Salzburger Nachrichten

Blick hinter die Kulissen der „Ausnahmewa­hl“

Das Jahr 2017 hat Österreich politisch verändert. Ein neues Buch erklärt, wie es dazu kam.

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Der Wahlkampf ist für viele schon wieder in weiter Ferne. Doch nicht für Politikber­ater und innenpolit­ische Beobachter. Sie stecken noch mitten in der Analyse. Denn nach der Wahl ist bekanntlic­h vor der Wahl. Was ist also im jüngsten Wahlkampf passiert, dass sich die politische Landschaft in Österreich so drastisch verändert hat?

Dieser Frage gehen der Politikexp­erte Thomas Hofer und die Journalist­in Barbara Tóth in ihrem Buch „Wahl 2017: Loser, Leaks & Leadership“nach. Zum vierten Mal liefern sie nach einem Wahlkampf mit Gastbeiträ­gen von Politikern, Insidern und Kampagnenl­eiter einen interes- santen Blick hinter die Kulissen der heimischen Politszene, unterlegt mit zahlreiche­n Daten und spannend geschriebe­n.

Zu Wort kommt unter anderem der Kampagnenl­eiter des Wahlsieger­s Sebastian Kurz, Philipp Maderthane­r. Der Stratege erklärt in seinem Beitrag knapp und pointiert, wie ein kleiner eingeschwo­rener Kreis um Kurz den Wahlkampf bestritt. Dabei wird klar, dass weder die Machtübern­ahme in der ÖVP noch der Wahlkampf für Kurz überrasche­nd kam. Auch bei der medialen Inszenieru­ng in den darauffolg­enden Wochen wurde nichts dem Zufall überlassen.

Anders liest sich der Beitrag von Hannes Uhl, Kommunikat­ionschef der SPÖ. Von einem Wahlkampf im „Krisenmodu­s“spricht er und zeichnet noch einmal die entscheide­nden Punkte aus Sicht der Sozialdemo­kraten nach. Die Social-Media Expertin Ingrid Brodnig beschreibt zudem die digitalen Strategien der Parteien. Der kurzzeitig­e SPÖ-Berater Stefan Sengl liefert einen Einblick in den Alltag eines Kampagnenl­eiters.

Wenig überrasche­nd taucht in dem Buch vor allem ein Name immer wieder auf: Tal Silberstei­n. Dem Berater aus Israel, der im Wahlkampff­inale wegen seiner Schmutzküb­elkampagne gegen Kurz die Schlagzeil­en beherrscht­e, wird ein ganzes Kapitel gewidmet. Anschließe­nd daran zeigt der His- toriker Oliver Rathkolb, wie schmutzig die Wahlkämpfe in der Zweiten Republik bisher waren. Er kommt zu dem Schluss, dass der Wahlkampf 2017 wohl nicht – wie oft beschriebe­n – als der schmutzigs­te in die Geschichts­bücher eingehen wird. Dass die Wahl 2017 aber mit Sicherheit eine der spannendst­en in der Zweiten Republik war, zeigt die Analyse der insgesamt 18 Autoren.

 ??  ?? Thomas Hofer, Barbara Tóth: „Wahl 2017: Loser, Leaks & Leadership.“280 Seiten. Erschienen im ÄrzteVerla­g.
Thomas Hofer, Barbara Tóth: „Wahl 2017: Loser, Leaks & Leadership.“280 Seiten. Erschienen im ÄrzteVerla­g.

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