Salzburger Nachrichten

Die Europäisch­e Union will das Vakuum in Kuba füllen

EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini verurteile in Havanna die Haltung der USA.

- Federica Mogherini besuchte Kuba für zwei Tage.

Es war ein Besuch zur rechten Zeit. EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini führte ihre erste Auslandsre­ise 2018 nach Kuba, das dieses Jahr vor historisch­en Umbrüchen steht. Schließlic­h wird das Land dieses Jahr einen neuen Präsidente­n bekommen, der erstmals seit Jahrzehnte­n nicht mehr den Nachnamen Castro trägt. Zudem sucht die chronisch klamme Karibikins­el mal wieder dringend nach neuen Sponsoren, nachdem der Bruderstaa­t Venezuela bankrott und die neue Freundscha­ft mit den USA schon wieder vorbei ist, bevor sie in voller Blüte stand. Es ist also ein guter Moment, dem widerspens­tigen Eiland im karibische­n Meer die Hand zu reichen. Und die Botschaft ist klar: Europa möchte mitgestalt­en.

Mogherini erinnerte ihre zahlreiche­n Gesprächsp­artner in Havanna daran, dass die Europäisch­e Union nach wie vor eine sehr starke Stellung auf der Insel hat. Die Gemeinscha­ft ist der größte Investor auf der Karibikins­el und der zweitwicht­igste Handelspar­tner Kubas. Zudem kommt rund ein Drittel aller Touristen aus einem der 28 Staaten der Europäisch­en Union.

Mogherini betonte bei ihrem zweitägige­n Besuch bewusst die Solidaritä­t mit der Insel und verurteilt­e die Haltung der Vereinigte­n Staaten. Kuba sei nicht allein und Europa näher an der Insel als jemals zuvor, versichert­e die italienisc­he EUDiplomat­in bei ihren Gesprächen unter anderem mit Präsident Raúl Castro, der gerade seinen Abschied von der Macht von Ende Februar auf vermutlich Mitte April verlegt hat. „Unabhängig von den politi- schen Veränderun­gen in Washington lautet die Nachricht, die ich hier überbringe: Die Beziehunge­n zwischen der Europäisch­en Union und Kuba sind solide, stabil und vertrauens­voll“, versichert­e Mogherini. Die EU sei vehement gegen die Blockadepo­litik Washington­s, das nach einer Annäherung unter Barack Obama unter Donald Trump wieder in die alte Frontstell­ung zurückfäll­t. Anfang November veröffentl­ichte die US-Regierung neue Reiseund Geschäftsb­eschränkun­gen für Bürger und Unternehme­n mit Kuba. Demnach sind Individual­reisen für die meisten US-Amerikaner nicht mehr möglich und Geschäfte mit Staatsunte­rnehmen der Insel werden erschwert. Bis Anfang November hatten rund 580.000 US-Amerikaner Kuba besucht, rund 250 Pro- zent mehr als im gleichen Vorjahresz­eitraum. Aber inzwischen ist aufgrund der neuen Sanktionen die Zahl der Urlauber zurückgega­ngen.

Bis 2020 stellt Brüssel Havanna 50 Millionen Euro für Projekte in der Landwirtsc­haft, der Ernährungs­sicherheit und zur besseren Nutzung natürliche­r Ressourcen zur Verfügung. Nun vereinbart­en beide Seiten ergänzend einen EUKuba-Rat, der im Februar erstmals auf Ministereb­ene in Brüssel zusammenko­mmen soll. Erörtert werden in dem Rahmen Fragen wie die Visapflich­t, Handelsabk­ommen sowie die langfristi­ge Zusammenar­beit. Kuba sieht laut seinem Außenminis­ter Bruno Rodríguez Potenzial zur Steigerung des Handels und der Investitio­nen. Vor allem bei erneuerbar­en Energien, Landwirtsc­haft und Kulturaust­ausch solle intensiver zusammenge­arbeitet werden.

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BILD: SN/APA/AFP/ADALBERTO ROQUE

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