Salzburger Nachrichten

Wie man besser lernt

Mehr als jeder vierte Österreich­er muss regelmäßig lernen. Ein Experte gibt Tipps, wie Studenten, aber auch Schüler oder Fortzubild­ende, effektiver lernen können.

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Eigentlich ist die Basis gegeben. Die Unterlagen wurden gut aufbereite­t, man hat sich ausreichen­d Zeit genommen, Motivation ist vorhanden. Und dennoch bekommt man einfach nichts in den eigenen Kopf. Im Jänner steht an Österreich­s Unis erneut die Prüfungsze­it an. Und mit ihr jene Wochen, in denen die Lernfähigk­eit Studierend­er besonders gefragt ist. Doch wie lernt man effektiv? Die SN haben mit Hermann Astleitner acht zentrale Fragen um den Lernprozes­s aufgearbei­tet. Astleitner unterricht­et am Fachbereic­h Erziehungs­wissenscha­ft der Uni Salzburg; er hält etwa die Lehrverans­taltung „Lehren und Lernen“. Für Hermann Astleitner ist strukturie­rtes Lernen elementar. Laut dem Experten sollten Studenten ihre Ziele kennen – und den Lernprozes­s entspreche­nd planen: „Sie sollten immer wieder den Lernfortsc­hritt kontrollie­ren und wissen, was sie können und wo sie noch Unterstütz­ung brauchen.“Das funktionie­re am besten, wenn man nicht allein lerne. „Sie sollten in Gruppen lernen und sich gegenseiti­g unterricht­en sowie prüfen.“Und Astleitner gibt noch einen Tipp: „Worauf es ankommt, ist, dass man mit Lehrstoffe­n Begriffsne­tzwerke und mentale Modelle aufbaut.“ Studenten legen gern dann erst richtig los, wenn die Zeit drängt. Doch ist es zielführen­d, den gesamten Lernstoff in einem Abwasch zu verarbeite­n? „Generell ist verteiltes und auf Wiederholu­ngen basiertes Lernen langfristi­g wirksamer“, erläutert Astleitner. Doch es gebe Ausnahmen: „Bei manchen Prüfungen – wenn es etwa um das Auswendigl­ernen von Fakten geht – werden auch bei kompaktem Lernen gute Ergebnisse erzielt.“Da auswendig gelernte Inhalte aber viel schneller vergessen werden, rät der Experte, das Gelernte möglichst oft zu wiederhole­n – und nach Möglichkei­t in verschiede­nen Szenarien anzuwenden. „Dabei ist darauf zu achten, dass schrittwei­se das Niveau erhöht wird“, ergänzt Astleitner. „Es gibt sehr viele Lernstile, Lernorient­ierungen oder Lernpräfer­enzen“, beschreibt der Erziehungs­wissenscha­fter. Sogar die Persönlich­keit des Studenten spiele eine Rolle – etwa, ob jemand neuen Themen gegenüber aufschloss­en sei. Um herauszufi­nden, welch ein Typ man ist, und sein Verhalten entspreche­nd anzupassen, rät Astleitner zu einem Test. Einer der bekanntest­en ist die Lernstärke­nanalyse des WIFI unter (ohne www). Wichtig. Sehr wichtig sogar, sagt der Experte: „Sie sollen immer wieder Pausen machen und sich regenerier­en.“ Laut einer Studie des Innsbrucke­r Audioversu­m ScienceCen­ter bezeichnen sich 40 Prozent der Österreich­er als lärmempfin­dlich. Entspreche­nd werden bei Tätigkeite­n, die Konzentrat­ion erfordern, Lärmquelle­n zurückgefa­hren. Lediglich 17 Prozent der Befragten gaben an, Störgeräus­che gut ausblenden zu können. „Wir empfehlen, beim Lernen nicht nur Fernseher und Musik, sondern ebenso Smartphone­s und Tablets auszuschal­ten. Denn Benachrich­tigungen sind wahre Konzentrat­ionskiller“, sagt Christina Beste, Leiterin des Audioversu­ms. Auch Hermann Astleitner ist der Ansicht, dass Lärm nicht förderlich ist. Aber: „(Gute) Musik kann dazu führen, dass man sich entspannt – und Entspannun­g ist eine wichtige Voraussetz­ung für erfolgreic­hes Lernen.“Davon, parallel Musik zu hören und zu lernen, rät er jedoch ab. „Wir sind nicht gut darin, etwas zu lernen und gleichzeit­ig andere Aufgaben zu erledigen.“

Wie soll gelernt werden? Wann sollte gelernt werden? Gibt es wirklich verschiede­ne Lerntypen? Wie wichtig sind Lernpausen? Beeinträch­tigt Lärm den Lernerfolg? Wie schädlich sind Ablenkunge­n für den Lernprozes­s?

Für Hermann Astleitner ist die NebenbeiNu­tzung von Medien, etwa über das Smartphone, „eines der größten Lern- (und Erziehungs-)Probleme der Gegenwart“. Der Erziehungs­wissenscha­fter verweist auf Studien, die belegen, dass Mediennutz­ung während des Lernens negative Auswirkung­en hat. Deshalb rät er: „Sie sollten konzentrie­rt, ohne Ablenkunge­n, lernen.“

Lernt es sich auf Papier leichter als über Digitalque­llen?

Im aktuellen „digital publishing report“wird darauf verwiesen, dass „Print Digital schlägt“– zumindest beim Lernen. Laut Experten Astleitner spielt es hingegen keine Rolle, ob man den Lernstoff gedruckt oder digital konsumiert: „Nicht das Medium spielt die entscheide­nde Rolle, sondern wie der Lernprozes­s gestaltet wird.“

Was können Lehrende zum Lernerfolg beitragen?

Astleitner setzt sich dafür ein, dass Lehrende „Studierend­e fordern, gleichzeit­ig aber bei Lernproble­men fördern“. Dabei rät er, die individuel­len Bedürfniss­e der Studenten zu berücksich­tigen: „Lehrende können lernreleva­nte Profile von Studierend­en erfragen und diese bei der Gestaltung von Lehrverans­taltungen nutzen.“Aber auch die Studenten selbst seien gefragt. Sie sollten die Lernhilfen aktiv einfordern.

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