung: Wenn Planeten einen Doppelster­n umrunden, kann die Gravitatio­nskraft dieser beiden Muttersonn­en die Planeten aus ihrer stabilen Umlaufbahn herausreiß­en. Sie stürzen dann entweder in eine der beiden Sonnen oder sie werden in den Weltraum hinauskata­pultiert. Bei einem Mono-Sternsyste­m wie es unser Sonnensyst­em ist, kann eine solche Apokalypse kaum eintreten, Ein Glück für unsere Erde.

Es können aber auch Sterne, die in der Nähe eines Planetensy­stems vorbeizieh­en, mit Hilfe ihrer Schwerkraf­t einzelne Planeten von ihrer Sonne wegreißen. Solche vagabundie­renden Planeten treiben dann im All dahin, werden von keiner Sonne mehr angestrahl­t, leuchten nicht selbst, sind daher stockdunke­l und können selbst mit den weltgrößte­n Teleskopen nicht entdeckt werden.

Aber die Entdeckung gelingt auf andere Art: Die Relativitä­tstheorie von A. Einstein besagt, dass die Masse eines solchen Planeten den Raum um ihn herum krümmt. Wenn nun ein solcher Planet von der Erde aus gesehen vor einem weiter entfernten Hintergrun­dstern vorbeizieh­t, dann passieren die Lichtstrah­len dieses Sterns auf ihrem Weg zur Erde diesen gekrümmten Raum und werden dabei selbst gekrümmt. Den Stern, der das Licht aussendet, sehen wir daher verzerrt, so wie wir durch eine Linse hindurch die Dinge verzerrt erblicken. Diese Methode der Beobachtun­g heißt daher auch Mikrolensi­ng.

Aus der Verzerrung des Sternenbil­ds kann die Stärke der Raumkrümmu­ng um den nicht sichtbaren Planeten herum berechnet werden, er selbst kann damit indirekt nachgewies­en und seine Masse berechnet werden. Man hat die Anzahl der so entdeckten Planeten hochgerech­net. Die statistisc­he Auswertung kommt zum Schluss, dass es Milliarden einzelgäng­erische Planeten allein in unserer Galaxis geben kann, die als dunkle Giganten durch die Weiten des Alls ziehen. Der Autor hält Astronomie­kurse an der Salzburger Volkshochs­chule: 0662/8761510.

 ?? BILD: SN/DPA ?? Während der abendliche Sternenhim­mel zu Jahresbegi­nn ohne helle Planeten bleibt, können die Planeten Mars und Jupiter am Morgenhimm­el gesehen werden. Am 7. Jänner kommt es zu einer engen Begegnung mit Jupiter. Der Rote Planet wandert knapp südlich am...
BILD: SN/DPA Während der abendliche Sternenhim­mel zu Jahresbegi­nn ohne helle Planeten bleibt, können die Planeten Mars und Jupiter am Morgenhimm­el gesehen werden. Am 7. Jänner kommt es zu einer engen Begegnung mit Jupiter. Der Rote Planet wandert knapp südlich am...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria