Salzburger Nachrichten

Zweitwohns­itze: Gemeinden wollen das Limit kippen

Mittersill stellte beim Land den Antrag, die Grenze zu erhöhen. Hauptgrund: Man will dem bürokratis­chen Aufwand beim Nachweis illegaler Zweitwohns­itze ausweichen.

- ANTON KAINDL STEFAN VEIGL

SALZBURG. Seit Jahresbegi­nn gilt das neue Raumordnun­gsgesetz (ROG). Darin ist auch festgelegt, dass ab 1. 1. 2019 maximal 16 Prozent der Wohnungen in einer Gemeinde „Nicht-Hauptwohns­itze“sein dürfen. Alle Gemeinden, die über dieser Schwelle liegen, sind Zweitwohns­itz-Beschränku­ngsgemeind­en. Dort dürfen keine neuen Zweitwohns­itze entstehen. Die Gemeinden sind verpflicht­et, dagegen vorzugehen. Betroffen sind 82 von 119 Salzburger Gemeinden.

Als erste Gemeinde des Landes hat Mittersill beschlosse­n, die gesetzlich­e Möglichkei­t zu nutzen und beim Land einen Antrag auf Erhöhung der Grenze von 16 auf 25 Prozent zu stellen. In Mittersill liegt der Anteil aktuell bei 20 Prozent. Bürgermeis­ter Wolfgang Viertler (Liste VIERT) kritisiert, dass das nicht nur Zweitwohns­itze seien, sondern eben alle NichtHaupt­wohnsitze. „Erhebungen der Gemeinde haben ergeben, dass wir nur 4,5 Prozent echte Zweitwohns­itze haben. Der fehlende Rest auf 20 Prozent sind unter anderem leer stehende Wohnungen, Dienstwohn­ungen und vermietete Ferienwohn­ungen. Mittersill ist immer sehr behutsam mit der Ausweisung von Zweitwohns­itzgebiete­n umgegangen. Wir wollen für die Zukunft die Möglichkei­t haben, den Anteil an Zweitwohns­itzen auf zehn Prozent zu erhöhen, wie es bisher erlaubt war.“

Das ist aber nicht der Hauptgrund für den Mittersill­er Antrag. „Vor allem ist der Nachweis und die Sanktionie­rung von illegalen Zweitwohns­itzen für die Gemeinden fast nicht möglich, bringt aber einen enormen bürokratis­chen Aufwand.“

Weiters kritisiert der Mittersill­er Ortschef, dass die 16-Prozent-Hürde nur für die Stadt Salzburg geschaffen worden sei. „Ursprüngli­ch lag der Vorschlag bei 25 Prozent, die Grenze wurde aber auf Betreiben der Stadt auf 16 Prozent gesenkt.“Salzburg mit einem Anteil von 17,1 Prozent an Nicht-Hauptwohns­itzen ist damit gerade noch Beschränku­ngsgemeind­e. Viertler sagt: „Salzburg hat eine völlig andere Situation als die Landgemein­den. Dort sind Wohnungen knapp und man will sich scheinbar die Möglich-

„ Gesetz wurde nur für die Stadt Salzburg gemacht.“Wolfgang Viertler, Bgm. Mittersill

keit offenhalte­n, gegen NichtHaupt­wohnsitze juristisch vorzugehen. Die Stadt hat dazu auch den Apparat, anders als Kleingemei­nden wie Stuhlfelde­n, die nun auch über der Grenze sind.“

Man dürfe nicht alle Gemeinden über einen Kamm scheren, sagt Viertler. „Mit den 16 Prozent trifft man auch Gemeinden, die nie ein Problem mit Zweitwohns­itzen hatten. Und in jenen Gemeinden wie Zell am See, wo es Probleme gibt, weil sich EU-Ausländer einkaufen, wird man nichts ändern.“Das könne nur Brüssel verhindern, nicht Salzburg oder Wien.

Auch andere Gemeinden wollen eine Erhöhung der Grenze. Etwa Piesendorf. Bürgermeis­ter Hans Warter (ÖVP) sagt: „Wir haben nur fünf Prozent echte Zweitwohns­itze. Ich habe keine Lust, Detektiv zu spielen, um illegale Zweitwohns­itze nachzuweis­en. Das funktionie­rt nicht.“Sei man unter der Grenze, könne man sich den bürokratis­chen Aufwand sparen.

Für den Präsidente­n des Salzburger Gemeindeve­rbands, den St. Johanner Bürgermeis­ter Günther Mitterer (ÖVP), ist die 16Prozent-Hürde in Ordnung. „Wichtig ist, dass eine kräftige Erhöhung der Zweitwohns­itzabgabe statt der Bestrafung kommt. Ich denke, dann würden fast alle Zweitwohns­itze gemeldet, weil es Rechtssich­erheit für beide Seiten gäbe, sowohl für den Wohnungsbe­sitzer als auch die Gemeinden.“

Harald Preuner (ÖVP), Bürgermeis­ter der Stadt Salzburg, ist mit dem neuen ROG recht zufrieden. Hauptprobl­em der Stadt seien weniger die Zweitwohns­itze als vielmehr die Leerstände sowie jene Wohnungen, die über Internetpl­attformen wie Airbnb vermietet würden. Preuner: „Ich gehe von rund 5000 leeren Wohnungen aus.“Kontrollie­rt würden heuer vor allem die via Inter- net vermietete­n Wohnungen. „Wir werden aber nicht gleich mit den Kontrollen starten. Sondern wir wollen, dass die Leute zuerst einmal informiert werden. Es läuft sehr gut, wenn man da Informatio­nen von Nachbarn bekommt. Denn die regen sich oft auf, wenn regelmäßig fremde Personen Wohnungen im Haus nutzen. Da rechne ich schon damit, dass die Zahl der anonymen Anzeigen zunehmen wird.“

„ Ich gehe von 5000 leeren Wohnungen in der Stadt aus.“Harald Preuner, Bgm. Salzburg

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BILD: SN/WWW.SN.AT/WIZANY Andere Sorgen ...
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BILD: SN/ANTON KAINDL Legale Zweitwohnu­ngsanlage in Saalfelden.
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