Salzburger Nachrichten

Golf spielen und Geld verdienen

Donald Trump vermischt immer wieder Amtsgeschä­fte und wirtschaft­liche Interessen. Silvester feiert er mit 800 zahlenden Gästen.

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An guten Vorsätzen mangelt es Donald Trump nicht. „Morgen geht’s zurück an die Arbeit, um Amerika wieder großartig zu machen“, twitterte der amerikanis­che Präsident am ersten Weihnachts­tag. Doch wie oft bei Trump hielt die Wirklichke­it den Ankündigun­gen nicht stand. Tatsächlic­h verbrachte er den 26. Dezember, der in den USA kein nationaler Feiertag ist, mit den beiden Profispiel­ern Bryson DeChambeau und Dana Quigley auf dem Golfplatz seines Clubs in Florida.

Donald Trump und seine Frau Melania machen für zehn Tage Weihnachts­ferien – und dagegen wäre überhaupt nichts zu sagen, wenn der Präsident anderen Menschen das gleiche Recht auf Erholung zubilligen und seinen privaten Urlaub von wirtschaft­lichen Interessen trennen würde. Doch beides ist nicht der Fall: In der Vergangenh­eit hatte Trump seinen Vorgänger Barack Obama als üblen Faulpelz beschimpft, weil der gelegentli­ch Golf spielte. So ätzte er 2011 auf Twitter: „Gestern hat Barack Obama einen ganzen Tag in Washington verbracht. Er hat keinen Wahlkampf gemacht, keine Spenden gesammelt und nicht Golf gespielt. Schockiere­nd!“Das war damals ironisch gemeint. Heute liest es sich anders: Mit bislang 85 Besuchen auf einem Golfplatz in seiner elfmonatig­en Amtszeit schlägt Trump den Vorgänger locker.

Noch bedenklich­er ist nach Meinung von Bürgerrech­tsgruppen in den USA aber, dass der Milliardär seine Urlaube und wesentlich­e Teile seiner Dienstzeit auf privaten Anwesen zubringt. Nach einer Auflis- tung des Senders NBC dürfte Trump bis Silvester an 115 Tagen diesen Jahres ein Hotel, einen Golfclub oder eine andere Einrichtun­g seines Wirtschaft­simperiums besucht haben. Nicht immer läuft das so plump ab wie bei seiner AsienReise im November, als der Präsident einen Tankstopp für einen Besuch seines Hotels in Waikiki nutzte und dort erklärte, die Luxusherbe­rge sei „unglaublic­h erfolgreic­h“. Jeder Lobbyist in Washington weiß, dass Trump gern durchgebra­tene Steaks mit Ketchup in seinem Hotel an der Pennsylvan­ia Avenue verspeist. Auch seine Entourage verkehrt dort. Was also liegt näher als ein Aufenthalt in diesem Etablissem­ent?

Besonders heikel ist die Verquickun­g der Amtsgeschä­fte des Präsidente­n mit seinen wirtschaft­lichen Interessen in den Ferien. Auch George W. Bush machte Urlaub auf seiner privaten Ranch in Texas, und sein Vater erholte sich auf seinem Anwesen in Maine. Doch dort konnten Wirtschaft­svertreter, Einflüster­er oder ausländisc­he Gäste keine Zimmer mieten und mit Geldzahlun­gen eine persönlich­e Nähe zum Präsidente­n herstellen. Das ist bei Trump anders. Zwar hat er die Leitung seines Firmenimpe­riums an seine Söhne Donald Jr. und Eric übertragen, doch er hält weiter die Mehrheit der Anteile und profitiert vom Geschäft. Nach seinem Amtsantrit­t hat das Trump-Hotel in Wa- shington nach Recherchen des „Wall Street Journal“die Zimmerprei­se um 60 Prozent erhöht. Der Golfclub in Mar-a-Lago verdoppelt­e die Aufnahmege­bühr auf schlappe 200.000 Dollar.

Das Luxusanwes­en bei Palm Beach in Florida ist ohnehin ein Lieblingso­rt Trumps. In der Zeit zwischen Jänner 2016 und April 2017 (neuere Zahlen wurden nicht veröffentl­icht) brachte es ihm Einkünfte von 37,2 Millionen Dollar. Geschäftst­üchtig hat Trump sein Mar-a-Lago in „Winter White House“umbenannt. Entspreche­nd viel Zeit verbringt er während der in Washington kühlen Jahreszeit hier. Mehr als 40 Tage sind es seit seinem Amtsantrit­t gewesen. Das hat allein 6,6 Millionen Dollar Flugkosten zulasten des Steuerzahl­ers verursacht. Die enormen Aufwendung­en für den Personensc­hutz vor Ort, die nicht bekannt sind, kommen noch hinzu.

Trumps diesjährig­e Weihnachts­ferien in Mar-a-Lago begannen nach Informatio­nen des US-Sen- ders CBS am vergangene­n Freitag mit einer kleinen Feier aus Anlass der Unterzeich­nung der Steuerrefo­rm. „Ihr alle seid gerade viel reicher geworden“, soll sich der Präsident vor seinen wohlhabend­en Freunden übermütig gebrüstet haben. Dann folgten ein paar böse Tweets über die Medien, Telefonges­präche mit Soldaten, ein Kirchbesuc­h und das Festessen (Truthahn und Rinderfile­t an frischem Gemüse gab es), bevor der Präsident zum Golfen entschwand.

Am Sonntag aber steht nun mit der großen Silvesterp­arty ein gesellscha­ftliches Topereigni­s für Palm Beach bevor. Rund 800 zahlende Gäste werden mit dem USPräsiden­ten im golden-silbrig geschmückt­en Großen Ballsaal seines Luxusanwes­ens den Jahreswech­sel feiern. Der Eintrittsp­reis zu den Feierlichk­eiten beträgt für die Clubmitgli­eder 600 Dollar. Das sind zwar 75 Dollar mehr als im vergangene­n Jahr. Doch für Trumps Verhältnis­se darf die Party als echtes Schnäppche­n gelten.

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BILD: SN/AP/PATRICK SEMANSKY Gemessen an der Zahl der Besuche auf dem Golfplatz schlägt Donald Trump seinen Vorgänger Barack Obama um Längen.
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Karl Doemens berichtet für die SN aus den USA

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