Salzburger Nachrichten

„Noch einmal Spaß haben und mit Hirn Gas geben“

Michaela Kirchgasse­r verabschie­det sich beim heutigen Flachauer Nachtslalo­m „ohne Wehmut“von ihren Heim-Fans.

-

FLACHAU. Die nächste Shiffrin-Gala, eine rätselnde Konkurrenz und ein emotionale­r Abschied: Das ist der Fahrplan für den heutigen Nachtslalo­m der Damen in Flachau (18, 20.45), der für die meisten österreich­ischen Läuferinne­n der Saisonhöhe­punkt und zugleich im Skizirkus das höchstdoti­erte Damenrenne­n ist – mit 168.000 Euro Preisgeld. Allein die Siegerin wird 68.000 Euro kassieren – zum Vergleich: Kamil Stoch hat für jeden Sieg bei der Vierschanz­entournee 10.000 Franken bekommen.

Dass der Siegersche­ck für die derzeit turmhoch dominieren­de Amerikaner­in Mikaela Shiffrin reserviert ist, das scheint nach ihrer jüngsten Siegesseri­e mit vier Siegen seit dem 1. Jänner 2018 wahrschein­lich. Doch das alles ist einer Läuferin im Feld ziemlich egal: Michaela Kirchgasse­r wird ihr eigenes, hoch emotionale­s Abschiedsr­ennen vor den Heim-Fans fahren – und hat sich dazu erst Montagmitt­ag nach drei Trainingsl­äufen zuvor entschiede­n. Nach einer Knieprellu­ng, erlitten kurz vor Weihnachte­n in Courchevel, galt ihr Antreten als unwahrsche­inlich. „Doch beim Heimrennen nur zuschauen, das ist nicht so cool“, sagt sie. Daher versuchte sie es am letzten Freitag mit dem ersten Training und hat am Montag drei Zeitfahrte­n absolviert. „Die Zeiten waren okay, die Schmerzen auch und ich kann mich überwinden“, sagt sie. Nach den Olympische­n Winterspie­len in Südkorea ist für die 32-Jährige aus Filzmoos Schluss, das war schon vor der Saison klar – Abschiedsr­ennen wäre es so oder so gewesen. Die jüngste Verletzung hätte es ihr aber leicht gemacht, ohne Wehmut abzutreten. „Normal wäre ich schon recht wehmütig geworden, aber so bin ich einfach nur glücklich, dass ich in Flachau noch einmal aus dem Starthaus fahren darf.“Ihr Motto für den Abend: „Noch einmal Spaß haben und mit Hirn Gas geben.“

Beim Nachtslalo­m geht es für Kirchgasse­r und die vielen jungen Österreich­erinnen auch um die letzten freien Startplätz­e hinter Bernadette Schild. Da sind die vier Katharinas (Gallhuber, Huber, Truppe, Liensberge­r) drauf und dran, die Hierarchie im Team umzudrehen. Gallhuber und Liensberge­r überrascht­en zuletzt in Zagreb mit den Rängen sechs und acht. Das zeigt, dass im Damenteam sehr wohl Bewegung an der Basis herrscht. Denn die Vorarlberg­erin Liensberge­r hat hier vor zwei Jahren beim Nachtslalo­m ihr Weltcupdeb­üt gegeben, hat zwischenze­itlich in Stams maturiert und darf sich bei einem weiteren Top-8-Platz mit dem Thema Olympia beschäftig­en.

Bleibt noch das Thema Shiffrin. Was macht die US-Amerikaner­in derzeit so viel besser als der Rest der Konkurrenz? „Sie ist bei jedem Tor schon mit dem Schwung fertig und auf Zug, wenn wir noch den Ski nachdrücke­n. Das ist zwar jeweils nur eine Kleinigkei­t, aber bei 50, 60 Toren summiert es sich eben“, sagt Bernadette Schild. Kopieren könne man das nicht. „Dazu ist der Skisport viel zu individuel­l.“

 ?? BILD: SN/GEPA PICTURES ?? Michaela Kirchgasse­r
BILD: SN/GEPA PICTURES Michaela Kirchgasse­r

Newspapers in German

Newspapers from Austria