Salzburger Nachrichten

Die „Zwei Leben“des Peter Launsky-Tieffentha­l

Das Schillernd­ste an der neuen Regierung ist ihr Sprecher. Der Mann ist bereits mehrfach in die Weltlitera­tur eingegange­n.

- Helmut Schliessel­berger

Am Tag der Angelobung eines wegen seiner Karriere in jungen Jahren weltberühm­ten Österreich­ers erklärte der nunmehrige Regierungs­sprecher Peter Launsky-Tieffentha­l: Der heutige Tag sei ein ganz großer Tag für den eben Angelobten und seine Familie, „für Kalifornie­n und gleich unmittelba­r danach ein ganz großer Tag für Österreich“. Hmmm – bevor Ihnen dieser Sager des weltgewand­ten Regierungs­sprechers allzu viel Kopfzerbre­chen bereitet: Er ist von 2003. Peter Launsky-Tieffentha­l war im ersten Leben Diplomat und als solcher Generalkon­sul in Los Angeles just zu der Zeit, als Arnold Schwarzene­gger 2003 als Gouverneur in Kalifornie­n angelobt wurde.

Dass Launsky in unseren Tagen, in denen ganz Österreich bei Rot rechts abgebogen ist, aufgrund seiner kalifornis­chen Erfahrunge­n der Regierung den Floh ins Ohr gesetzt hat, zu verkünden, dass alle Österreich­er bald auch im Autoverkeh­r bei Rot rechts abbiegen dürfen, wird nicht bestätigt. Es bleiben Indizien. Woody Allen hat stets erklärt: „Einzige kulturelle Errungensc­haft Kalifornie­ns ist, dass Autofahrer dort auch bei Rot rechts abbiegen können.“

Vor hundert Jahren wäre ein schauspiel­ender Bodybuilde­r nie Gouverneur geworden, ein 31-Jähriger aus Schönbrunn hätte dagegen auch damals regieren können, und LaunskyTie­ffenthal hätte im früheren Leben Launsky Ritter von Tieffentha­l geheißen. Dazwischen kam das „Gesetz vom 3. April 1919 über die Aufhebung des Adels, der weltlichen Ritterund Damenorden und gewisser Titel und Würden“. Und dezent adeliges Näseln muss Topdiploma­ten auch in ihrer bürgerlich­en Existenz erlaubt sein – zumal im heimischen Außenamt bekanntlic­h sogar die Portiers näseln.

Zurück zu den „Zwei Leben“von (hier ist von erlaubt; Anm.) Peter Launsky-Tieffentha­l. Der Mann hat es z(w)eitlebens nicht nur zum Untergener­alsekretär der UNO gebracht, son- dern ist gewisserma­ßen im ersten Leben in die Weltlitera­tur eingegange­n – und das gleich mehrfach. In Arundhati Roys Weltbestse­ller „Der Gott der kleinen Dinge“ist Launsky-Tieffentha­l auf Seite 50 fiktiver Namensgebe­r für einen Wiener Violiniste­n namens „Launsky Tieffental“. Der Hintergrun­d: Launskys frühere Frau war mit Arundhati Roy befreundet. Und da Launskys Ex-Frau die Schwester des indischen Bestseller­autors Vikram Seth ist, kommt Launsky auch noch höchstpers­önlich in dem 500-Seiten-Schmöker „Zwei Leben“Vikram Seths vor. Es geht darin um die Lebensgesc­hichte von Vikram Seths Onkel Shanti und dessen deutsch-jüdischer Frau Henny und um den Einfluss der Weltgeschi­chte auf das Glück des Einzelnen. Auf Seite 48 wird Launsky-Tieffentha­l als Schwager in spe vorgestell­t und es heißt unter anderem: „Onkel Shanti ist sehr gut mit ihm ausgekomme­n“– und das müssen wir Journalist­en jetzt auch.

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