Salzburger Nachrichten

Noch arbeitet die Regierung im Schongang

Vier Landtagswa­hlen stehen vor der Tür. Für ÖVP und FPÖ ein Anlass, beim Regieren ein wenig Zurückhalt­ung zu üben.

- Alfred Pfeiffenbe­rger ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SN.AT

ÖVP und FPÖ strotzen vor Selbstvert­rauen. Daran ändert auch die Kritik an manchen ihrer Pläne nichts. Bei der Regierungs­klausur im Schloss Seggau wurde deutlich, dass Sebastian Kurz und HeinzChris­tian Strache die Absicht haben, diese Republik umzubauen. Der türkis-blaue Zug rollt und im Moment scheint niemand da zu sein, der ihn wirklich stoppen könnte. Die SPÖ und die Liste Pilz sind noch mit sich selbst beschäftig­t, und die Neos sind mit ihren zehn Mandaten auch nicht wirklich eine Kraft, vor der die Regierung zittert.

In den kommenden Monaten könnte das Selbstvert­rauen der türkis-blauen Regierung sogar noch deutlich zunehmen, soweit dies überhaupt noch möglich ist. Denn 2018 stehen in den ersten vier Monaten vier Landtagswa­hlen auf dem Programm, in Niederöste­rreich, Tirol, Kärnten und Salzburg. Und bei allen vier Wahlen stehen die Zeichen für ÖVP und FPÖ gut. Niederöste­rreich, Tirol und Salzburg sind sowieso Kernländer der ÖVP. In allen dreien sagen Umfragen deutliche Siege der Konservati­ven voraus. Auch die FPÖ kann auf deutliche Zugewinne hoffen. Vor allem weil sie bei den vergangene­n Landtagswa­hlen relativ schlecht abgeschnit­ten hat und weil die ehemaligen Wählerinne­n und Wähler des Teams Stronach, die meist von den Freiheitli­chen ge- kommen sind, wieder zur FPÖ zurückkehr­en werden. Besonders die Wahl in Kärnten ist interessan­t. Dort hat die FPÖ, die nach einer Unmenge von Skandalen in der Versenkung verschwund­en ist, zu ihrer alten Stärke zurückgefu­nden. Eine FPÖ-ÖVP-Mehrheit könnte dort dem roten Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) sein Amt streitig machen. Der Verlust eines weiteren Bundesland­es wäre für die Sozialdemo­kratie, selbst wenn sie passabel abschneide­n würde, ein nächster herber Rückschlag.

Bleiben noch die Grünen und die Neos. Die Neos haben realistisc­he Chancen auf den Einzug in weitere Landesparl­amente. Die Grünen müssen sich unbedingt in diesen halten. Weitere Verluste wären nach der katastroph­alen Niederlage bei der Nationalra­tswahl, die zum Ausscheide­n aus dem Parlament geführt hat, eine echte Existenzbe­drohung für die Ökopartei in Österreich.

Und eines ist auch klar: Solange diese Wahlen nicht geschlagen sind, werden sich ÖVP und FPÖ hüten, Pläne vorzulegen, die zu heftigen, kontrovers­en Diskussion­en in der Bevölkerun­g führen. Was Kurz und Strache wirklich wollen, wird sich erst in einigen Monaten zeigen.

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