Deutsche Nachrichten werden in Österreich selten gesehen
SALZBURG. Die Zuschauer mit Nachrichten zu versorgen ist eine der primären Aufgaben des Fernsehens. Das haben die öffentlichrechtlichen Sender früh erkannt, ja, es ist sogar eine ihrer wichtigsten Aufgaben in ihren Senderaufträgen, in denen sie sich von den Privaten unterscheiden. Allerdings ist es mit den Nachrichten nicht getan. Man muss sie nicht nur verständlich formulieren, sondern oft auch erklären und Hintergründe dazu liefern. Dazu wurden die Nachrichtenmagazine erfunden, die teilweise recht detailliert berichten. Für eine noch ausführlichere Behandlung gibt es außerdem Politikmagazine und politische Diskussionsrunden, die jeder deutschsprachige Sender teilweise im Überfluss im Programm hat.
Ein Jubiläum feiern zu Jahresbeginn 2018, genau am 2. Jänner, die deutschen Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“der ARD und „heute-journal“des ZDF. Sie begehen jeweils den 40. Geburtstag.
Diesen Meilenstein hat die „ZiB 2“des ORF allerdings bereits vor zwei Jahren gemeistert. Sie ist das beste Beispiel dafür, wie sich Medienmacher und Zuschauer, die letztendlich einschalten und von der Quote gemessen werden, sich verändert haben.
Wolfgang Wagner, Sendungsverantwortlicher der „ZiB 2“, resümiert für die SN die Entwicklung der magazinartigen Fernsehnachrichten „ZiB 1“, „ZiB 2“und „ZiB 24“im ORF: „Alle drei Formate sind im Laufe der Jahre analytischer geworden, haben sich also von der reinen Abbildung der Geschehnisse in Richtung Einordnung weiterentwickelt. Der Anteil von Liveberichterstattung ist gestiegen. In der ,ZiB 1‘ durch Korrespondentenschaltungen und Gespräche mit Ressortleitern, in der ,ZiB 2‘ und ,ZiB 24‘ durch Interviews mit Entscheidungsträgern und Experten und Expertinnen.
Einen ganz wesentlichen Anteil haben – speziell in der ,ZiB 1‘ – er- klärende Grafiken bekommen. Schwerpunktsetzungen werden konsequenter betrieben, auch in Abstimmung der Formate, indem ein Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufbereitet wird. Stärker faktisch in der ,ZiB 1‘, durch Reportagen und Liveinterviews in den späteren Sendungen. Sie präsentieren eigenrecherchierte Storys und ausführlichere Reportagen, spüren Ursachen und Wirkungen nach und sie auf.“
Und der Schlüsselsatz von Wagner lautet: „Aufregung kann nicht schaden.“
Die Jubiläumsausgabe im ZDF wird Marietta Slomka moderieren. Seit 1978 gab es nach Senderanga- ben rund 12.500 Ausgaben. Die erste moderierte Dieter Kronzucker. Slomka ist seit 2001 Moderatorin beim „heute-journal“, Claus Kleber kam zwei Jahre später hinzu. Komoderatoren sind Gundula Gause und Heinz Wolf. In diesem Jahr sahen allein in Deutschland im Schnitt 3,8 Millionen Zuschauer die Sendung, die üblicherweise um 21.45 Uhr ausgestrahlt wird. „Da die Welt in ihrer Komplexität eher zunimmt, gibt es weiter viel zu erklä- ren und aufzuklären. Das ,heutejournal‘ ist dafür prädestiniert, klar, mutig und mit Haltung zu berichten“, so ZDF-Chefredakteur Peter Frey.
In der ARD gibt es zum Jubiläum eine Premiere: Am 2. Jänner führen Caren Miosga und Ingo Zamperoni gemeinsam durch die Sendung. Es ist die erste Doppelmoderation in der Geschichte des Nachrichtenmagazins. Außerdem gastieren ehemalige Moderatoren, etwa Anne Will, Thomas Roth und Ulrich Wickert. Rund 2,5 Millionen Zuschauer verfolgen nach Senderangaben die „Tagesthemen“im Schnitt. Miosga, seit 2007 im Amt, hat prominente Vorgängerinnen wie Ulrike Wolf, Sabine Christiansen und Gabi Bauer. Zamperonis Vorgänger waren unter anderem Ernst Dieter Lueg, Klaus Bednarz, Hanns Joachim Friedrichs, Ulrich Wickert und Tom Buhrow. Bei ihrer Einführung am 2. Jänner 1978 ersetzten die „Tagesthemen“die bis dahin übliche Spätausgabe der „Tagesschau“. In der Regel wird das Magazin um 22.15 Uhr ausgestrahlt.
In Österreich werden die „Tagesthemen“im Jahresschnitt von 41.000 Zuschauern gesehen (Marktanteil/MA gerade zwei Prozent), das „heute-journal“von 73.000 Zuschauern (MA drei Prozent). Sie stehen klar im Schatten der einheimischen Magazine: Die „ZiB 1“ab 19.30 Uhr hatte 2017 durchschnittlich 1.074.000 Zuseher (MA 45 Prozent), die „ZiB 2“608.000 (MA 25 Prozent) und die „ZiB 24“112.000 (MA elf Prozent).