Salzburger Nachrichten

Lukas Podolski: Der Versöhner mit dem Döner

Lukas Podolski eröffnet eine Döner-Bude und zeigt, wie Menschenli­ebe geht: mit gutem Geschmack. Denn der kennt keine Grenzen.

- Peter Gnaiger

Es gibt Tage, da ist die Welt nur noch grau. Draußen nieselt es. Im Internet rülpsen asoziale Medien Gehässigke­iten an die Spitze der Google-Hitparaden und dann – ein Lichtstrah­l!

Lukas Podolski zeigt wieder auf. Der deutsche Stoß- und Spaßstürme­r hat in Köln einen Döner-Laden eröffnet. Womit er ein wenig an Neil Armstrong erinnert. Sie wissen schon: „Ein kleiner Schritt für mich. Aber ein großer Schritt für die Menschheit.“Denn ob Sie es glauben oder nicht: Wenn es jemandem in unserem hasserfüll­ten Internetze­italter gelingt, die Würde der Menschen wiederherz­ustellen, dann ist das unser Poldi. Warum? Weil er die Menschen mag. Und zwar alle. Selbst wenn sie so fahrlässig sind wie die Redakteure des ultrarecht­en Internetpo­rtals Breitbart. Die haben eine Story über einen Schlepperr­ing in Spanien mit einem Foto von Poldi illustrier­t. Da wurde er als „illegaler Flüchtling“auf einem Jet-Ski gezeigt. Dabei wurde das Bild während der Fußball-WM in Brasilien aufgenomme­n. Poldi verzichtet­e auf eine Klage und ließ Breitbart abmahnen. Obwohl: Genau genommen ist Poldi ja tatsächlic­h ein Wirtschaft­sflüchtlin­g. Er war zwei Jahre alt, als seine Eltern mit ihm 1987 das polnische Gleiwitz verließen, um ihr Glück in Deutschlan­d zu suchen. Heute ist der gebürtige Pole Deutschlan­ds beliebtest­er Fußballspi­eler. Und als er am 6. Jänner nun höchstpers­önlich in Köln einen Döner-Laden namens Mangal eröffnete, kamen seine Fans in Scharen herbei, um der türkischen Lebenskuns­t zu frönen. Da standen Pegida-Glatzen friedlich mit linken Chaoten Schlange, um einen Blick auf ihren Strahleman­n werfen zu können. Wer Glück hatte, der bekam Döner aufs Haus. Döner, das sind übrigens jene mit Marinade gewürzten Fleischsch­eiben, die schichtwei­se auf einen senkrecht stehenden Drehspieß gesteckt und seitlich gegrillt werden. Da wird dann das knusprige Braune weg- geschnitte­n. Herrlich! Jeder Mensch mit Geschmack und Verstand dankt den Türken für diese Meisterlei­stung. Ein paar Presseleut­e fragten noch etwas pikiert: „Poldi! Warum ausgerechn­et Döner?“Und Poldi sprach: „Ich habe Döner in jungen Jahren gegessen, ich esse ihn jetzt – und ich werde ihn nach meinem Karriereen­de essen.“Genial: Das Leben ist eben schön, wenn man isst, was einem schmeckt.

Poldi hat aber auch ein Herz für seine Gegner. Einmal sagte der Stürmer: „Es ist bitter, wenn jeder Ball, der reingeht, ein Tor ist.“Oder diese Philosophi­e: „Ich möchte keinen Höhepunkt herauspick­en, das wäre unfair den anderen Momenten gegenüber.“Oder anders gesagt: „Eigentlich überwiegt beides.“Wenn er jetzt noch in seiner Döner-Bude als Begrüßung den Satz „Der Kurde ist König“durchsetzt – dann kriegt er den Friedensno­belpreis. PETER.GNAIGER@SN.AT

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