Eine Leinwand braucht keinen Film
Walt Disney wird in Salzburg zu einem Theater-Rendez-vous gebeten.
Der Film scheint die gar nicht so geheime Leidenschaft des Salzburger Off-Theaters, und hier wiederum sind es spannende Biografien von (einstigen) schillernden Stars und Kinopionieren, die das Ensemble um Alex Linse herausfordern. Das Leben der Hedy Lamarr beispielsweise war ein faszinierendes „Bio-Pic“auf den – eng begrenzten – Bühnenbrettern im „Shakespeare’s“.
Seit das Off-Ensemble im Salzburger Stadtteil Schallmoos ein eigenes Haus (mit Bühne und Lounge) hat, spielen die versatilen Mimen mit größeren, aber immer noch sympathisch bescheidenen Mitteln ihre Stärken aus: eigene Erzählformen, Revuen, Lebensgeschichten.
Jetzt wagen sich Max Pfnür und Tom Pfertner als Texter und Schauspieler an ein „Rendez-vous mit Walt Disney“, dem Ur-Vater des Zeichentrickfilms, der für seinen Traum aber nicht nur seine eigenen Talente, sondern auch die vieler anderer, familiärer und fremder Mitstreiter (aus)nützte, bis er ein (nicht immer nur) ruhmreiches Filmimperium als weltweite Unterhaltungsindustrie-Marke geschaffen hatte.
Der raffinierte Trick der Aufführung: Es gibt keine Sekunde DisneyFilme, allenfalls Zitate aus den berühmtesten Streifen im Schattenriss hinter einer „Leinwand“. Davor imaginieren drei runde, schwarze Spielpodeste Disneys berühmteste Zeichenfigur: Mickey Mouse. Und fertig ist die fabelhaft geölte, in vielen Kurzszenen exzellent abschnurrende, dabei Wissenswertes mit dramatischem Impuls würzende Illusionsmaschine. Max Pfnür spielt mit charakteristischem MenjouBärtchen Walt Disney, Tom Pfertner wechselt von Bruder Roy bis Salvador Dalí die männlichen, Diana Paul mit ebensolcher Wandlungsfähigkeit die weiblichen „Lebensrollen“. Den Rahmen bildet eine Zugfahrt Walt Disneys, auf der er dem jungen Jim Sherwood (bemerkenswertes Talent: Paul Clementi) Leben und Lebensweisheiten erzählt. Und ein sechsköpfiger „Disney-Chor“von vifen Jungmimen ist zwei Stunden lang zugange, auf originelle Art für die Schmiere im Räderwerk dieses filmischen „Nicht-Films“zu sorgen. Sehenswert! Theater: