Shiffrin und Hirscher: Sie siegen nach Belieben
Mikaela Shiffrin holt sich das Doppel in Kranjska Gora, Marcel Hirscher gewinnt beide Rennen in Adelboden – und beide lassen die Konkurrenz verzweifeln.
SALZBURG. Neues Rennen, altbekannte Sieger: Das ist derzeit das Motto im alpinen Ski-Weltcup. Marcel Hirscher hat am Wochenende das Doppel in Adelboden geschafft und den Riesentorlauf am Samstag sowie den Slalom am Sonntag gewonnen. Mikaela Shiffrin hat zeitgleich das Gleiche im slowenischen Kranjska Gora gemacht, erst hat sie Samstag den Riesentorlauf für sich entschieden, dann war sie Sonntag im Slalom wieder außer Reichweite. Beide liegen folglich auch im Weltcup klar in Führung, Shiffrin scheint die große Kugel schon jetzt nicht mehr zu nehmen zu sein.
Einen Unterschied gab es aber doch: Deklassierte die US-Amerikanerin ihre Konkurrenz zuletzt fast nach Belieben, so musste Hirscher um seine drei letzten Siege in Zagreb und Adelboden hart kämpfen. In Zagreb lag er nur 0,05 Sekunden vor Michael Matt, im Riesentorlauf im Berner Oberland 0,17 Sekunden vor Henrik Kristoffersen und im sonntägigen Slalom wieder nur 0,13 Sekunden vor Matt. „Das ist derzeit unglaublich, dass ich das Glück habe und es sich immer noch ausgeht“, meinte Hirscher am Sonntag. Vor allem im Riesentorlauf durfte er nach einem schweren Fehler im selektiven Schlusshang nicht mehr mit dem Sieg rechnen. Danach hat er wieder einmal den Turbo gezündet und erneut in den letzten Toren das Duell noch gedreht. Direkt nach dem Rennen am Samstag war die Analyse noch deutlich härter: „Ich bin so ein Wappler, genau dort, wo ich schön über dem Außenski stehen wollte, ist mir so ein Fehler unterlaufen.“
Nicht nur für Hirscher war es eines der härtesten Adelboden-Rennen, die es jemals gab, auch für die Organisatoren. Eigentlich war es ein kleines Wunder, dass das Rennen am Samstag doch noch programmgemäß stattfinden konnte. Denn nach einem Hangrutsch, der die Zufahrtsstraße von Frutigen nach Adelboden weggerissen hat, stand das Rennen vor der Absage. Erst am Samstag um sechs Uhr konnte mit Notbrücke der Verkehr für die Zuseher wieder freigegeben werden, die sich ab den frühen Morgenstunden in langen Schlangen in das kleine Dorf im Berner Oberland hinaufgekämpft haben. Am Ende wurden die Organisatoren doppelt belohnt: mit einem Rennen und dem absoluten Zuschauerrekord von 31.000 Besuchern allein am Samstag. Auch die Kurssetzung am Samstag war für Hirscher „sensationell schwierig“. In dem Riesentorlauf gab es für den Salzburger Stefan Brennsteiner mit Rang 12 sein bestes Karriere-Ergebnis, während es für seinen engeren Landsmann und Vizeweltmeister Roland Leitinger weiterhin nicht läuft – nur Rang 22 nach Fehler auf einer Schlüsselstelle.
Die vielen knappen Niederlagen haben sich mittlerweile auf die Laune des Norwegers Henrik Kristoffersen geschlagen. Hatte er schon in Zagreb wutentbrannt in die Bande getreten, so vergrub er Samstag nach Hirschers Bestzeit das Gesicht in seinen Händen. Nicht unbedingt sportliche Reaktionen, aber man kann es ihm nicht verdenken: Er war in diesem Winter sechs Mal Zweiter und drei Mal Dritter und fast immer hieß der Mann, der ihm den Zutritt zum obersten Treppchen vereitelt hat, Marcel Hirscher. „Ich bin auf dem richtigen Weg“, meinte Kristoffersen, „irgendwann wird es sich ausgehen.“
Nicht nur irgendwann, sondern schon bald könnte Hirscher die Rekordmarke von 54 Weltcupsiegen von Hermann Maier eingestellt haben. Seine nächsten Siegchancen sind die Slaloms in Wengen, Kitzbühel (21. Jänner) und der Nachtslalom in Schladming (23. Jänner). Die Kombination in Wengen wird Hir- scher auslassen, vermutlich auch den Super G in Kitzbühel.
War es für Hirscher der 52. Weltcupsieg, so war es für Shiffrin der 40. Weltcupsieg – was umso erstaunlicher ist, da die US-Amerikanerin im März erst 23 Jahre alt wird. 40 Siege vor dem 23. Geburtstag haben bisher nur Ingemar Stenmark (40) und Annemarie Pröll (41) geschafft – diese Rekordmarke wird wohl auch bald fallen.
Selbst die Plätze hinter Shiffrin scheinen im Damen-Slalom klar verteilt: Petra Vlhová, Wendy Holdener, Frida Hansdotter und Bernadette Schild matchen sich im Rennen hinter Shiffrin. Schild rettete Platz fünf am Sonntag mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang. „Im ersten Durchgang bin ich einfach zu rund gefahren, erst im zweiten Lauf bin ich voll drauflosgefahren“, meinte die Salzburgerin vor ihrem Heimrennen am Dienstag in Flachau. Das ist das höchstdotierte Damenrennen im ganzen Weltcup (168.000 Euro Preisgeld) und es geht bereits am heutigen Montag mit viel Rahmenprogramm und der Star-Challenge (ab 20.30) los. Dienstag scheint das Comeback von Michaela Kirchgasser möglich.
Allerdings freut sich nicht nur Schild auf das Spektakel, auch Shiffrin. „Ich liebe es, in der Nacht zu fahren“, meinte sie zu Flachau.