Lukas Podolski: Der Versöhner mit dem Döner
Lukas Podolski eröffnet eine Döner-Bude und zeigt, wie Menschenliebe geht: mit gutem Geschmack. Denn der kennt keine Grenzen.
Es gibt Tage, da ist die Welt nur noch grau. Draußen nieselt es. Im Internet rülpsen asoziale Medien Gehässigkeiten an die Spitze der Google-Hitparaden und dann – ein Lichtstrahl!
Lukas Podolski zeigt wieder auf. Der deutsche Stoß- und Spaßstürmer hat in Köln einen Döner-Laden eröffnet. Womit er ein wenig an Neil Armstrong erinnert. Sie wissen schon: „Ein kleiner Schritt für mich. Aber ein großer Schritt für die Menschheit.“Denn ob Sie es glauben oder nicht: Wenn es jemandem in unserem hasserfüllten Internetzeitalter gelingt, die Würde der Menschen wiederherzustellen, dann ist das unser Poldi. Warum? Weil er die Menschen mag. Und zwar alle. Selbst wenn sie so fahrlässig sind wie die Redakteure des ultrarechten Internetportals Breitbart. Die haben eine Story über einen Schlepperring in Spanien mit einem Foto von Poldi illustriert. Da wurde er als „illegaler Flüchtling“auf einem Jet-Ski gezeigt. Dabei wurde das Bild während der Fußball-WM in Brasilien aufgenommen. Poldi verzichtete auf eine Klage und ließ Breitbart abmahnen. Obwohl: Genau genommen ist Poldi ja tatsächlich ein Wirtschaftsflüchtling. Er war zwei Jahre alt, als seine Eltern mit ihm 1987 das polnische Gleiwitz verließen, um ihr Glück in Deutschland zu suchen. Heute ist der gebürtige Pole Deutschlands beliebtester Fußballspieler. Und als er am 6. Jänner nun höchstpersönlich in Köln einen Döner-Laden namens Mangal eröffnete, kamen seine Fans in Scharen herbei, um der türkischen Lebenskunst zu frönen. Da standen Pegida-Glatzen friedlich mit linken Chaoten Schlange, um einen Blick auf ihren Strahlemann werfen zu können. Wer Glück hatte, der bekam Döner aufs Haus. Döner, das sind übrigens jene mit Marinade gewürzten Fleischscheiben, die schichtweise auf einen senkrecht stehenden Drehspieß gesteckt und seitlich gegrillt werden. Da wird dann das knusprige Braune weg- geschnitten. Herrlich! Jeder Mensch mit Geschmack und Verstand dankt den Türken für diese Meisterleistung. Ein paar Presseleute fragten noch etwas pikiert: „Poldi! Warum ausgerechnet Döner?“Und Poldi sprach: „Ich habe Döner in jungen Jahren gegessen, ich esse ihn jetzt – und ich werde ihn nach meinem Karriereende essen.“Genial: Das Leben ist eben schön, wenn man isst, was einem schmeckt.
Poldi hat aber auch ein Herz für seine Gegner. Einmal sagte der Stürmer: „Es ist bitter, wenn jeder Ball, der reingeht, ein Tor ist.“Oder diese Philosophie: „Ich möchte keinen Höhepunkt herauspicken, das wäre unfair den anderen Momenten gegenüber.“Oder anders gesagt: „Eigentlich überwiegt beides.“Wenn er jetzt noch in seiner Döner-Bude als Begrüßung den Satz „Der Kurde ist König“durchsetzt – dann kriegt er den Friedensnobelpreis. PETER.GNAIGER@SN.AT