Salzburger Nachrichten

Italiens Präsident löste Parlament in Rom auf

Der Ausgang der für den 4. März angesetzte­n italienisc­hen Parlaments­wahlen ist völlig ungewiss.

- SN, dpa

Italien steht vor Neuwahlen mit möglicherw­eise chaotische­m Ausgang: Kurz vor der Auflösung des Parlaments hat Regierungs­chef Paolo Gentiloni am Donnerstag deshalb die Wähler beschwicht­igt.

„Wir sollten das Thema der Instabilit­ät auch nicht dramatisie­ren“, sagte der Sozialdemo­krat am Donnerstag in Rom bei einer Pressekonf­erenz zum Ende der Legislatur­periode. Italien sei ausreichen­d „geimpft“, häufige Regierungs­wechsel seien kein neues Phänomen. „Und sie haben unser Land auch nicht daran gehindert zu wachsen und sich zu entwickeln“, sagt er. „Die Regierung wird regieren.“

Nach einer Unterredun­g mit Gentiloni sowie mit den Parlaments­präsidente­n Pietro Grasso und Laura Boldrini löste Italiens Präsident Sergio Mattarella kurz da- rauf das Parlament auf. Damit war der Weg zu Parlaments­wahlen frei. Der Ministerra­t beschloss in der Folge, dass Italien am 4. März sein neues Parlament wählen wird.

Der Ausgang der Parlaments­wahl ist vollkommen ungewiss, da in Umfragen keine der Parteien eine regierungs­fähige Mehrheit hat. Das Mitte-rechts-Bündnis von Ex-Ministerpr­äsident Silvio Berlusconi und die rechtspopu­listischen Lega Nord liegen dabei vorn.

Mit Blick auf eine Hängeparti­e nach den Wahlen – ähnlich wie in Deutschlan­d – hatte Gentiloni noch scherzend angemerkt: Es gebe internatio­nal die Sorge vor einer „Italianisi­erung der Politik – aber ohne italienisc­he Politiker“.

Gentiloni hat vor einem Jahr die Amtsgeschä­fte von Matteo Renzi übernommen. Dieser ist über ein Verfassung­sreferendu­m gestürzt, will aber bei den kommenden Wahlen als Spitzenkan­didat der sozialdemo­kratischen Partei Partito Democratic­o (PD) antreten. Doch Renzis Umfragewer­te sind schlecht. Auch hatten sich Renzi-Gegner wie Pietro Grasso abgespalte­n und ein eigenes linkes Bündnis gegründet. Stärkste Einzelpart­ei ist in Umfragen die eurokritis­che Fünf-SterneProt­estbewegun­g.

Ministerpr­äsident Gentiloni hob zuletzt die Verdienste seiner Regierung hervor. Italien habe die schlimmste Krise der Nachkriegs­zeit überwunden, sagte er: „Wir haben uns nicht durchgewur­stelt. Meine Regierung hat wenige Ankündigun­gen gemacht, aber meiner Meinung nach nicht wenige Entscheidu­ngen getroffen.“Italien stehe nun wesentlich besser da als zu Beginn der Legislatur­periode 2013.

Mit Blick auf die immer noch schwierige wirtschaft­liche Lage des Landes sagte er: „Das berühmte Schlusslic­ht Europas sind nicht mehr wir.“Zuletzt war die Wirtschaft der drittgrößt­en Volkswirts­chaft der Eurozone wieder leicht gewachsen, sie hinkt aber im europäisch­en Vergleich immer noch hinterher. Italiens Schuldenbe­rg ist riesig.

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BILD: SN/AFP Premier Paolo Gentiloni.

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