Salzburger Nachrichten

Vater und Tochter machen den letzten gemeinsame­n Dienst

Johann Mühlbacher engagiert sich seit 43 Jahren für das Rote Kreuz in Salzburg. Zu Silvester ist er – selbstvers­tändlich – wieder im Einsatz. Künftig will der 63-Jährige aber kürzertret­en.

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Den Nachtdiens­t zu Silvester übernahm Johann Mühlbacher bereits in seinem ersten Jahr. „Ich war schon immer derjenige, der die anderen heimgefahr­en und dafür aufs Feiern verzichtet hat“, sagt der 63jährige Rot-Kreuz-Mitarbeite­r. Er war 20 Jahre alt, als ihn sein Schwager fragte, ob er nicht bei der Hilfsorgan­isation anfangen wolle. „Damals hat man händeringe­nd Leute gesucht. Und ich hatte die Sanitätsau­sbildung bereits beim Bundesheer absolviert und konnte sofort anfangen. Der damalige Kommandant Robert Petertill hat mich dann in der Leitstelle eingesetzt.“

Es sollte nicht seine einzige Funktion bei der Hilfsorgan­isation bleiben. Mühlbacher leitete Jugendgrup­pen, half beim Aufbau der Dienststel­le Hof mit und fuhr nebenbei als ehrenamtli­cher Sanitäter in der Nacht und am Wochenende.

Sein Engagement für das Rote Kreuz bekam auch die Familie zu spüren. „Wann immer zu Hause das Telefon geklingelt hat, ist mein Vater nervös geworden“, sagt Julia Mühlbacher (31). „Er hat gesagt: Kann ja sein, dass sie mich anrufen.“Ihr Vater nahm sie schon mit sechs Jahren zur Jugendgrup­pe mit. Später wurde Julia Mühlbacher selbst Jugendleit­erin und gab Erste-Hilfe-Kurse.

Seit sie 19 Jahre alt ist, fährt sie als ehrenamtli­che Sanitäteri­n im Rettungsau­to mit. Mit ihrem Vater hat sie bereits einige gemeinsame Dienste absolviert. Streit zwischen den beiden starken Persönlich­keiten gibt es da nicht, sagt Julia Mühlbacher. „Meinem Vater ist bewusst, dass ich alles besser weiß.“

In der heurigen Silvestern­acht wird es einen letzten gemeinsame­n Dienst geben. „Ich habe mit meiner Familie vereinbart, dass ich etwas zurückstec­ken werde“, sagt Johann Mühlbacher. Denn obwohl er vom hauptamtli­chen Dienst pensionier­t ist, ist er mit der ehrenamtli­chen Arbeit beim Roten Kreuz voll eingedeckt.

Wehmut sei dabei, sagt er. Denn die Arbeit beim Roten Kreuz habe sein ganzes Leben geprägt. „Ich war ja überall dabei: Ob bei Katastroph­eneinsätze­n wie in Kaprun oder im Tauerntunn­el oder bei der Flüchtling­skrise.“Ganz aufzuhören, das werde er nicht schaffen. „Den einen oder anderen Dienst werde ich auch weiterhin machen.“

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BILD: SN/ANTON PRLIC Verbringen den Jahreswech­sel gemeinsam im Rettungsau­to: Vater Johann und Tochter Julia Mühlbacher.
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