Wie viele Hotelbetten verträgt die Stadt?
In der Stadt Salzburg sind fünf weitere Hotels in den Startlöchern. Die Zahl der Nächtigungen könnte 2017 erstmals die Drei-MillionenMarke geknackt haben.
Norbert und Andrea Wendl führen in dritter Generation das Hotel Junior in der Innsbrucker Bundesstraße. Weil eine Expansion unmöglich war, haben sie das Haus um die Ecke in der Maxglaner Hauptstraße 70 gekauft und bauen zwei Stockwerke zum Drei-SternPlus-Hotel mit 40 Zimmern um. Geführt wird es ab Mai unter dem Namen Max 70 – „als Drei-SternPlus-Hotel mit größeren Zimmern samt Kitchenette“, sagt Andrea Wendl. Ihr Konzept: „Wir wollen uns auf den Long-StayBereich konzentrieren. Da geht es um Geschäftsreisende, aber im Sommer auch um Familien.“Die Eröffnung am 19. Dezember bereits hinter sich hat das Hotel B(l)ackhome ebenfalls in Maxglan: Das 16-Zimmer-Haus hat wegen seiner schwarzen Fassade für Wirbel gesorgt, was dem Geschäft nicht geschadet haben dürfte. Gabriele Oberhauser, die das Haus mitentwickelt hat: „Über die Feiertage waren wir so gut wie ausgebucht.“Auch sie will sich auf Geschäftsreisende konzentrieren.
In Bau ist ein Zwei-Stern-LowBudget-Hotel unweit des Bahnhofs mit 120 Zimmern. „Wir werden versuchen, die Eröffnung noch im Dezember 2018 zu schaffen“, sagt Projektentwickler Reinhard Truschkowski von der Berliner Data Domizil Bau-GmbH. Ein Betreiber werde noch gesucht. Seine Marktlücke: „Wir zielen auf den Jugendreisebereich ab. Da geht es auch um Gruppenreisen und Familien.“
Anfang April 2019 will das Vier-Stern-Hotel (120 Zimmer) im „Perron“-Glasturm unweit des Bahnhofs eröffnen. Betreiber ist Alexander Ipp aus Retz/NÖ: „Wir sehen den Salzburg-Touristen stark im Fokus sowie Geschäftsreisende.“Punkten will Ipp mit dem Panorama-Restaurant sowie künstlerischen Veranstaltungen.
Und nachdem die Sparkasse Ende 2018/Anfang 2019 auch ins „Perron“einziehen wird, soll auch ihr bisheriger, denkmalgeschützter Standort in der Rainerstraße 4 zu einem Vier-SternPlus-Hotel („Palais Faber“mit 113 Zimmern) umgebaut werden. Betreiber wird die zum RamadaKonzern gehörende H-HotelGruppe, heißt es vom Hauseigentümer, der Linzer ifa AG. Ein anderes Konzept wird beim Projekt „Inovum“von Gusswerk-Eigentümer Michael Mayer verfolgt: Er will mit seiner Mayweg GmbH zwischen Ikea und Autobahn ein Hotel (70 bis 120 Zimmer) samt Design-Dauerausstellung und Restaurant verwirklichen. Mayweg-Geschäftsführer Markus Eberharter: „Wenn es rundläuft, geht der Bau im Sommer 2018 los und ist im Frühjahr 2020 fertig.“
Schon vor zwei Jahren warnte die Wirtschaftskammer davor, dass es in der Stadt eine Überkapazität bei Hotelbetten und somit einen Verdrängungswettbewerb gebe. Bert Brugger, Chef der Tourismus Salzburg GmbH, sieht das nüchtern: „Schon vor zehn Jahren war vom ,Bettenwahn‘ die Rede. Aber heute schlafen jede Nacht 3000 Gäste mehr in der Stadt als noch vor 10 oder 15 Jahren. Auch die Tagesgäste werden noch mehr.“Er fordere keine neuen Hotels. Nachsatz: „Aber wenn wir die vielen zusätzlichen Gäste nicht in der Stadt unterbringen, nächtigen sie eben in den Umlandgemeinden und
kommen als Tagesgäste in die Stadt herein.“Planungsstadtrat Johann Padutsch (BL) sagt: „Teilweise geht dieses Wachstum zu weit. Aber offensichtlich gibt es der Markt her. Die Politik kann hier nicht viel tun, solange die Betriebe unter der Grenze von 120 Zimmern für Beherbergungsgroßbetriebe bleiben.“
„Mit einiger Besorgnis“sieht diesen Hotelboom Hotelier („Blaue Gans“) Andreas Gfrerer, Obmann des Altstadtverbands: „Die Nächtigungszuwächse sind hauptsächlich im Zwei- und DreiStern-Segment gewesen. Damit hat man auf eine Verbreiterung gesetzt, aber nicht auf einen Qualitätsanspruch.“Und zu den 14.700 Betten in Hotels und Pensionen müsse man jene Wohnungen rechnen, die über OnlinePlattformen vermietet würden.
Gfrerer weiter: „Zu gewissen Zeiten ist Salzburg schon jetzt überfüllt. Wir werden Instrumente brauchen, um den Zustrom insbesondere der Tagesgäste zu steuern. De facto gibt es da eine Kapazitätsgrenze, die man anerkennen muss, damit Salzburg für alle noch ein Erlebnis bleibt. Denn die Stadt Salzburg ist ein Qualitätsprodukt – und kein Freizeitpark.“