Ohrwürmer helfen bei der Herzmassage
Ob in der U-Bahn, im Büro oder mitten auf der Straße: Ein Mensch bricht bewusstlos zusammen. Die plötzliche Ohnmacht kann ein Zeichen für einen Atem-Kreislauf-Stillstand sein. Was tun und wie?
Unter einem Atem-Kreislauf-Stillstand versteht man, dass die betroffene Person nicht mehr situationsgerecht auf äußere Reize reagieren kann und auch keine normale Atmung mehr aufweist. Hier ist rasches und richtiges Reagieren gefragt. Wenn nicht innerhalb weniger Minuten Erste Hilfe geleistet wird, führt der Atem-Kreislauf-Stillstand zum Tod.
Die ersten fünf Minuten sind hier entscheidend. Wichtig als außenstehende Person ist, selbst aktiv zu werden. Die Durchführung der Herzdruckmassage dient dazu, überlebenswichtige Organe weiterhin mit Blut beziehungsweise Sauerstoff zu versorgen. Auch ohne Mund-zu-Mund-Beatmung trauen sich jedoch viele Menschen die Herzdruckmassage nicht zu. Eine Checkliste und die richtigen Ohrwürmer können helfen.
Checkliste für das situationsgerechte Handeln bei Atem-Kreislauf-Stillstand:
1. Bewusstseinskontrolle: Sprechen Sie die Person an. Reagiert sie nicht, schütteln Sie sie leicht. Kontrollieren Sie, ob die Person atmet, indem Sie Ihr Ohr an Nase und Mund halten. Beobachten Sie die Bewegung des Brustkorbs. 2. Notruf: Wenn die Person nicht atmet, sofort 144 wählen oder wählen lassen. Von jemandem einen Defibrillator holen lassen. 3. Herzdruckmassage: Bei einer Person, die nicht normal atmet, muss sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden. a. Machen Sie den Brustkorb der/des Betroffenen frei. Legen Sie eine Hand mit dem Handballen auf die Brustmitte. b. Legen Sie die zweite Hand darüber, verschränken Sie die Finger, strecken Sie beide Arme durch. c. Drücken Sie schnell (100 Mal pro Minute) und kräftig (bis 5 cm tief ) auf den Brustkorb. d. Nur wenn Sie es sich zutrauen und darin trainiert sind, nach je 30 Massagen zwei Mal beatmen. e. Wenn nicht, führen Sie ausschließlich Herzdruckmassage durch.
Die richtigen Songs geben den Rhythmus für die Druckbewegungen an:
Um zu wissen, wie schnell man nun auf den Brustkorb pressen soll, ist es wichtig, den richtigen Rhythmus zu finden. Hierzu ist es hilfreich, sich einen Song zu merken. Ob es der Klassiker „Stayin’ Alive“von den Bee Gees ist oder die makabre Variante „Another One Bites the Dust“von Queen, bleibt Geschmackssache. Von Bedeutung ist hier, sich den richtigen Rhythmus einzuprägen: Der Song soll in etwa 100 Schläge pro Minute haben. Denn mit einer Frequenz von 100 bis 120 Druckbewegungen pro Minute wird laut Studien der beste Blutfluss durch das nicht mehr eigenständig pumpende Herz eines Bewusstlosen erreicht.
Um das Bewusstsein für rasche Erste Hilfe zu erhöhen, haben die Spezialisten des New York Presbyterian Hospital eine Liste von 40 „Life-saving songs“aus verschiedenen Musikgenres erstellt. Alle 40 Songs haben 100 Beats (Schläge) pro Minute und damit genau den optimalen Rhythmus für eine Herzdruckmassage.
Eine Herzdruckmassage steigert die Überlebenschancen eines Bewusstlosen im Notfall deutlich, weil so der Sauerstoff im Blutkreislauf zirkuliert. Das Beatmen ist bei einer Wiederbelebung zweitrangig – wichtig ist, dass man hilft. Darum, auch wenn der letzte ErsteHilfe-Kurs schon etwas länger zurückliegt, mit dem Ohrwurm von den Bee Gees, Queen oder gar mit dem Radetzkymarsch den richtigen Rhythmus finden und Leben retten!
Die Playlist des New York Presbyterian Hospital findet man bei Spotify unter „Songs to do CPR to“(CPR steht für Cardiopulmonary resuscitation/Herz-Lungen-Wiederbelebung). Univ.-Prof. Prim. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler, Facharzt für Innere Medizin, Additivfacharzt für Endokrinologie, Stoffwechsel & Diabetes, Additivfacharzt für Kardiologie. Vorstand der Abteilung Innere Medizin, Ärztlicher Leiter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg und Vorstand von SIPCAN – Initiative für ein gesundes Leben ( WWW.SIPCAN.AT).