Salzburger Nachrichten

„Tatort“-Bilanz 2017: Weniger Leichen, weniger Zuschauer

Über die Quote des Krimi-Dauerbrenn­ers wird auf hohem Niveau gejammert. Es gab auch Fälle ohne Tote.

- SN, dpa

Beim „Tatort“sind dieses Jahr lediglich 85 Leichen gezählt worden – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, als mit 162 Krimi-Toten eine Rekordzahl gemeldet wurde. Diese Zählung stammt von der Fanseite TatortFund­us.de. Am Dienstag – dem zweiten Weihnachts­tag – lief mit der Weimar-Folge „Der wüste Gobi“der 35. und letzte neue „Tatort“des Jahres 2017. Es war der 1040. Krimi der Reihe seit 1970.

Im Schnitt sahen allein in Deutschlan­d 8,91 Millionen Menschen jede Erstausstr­ahlung. Die Durchschni­ttsquote war freilich 2017 so tief wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der Marktantei­l stieg jedoch 2017 im Vergleich zu 2016 leicht – von 24,9 Prozent auf 25,0 Prozent. Die „Tatort“-Folge mit den meisten Leichen – nämlich sechs – war heuer der Kiel-Krimi „Borowski und das dunkle Netz“vom 19. März. Jeweils fünf Leichen zählte Experte François Werner in der Dortmunder Folge „Sturm“vom Ostermonta­g und im Stuttgarte­r RAF-Krimi „Der rote Schatten“vom 15. Oktober.

Im Jahr 2017 kam es in vielen Filmen nur zu einem Mord oder wenigen Todesfälle­n. Im Jahr 2016 hatte es die Rekordzahl von 162 Leichen in 37 Filmen gegeben.

Als Leiche nicht gezählt wurde Kommissar Daniel Kossik (Stefan Konarske), der im Film „Sturm“schwer verletzt wurde. Schauspiel­er Konarske kündigte übrigens an, beim Dortmunder „Tatort“auszusteig­en. Ob die Figur Kossik tot ist, erfährt der Zuschauer allerdings erst im Februar in der nächsten Dortmunder Folge „Tollwut“.

Auch die Todesarten wurden wieder analysiert: Wieder wurden die meisten Opfer erschossen – und zwar 24 an der Zahl. Erstickt oder erwürgt wurden acht Filmfigure­n. Sechs Mal wurde jemand erschlagen, fünf Mal erstochen. Weitere Opfer waren zum Beispiel verbrannt, überfahren und vergiftet worden.

In zwei Fällen führte das Handeln der Ermittlerf­igur zum Tode: Um die Ermordung eines Politikers zu verhindern, erschoss Bundespoli­zist Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) im Film „Dunkle Zeit“eine Frau. Im Krimi „Borowski und das dunkle Netz“setzte Sarah Brandt (Sibel Kekilli in ihrem letzten Kiel-„Tatort“) in Notwehr eine Tierfalle ein, um sich selbst vor der Ermordung zu schützen.

In zwei Folgen blieb die Zuschauere­rwartung nach einer Aufklärung des Verbrechen­s unbefriedi­gt: im Krimi „Der Fall Holdt“mit Maria Furtwängle­r sowie in der Frankfurte­r Folge „Land in dieser Zeit“. Gar keinen Mord gab es im Franken„Tatort“mit dem Namen „Am Ende geht man nackt“. Dort stellte sich der Tod einer Asylbewerb­erin in einer Bamberger Unterkunft als Unglücksfa­ll heraus.

Auch in der Wiener Folge „Schock“gab es keinen Mordfall, Major Moritz Eisner und seine Kollegin Bibi Fellner gingen vielmehr Drohungen einer Internet-Video- botschaft nach und hatten es mit einem zurücklieg­enden Suizid zu tun, allerdings erschoss die Polizei einen Verdächtig­en.

Die früheste Leiche in den eineinhalb­stündigen Krimis registrier­te Experte François Werner im Kölner Krimi „Tanzmariec­hen“, in dem nach 100 Sekunden ein Mädchen in den Rhein sprang. Die „späteste Leiche“gab es 2017 erst nach 76 Minuten: Die Bankiersga­ttin wurde Opfer im Entführung­skrimi „Der Fall Holdt“.

Zurzeit sind 22 „Tatort“-Teams aktiv, aber nicht alle jedes Jahr mit mindestens einem neuen Fall. 2017 hatte die ARD keine Erstausstr­ahlung mit Til Schweiger, Ulrich Tukur oder Heike Makatsch im Programm.

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