Die Liebe zum Kulturerbe genügt noch nicht
Im nun einsetzenden Europäischen Jahr des Kulturerbes ist der „Seele Europas“nachzuspüren.
„Wie wichtig ist für Sie Kulturerbe?“84 Prozent der Europäerinnen und Europäer sagen darauf „sehr wichtig“oder „ziemlich wichtig“. Und dass an Orten, „die mit dem Kulturerbe Europas in Zusammenhang stehen“, das Leben besser sei als anderswo, erachten 71 Prozent der befragten EU-Bürger für zutreffend. 82 Prozent geben an, sie seien stolz auf ein Denkmal, eine historische Stätte, ein Kunstwerk oder eine Tradition aus ihrer Region. Und 68 Prozent der EU-Bürger wählen ihren Urlaubsort nach dem Vorhandensein von Kulturerbe.
Bei so hohen Quoten, wie sie eine Eurobarometer-Umfrage vom Herbst 2017 zutage bringt, lässt sich das, was viele Europäer zu ihrem kulturellen Erbe hegen, durchaus als Liebe bezeichnen. Doch offenbar ist dies noch nicht genug: Um das Kulturerbe weiter aufzuwerten, um dessen Nutzung zu fördern und um „das Bewusstsein für die gemeinsame Geschichte und die gemeinsamen Werte zu schärfen“– so heißt es im offiziellen EU-Beschluss –, haben EU-Kommission, Rat und Europäisches Parlament das Jahr 2018 zum „Europäischen Jahr des Kulturerbes“ausgerufen. Dabei ist der Begriff Kulturerbe weit gefasst – von Literatur, Kunst, Film und Musik bis zum Handwerk und kulinarischen Besonderheiten.
Nach Angaben der EU-Kommission hängen 7,8 Mill. Arbeitsplätze in der EU direkt oder indirekt am Kulturerbe. Und fast die Hälfte aller auf der UNESCO-Liste des Welterbes eingetragenen Stätten, nämlich 453, befinden sich in Europa.
In Deutschland wurde das Themenjahr am Montag mit einem Festakt im Hamburger Rathaus eröffnet. Das Kulturerbejahr biete die Chance, über gemeinsame Wurzeln und Werte „der Seele Europas nachzuspüren“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Die Frage, was uns als Europäerinnen und Europäer ausmache, sei heute „drängender denn je, angesichts der vielerorts zu beobachtenden Erosion der europäischen Einigung“. Vor allem junge Menschen sollten dazu motiviert werden, für Vielfalt offen zu sein und das zu ergründen, was in der EU bisher vielerorts gelungen sei: „das Gemeinsame über das Trennende zu stellen sowie unterschiedlichen Kulturen, Religionen, Traditionen und Träumen, Lebensentwürfen und Weltanschauungen eine Heimat zu bieten“.
In Österreich soll während der EU-Präsidentschaft am 11. und am 12. Dezember die Abschlusskonferenz zum Europäischen Jahr des Kulturerbes stattfinden. Doch eine angekündigte Webseite mit etwaigen Veranstaltungen ist noch unter Verschluss.
Der österreichische Auftakt wird – wenngleich ohne Kulturminister – am Donnerstag in Salzburg stattfinden: Da wird die „Monumento“, die dreitägige internationale Messe für Denkmalschutz eröffnet, wozu Politiker, Beamte und Experten aus Brüssel, Deutschland, Schweiz, Rumänien, Slowenien und Slowakei anreisen. Die Präsentationen von etwa 160 Ausstellern werden von einem Vortrags- und Diskussionsprogramm begleitet, das am Donnerstag um 9.30 Uhr mit dem Podiumsgespräch „Wohnen im Welterbe, Stärkung der Stadtund Ortskerne“beginnt. Messe: