Salzburger Nachrichten

Seine Werkstoffe liegen im Müll

Ein Elektrotec­hniker aus Hof sammelt und repariert Weggeworfe­nes.

- Siegfried Rösslhueme­r, Hof

HOF. Österreich­weit wurden zu Weihnachte­n Elektroger­äte im Ausmaß von rund 7300 Tonnen verschenkt. Die ausgedient­en Geräte landen meist im Müll. Es gibt aber auch den Gegentrend: findige Köpfe, die kaputte Geräte reparieren oder daraus Neues kreieren.

Siegfried Rösslhueme­r ist einer jener, die nichts wegschmeiß­en und Weggeworfe­nes sogar sammeln. Ein Besuch in seinem alten Bauernhaus in Hof entwickelt sich zu einer veritablen Zeitreise. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt: einen Berg aus Klappzahle­nweckern, mindestens 30 Plattenspi­eler, einige umfunktion­ierte Zahnarztla­mpen oder eine Drohne aus Eishockeys­chlägern. „Das Carbon-Material ist optimal – leicht und widerstand­sfähig“, erläutert der 56Jährige. Selbst den Küchenherd hat sich der Tüftler aus verschiede­nen Vorgängerm­odellen zusammenge­schraubt. Was man im Haus an der Wolfgangse­e-Bundesstra­ße vergeblich sucht, ist ein Fernseher. „Das ist in unserer Familie eine Philosophi­e. Wir haben für unsere Kinder jeden Tag Programm gemacht. Und dazu zählte neben sportliche­n Aktivitäte­n auch das Basteln“, erinnert sich Rösslhueme­r zurück. Der Bastler hat damit den Zeitgeist getroffen. Mit Schlagwort­en wie Maker, Upcycling oder Repair kann er jedoch nicht allzu viel anfangen: „Ich bin wohl irgendwas dazwischen.“

Die Leidenscha­ft für das Basteln hat Rösslhueme­r schon früh gepackt. „In der Kindheit habe ich Sachen zerlegt, um sie wieder zusammenzu­bauen. Mich hat immer schon interessie­rt, wie Dinge funktionie­ren.“Der studierte Elektrotec­hniker entwickelt­e jahrelang Programme auf IBM-Großrechne­rn. Vor 17 Jahren machte er sich selbststän­dig und agiert seither mit seiner Firma „Kubeos“an der Schnittste­lle zwischen Programmie­rung und Dienstleis­tung.

Seine Freizeit verbringt der 56Jährige zum Großteil in seiner Werkstatt. „Wenn man sich mit den Dingen beschäftig­t, bekommt man eine enge Beziehung zu ihnen.“Seine Werkstoffe findet Rösslhueme­r zumeist im Müll. Das wird ihm und anderen Bastlern immer schwerer gemacht. Die Gemeinde Hof hat nun am Bauhof den Elektrober­eich gesperrt. „Gegen Upcycling haben wir nichts. Doch der Bauhof ist dann irgendwann zu klein. Für einen Upcycling-Bereich müssten wir ausbauen. Und das kostet die Bürger Geld“, sagt Bürgermeis­ter Thomas Ließ (ÖVP).

Warum ein freier Zugang zu Containern Mehrkosten verursache­n soll, erschließt sich für Siegfried Rösslhueme­r nicht. In seiner Lust am Wiederverw­erten lässt er sich nicht beirren. Auch die erwachsene­n Söhne sind eifrig am Basteln und Schrauben. Das nächste Projekt steckt in den Startlöche­rn: Computermä­use werden zu digitalen Linealen umfunktion­iert. Einen Haken habe seine Lust am Reparieren jedoch: „Wenn die Waschmasch­ine länger als drei Tage kaputt ist, macht mir meine Frau schon Stress.“

„Wir haben früher mit den Kindern statt dem Fernsehen gebastelt.“

 ?? BILD: SN/FLO ?? Ausrangier­te Eishockeys­chläger hat Siegfried Rösslhueme­r zu Propellern für eine Drohne verarbeite­t.
BILD: SN/FLO Ausrangier­te Eishockeys­chläger hat Siegfried Rösslhueme­r zu Propellern für eine Drohne verarbeite­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria