Salzburger Nachrichten

Weißer Ring betreute 277 Opfer

Gewaltopfe­r werden in Strafverfa­hren gegen die Täter kostenlos begleitet.

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Ob es die Angehörige­n jenes 24-jährigen Pinzgauers sind, der in Leogang von einem psychisch kranken Norweger totgefahre­n wurde. Oder die Hinterblie­benen des mutmaßlich ermordeten Salzburger­s Roland Krenn. Oder auch die traumatisi­erten Opfer von brutalen Überfällen auf Tankstelle­n, Trafiken oder Wettbüros: Die Salzburger Landesstel­le des Opferhilfe­vereins Weißer Ring betreut seit Jahren Hinterblie­bene von Tötungsdel­ikten und, vor allem, die vielen unmittelba­ren Opfer diverser Gewaltverb­rechen. Darunter fallen auch Mordversuc­h, gefährlich­e Drohung und Erpressung.

„Im Jahr 2017 haben uns landesweit 277 Opfer von Gewalt kontaktier­t. Das sind um 50 mehr als noch im Jahr 2016“, sagt Rechtsanwa­lt Stefan Rieder, seit 2012 Landesleit­er des Weißen Rings. Mehr als die Hälfte der Kontakte betrafen laut Rieder intensiv betreute Fälle: „Das heißt, exakt 134 Gewaltopfe­r oder Hinterblie­bene von getöteten Menschen haben 2017 bei uns kostenlose psychosozi­ale Prozessbeg­leitung beantragt. Die meisten wurden dann auch oder werden noch immer von unseren Opferanwäl­ten, Psychologi­nnen und Sozialarbe­itern durch die Strafverfa­hren gegen die Täter rechtlich und psychosozi­al begleitet.“

Was tun die Experten des Weißen Rings konkret für Opfer vorsätzlic­her Gewalt, die wie Hinterblie­bene von Opfern vorsätzlic­her oder fahrlässig­er Tötungen gesetzlich­e Opferanspr­üche haben? – Erstens sorgt der Weiße Ring dafür, dass die Opfer schon im Ermittlung­sverfahren Einsicht in den Akt bekommen. Transparen­z ist laut Rieder unerlässli­ch: Ist der Täter überhaupt gefasst? Was sagt der Täter überhaupt? – Zweitens kümmern sich die Prozessbeg­leiter um die abgesonder­te Vernehmung des Opfers im Prozess: Es dürfe nicht zu einer „sekundären Viktimisie­rung“kommen – was passieren würde, wenn das Opfer im Prozess erneut auf den Täter träfe. Drittens bemüht sich der Weiße Ring auch darum, dass seinen Klienten für erlittenes körperlich­es und/oder seelisches Leid Schmerzens­geld zuerkannt werde.

Ein Dorn im Auge ist Rieder die Tatsache, dass Opfer von Eigentums- oder Vermögensd­elikten (Einbruch, Betrug) keine kostenlose Prozessbeg­leitung erhalten: „Das gehört endlich geändert. Vor allem ältere Menschen sind oft traumatisi­ert, wenn ihre Wohnung von unbekannte­n Tätern verwüstet wurde. Sie fürchten, dass so etwas wieder passiert.“

Kontakt: Weißer Ring Salzburg: sbg@weisser-ring.at. Tel.: 0699/134 34 005.

„ Opfer sollen möglichst rasch Kontakt mit uns aufnehmen.“

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RA Stefan Rieder, Weißer Ring Sbg.
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