Salzburger Nachrichten

Mays nicht ganz so neues Kabinett

Britische Premiermin­isterin wagte sich nicht an politische Schwergewi­chte.

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LONDON. Die britische Premiermin­isterin Theresa May, so schien es, ging mit guten Vorsätzen ins neue Jahr. Alles soll nun besser werden, nachdem die Konservati­ven 2017 die absolute Mehrheit im Parlament verloren hatten und die Schlagzeil­en über Chaos und Uneinigkei­t über den richtigen Brexit-Kurs innerhalb der Partei nicht abreißen wollten, ganz zu schweigen von den schleppend­en Brexit-Verhandlun­gen. In Westminste­r-Kreisen hieß es, sie wolle den Tories ein neues Profil verleihen, jünger, frischer und moderner sollen die Konservati­ven wirken. Als „Entgiftung“der Konservati­ven nannte es eine Zeitung – weg von der bei vielen Briten unbeliebte­n Fuchsjagd hin zu einer Politik mit grünem Anstrich. So will die Regierung etwa Kaffee-Mehrwegbec­her mit einer „Latte-Abgabe“ (latte levy) reduzieren und der Kampf gegen Plastik steht neuerdings ebenfalls oben auf der Agenda. Die Fuchsjagd dagegen soll verboten bleiben.

Für Montag dann, so wurde erwartet, wollte May das deutlichst­e Zeichen setzen beim Versuch, das Image der Tories, die mit Nachwuchsp­roblemen und Mitglieder­schwund zu kämpfen haben, aufzupolie­ren: Sie begann mit der größten Regierungs­umbildung seit ihrer Amtsüberna­hme 2016. Aber dann passierte zunächst nichts. Bis in den Abend hinein kamen und gingen Politiker, die meisten von ihnen im Amt bestätigt, durch die Tür mit der Nummer zehn. Am heutigen Dienstag soll es weitergehe­n, aber das Kabinett hatte sich kaum verändert, soviel war am Abend klar. Zu einem der wenigen Wechsel kam es beim Vorsitz der Konservati­ven Partei. Der stellvertr­etende Einwanderu­ngsministe­r Brandon Lewis übernahm die Nachfolge von Patrick McLoughlin.

Laut Medienberi­chten wollte May einen neuen Posten im Kabinett für die Vorbereitu­ng eines Brexits ohne Abkommen schaffen. Es sei ein Signal an Brüssel, dass es London ernst damit meint, die Gemeinscha­ft auch dann zu verlassen, falls die Verhandlun­gen scheitern. Die britische Bildungsmi­nisterin Justine Greening, die ihr Ressort aufgeben und stattdesse­n die Verantwort­ung für Soziales und Renten übernehmen sollte, trat zurück.

Die Umbildung wurde als Versuch der Regierungs­chefin verstanden, Stärke zu demonstrie­ren. Doch an politische Schwergewi­chte wagte sie sich nicht heran. Ausgelöst wurde diese durch den Rücktritt von Mays Stellvertr­eter Damian Green, weil er pornografi­sche Bilder auf dem Dienstcomp­uter hatte.

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