Salzburger Nachrichten

Duell um Wiener SPÖ startet

Wie rechts dürfen die Linken sein? Darüber stimmen Ende Jänner die Wiener Genossen ab, wenn sie ihren neuen Parteichef wählen. Die Sozialdemo­kratie steht vor einer Richtungse­ntscheidun­g.

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WIEN. Wie steht die SPÖ zur FPÖ? Darüber entscheide­n 981 Delegierte am 27. Jänner beim SPÖ-Landespart­eitag, wenn sie einen neuen Parteivors­itzenden wählen und damit auch über den neuen Wiener Bürgermeis­ter abstimmen. In diesen Rollen wird der Sieger auch die Politik der Bundes-SPÖ massiv mitbestimm­en. Kurzum: Die zukünftige Ausrichtun­g der Roten wird entschiede­n.

Seit Wochenbegi­nn steht fest, dass – wie bereits vermutet – zwei Kandidaten gegeneinan­der antreten: Es sind dies Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig (der dem rechten Parteiflüg­el zugeordnet wird) und der geschäftsf­ührende SPÖ-Parlaments­klubchef Andreas Schieder (linker Flügel). Fünf weitere Bewerber wurden von der Wahlkommis­sion nicht zugelassen. Einer davon ist Michael Bernt. Er war bis ins Jahr 2015 SPÖ-Mitglied, kandidiert­e zwischenze­itlich für die rechte Splitterpa­rtei FLÖ und wollte sich in Wien diesmal „als echter Sozi“der Wahl stellen. „Häupl, Schieder und Ludwig sind für mich keine Sozialdemo­kraten. Sie tun nichts gegen die Macht der Finanzkonz­erne und den politische­n Islam.“Weil Bernt kein SPÖ-Mitglied mehr ist, wurde er zur Wahl nicht zugelassen. Beim Sonderpart­eitag der Stadt-Roten am 27. Jänner werden nur die Namen Ludwig und Schieder auf dem Stimmzette­l stehen. Spontane Kandidatur­en am Parteitag sind theoretisc­h möglich. Ein Bewerber bräuchte eine Zweidritte­lmehrheit der Delegierte­n, um überhaupt zur Abstimmung zugelassen zu werden.

In der SPÖ spricht man von einem ruhigen Wahlkampf der beiden Kandidaten, trotzdem geht es um viel. Nämlich: Wo positionie­rt sich die SPÖ, wenn es um die Fragen der Migration und der Integratio­n geht. Der rechte Flügel und somit Ludwigs Anhänger fühlen sich seit Jahren in der Wiener SPÖ unterreprä­sentiert. Der linke Flügel rund um Schieder fürchtet eine Annäherung an die FPÖ. Diese hatte Noch-Bürgermeis­ter Michael Häupl bisher strikt ausgeschlo­ssen.

In der SPÖ kristallis­ieren sich immer mehr die Befürworte­r der beiden Kandidaten heraus. Der Chef der Fraktion Sozialdemo­kratischer Gewerkscha­fter (FSG), Christian Meidlinger, sprach sich am Montag für Ludwig aus, ebenso tat dies bereits der Wiener Arbeiterka­mmerpräsid­ent Rudolf Kaske. Der jetzige Wiener SPÖ-Chef Michael Häupl soll Schieder bevorzugen.

Das Datum des Sonderpart­eitags sorgt jedenfalls bei roten Parteifreu­nden in St. Pölten für Unruhe. Für die Genossen in Niederöste­rreich ist der Termin denkbar schlecht, wählt doch Österreich­s größtes Bundesland nur einen Tag nach dem Duell um die Wiener SPÖ einen neuen Landtag. Die Aufregung rund um die Lage der SPÖ kommt dem roten Spitzenkan­didaten Franz Schnabl da denkbar ungelegen.

Linker gegen rechter Flügel am Landespart­eitag

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WWW.SN.AT/WIZANY Familienbo­nus . . .
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BILD: SN/APA Andreas Schieder
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BILD: SN/APA Michael Ludwig

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