Was 2017 nicht passiert ist
Das Aufstellen von Schneemännern hat die EU nicht verboten. Und Angela Merkel hat auch nicht die Ukraine besetzt. Diese und andere Fake News wurden von vornehmlich russischen Medien verbreitet – und von einer EU-Truppe aufgedeckt.
1310 Fälle von gezielter Desinformation haben die Sonderermittler in Brüssel im ablaufenden Jahr entdeckt und zu entkräften versucht. Die EU-Taskforce, die 2015 gegründet wurde, beschäftigt sich mit Falschmeldungen und irreführenden Informationen aus Russland und anderen osteuropäischen Ländern. Häufigste Ziele der medialen Kampagnen sind die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die Ukraine und die Europäische Union insgesamt, zeigt die Bilanz von 2017.
Im Jänner dieses Jahres berichtete etwa eine bulgarische Zeitung fälschlicherweise, die EU plane ein Verbot der – logischerweise – weißen Schneemänner, weil diese diskriminierend seien. Andere Medien berichteten darüber, dass aus Rücksicht auf Muslime in Schweden Weihnachtsbeleuchtung verboten werde, was ebenso falsch ist.
Die meisten Fälle, die bei der Gruppe im Auswärtigen Dienst der EU landen, zielen darauf ab, eine möglichst instabile Europäische Union zu zeichnen – noch instabiler, als sie viele vielleicht ohnehin schon sehen. Zu den Falschmeldungen zählt dabei etwa ein drohender Bürgerkrieg in Schweden. Dort seien zudem die Fälle von Vergewaltigungen um tausend Prozent angestiegen, wurde behauptet. Tatsächlich betrug die Steigerung bei solchen Vorfällen seit 2015 1,4 Prozent.
Ein beliebtes Opfer der FakeNews-Verbreiter ist die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Sie soll laut diversen Internetportalen sogar die Ukraine annektiert haben. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der während des Wahlkampfs Ziel von russischer Fehlinformation war, finanzierte laut Foreneinträgen im Internet seine Kampagne mit finanziellen Mitteln der „Schwulenlobby“.
Ein weiteres Ziel der vornehmlich russischen Kampagnen zur Fehlinformation sind die USA und die NATO. Verbreitet wurde, dass im Juni ein US-amerikanisches Flugzeug versehentlich eine Atombombe über einer litauischen Stadt abgeworfen habe. Die Meldung kursierte auf Internetseiten in Russland und Litauen – dessen Militär gab aber rasch offiziell eine Entwarnung heraus und enttarnte damit die Fake News als solche.
Es gibt auch Falschmeldungen, die schlichtweg das Image von Russland und seinem Staatschef in der Welt aufpolieren wollen – wie ein Beispiel der Berichterstattung von „Russia Today“zeigt. Anlässlich von Wladimir Putins Geburtstag am 7. Oktober habe ein Restaurant in New York einen eigenen Putin-Burger auf die Karte gesetzt – mit exakt 1952 Gramm Fleisch, was dem Geburtsjahr des Präsidenten entspricht. Ein Anruf beim Restaurant reichte, um diese Falschmeldung zu entlarven: Man habe noch nie Wladimir Putins Geburtstag gefeiert, in keiner Weise.