Schweinepest macht die Züchter nervös
In Polen und Tschechien verenden weiter Wildschweine an dem 1921 erstmals in Afrika beschriebenen tödlichen Erreger. In Niederösterreich haben die Behörden zur Vorsorge Maßnahmen ergriffen. Die Jäger sind wachsam.
Die Afrikanische Schweinepest rückt von Osteuropa aus gegen Westen vor. In Österreich sorgt man bereits vor.
Die Afrikanische Schweinepest rückt von Osteuropa aus gegen Westen vor. Der Erreger ist ein Virus und gehört zur Virusfamilie Asfarviridae, zu jenen Viren also, die Schweine infizieren. Landwirte und Schweinezüchter sind deswegen in Alarmbereitschaft, denn bei Schweinen und Wildschweinen verläuft die Krankheit meist tödlich.
Keine Sorgen müssen sich Konsumenten machen: Für den Menschen ist das Virus ungefährlich, selbst wenn er das Fleisch infizierter Tiere essen sollte. Gefürchtet ist die Krankheit wegen ihrer wirtschaftlichen Folgen. Hat sich ein einzelnes Hausschwein infiziert, müssen alle Tiere des Betriebs getötet werden. Den Erreger aus den Ställen zu bringen ist äußerst schwierig. Er verbreitet sich über Kot, Urin, Blut und Speichel. Eine Impfung dagegen gibt es nicht, denn das Virus ist sehr komplex und kann sich vor den Angriffen des Immunsystems tarnen.
Für die Übertragung der Krankheit ist nach Erkenntnissen von Experten für Tierseuchen indirekt der Mensch verantwortlich: Verunreinigte Tiertransporter, Kleidung und Schuhe können das Virus in eine neue Region tragen. Von infizierten Wildschweinen oder Nagetieren kann die Seuche über Spaziergänger in Haustierbestände eingeschleppt werden. Infizierte Reste von Wurst oder Schinken, an denen sich Wildschweine in Siedlungen oder an Rastplätzen laben, sind vor allem in Osteuropa ebenfalls ein Risiko. Aufgrund des Ausbruchs bei Wildschweinen in der Tschechischen Republik wurde in Österreich per Verordnung ein gefährdetes Gebiet festgelegt. Dieses umfasst alle nördlich der Donau gelegenen Gebiete der Verwaltungsbezirke Hollabrunn, Tulln, Korneuburg, Mistelbach, Bruck an der Leitha und Gänserndorf sowie alle Wiener Bezirke.
Dort sind verendet aufgefundene Wildschweine der Behörde zu melden. Zuständig dafür sind die Jäger, wie Alois Gansterer vom Niederösterreichischen Landesjagdverband berichtet: „Wir arbeiten intensiv mit dem Gesundheitsministerium und der Landesveterinärbehörde zusammen. Die Jäger melden etwa alle Fallstücke, das sind Wildschweine, die angefahren oder verendet aufgefunden wurden. Diese Kadaver werden beprobt und auf das Virus untersucht. Die Maßnahmen gelten seit einem halben Jahr. Bis jetzt ist bei uns kein infiziertes Tier aufgetaucht. Zudem wird das Schwarzwild – außer in der Schutzzeit für die Bache – intensiv bejagt.“
Proben entnimmt ein amtlicher Tierarzt, der die seuchensichere Entsorgung der Tierkörper und des sonstigen Tiermaterials veranlasst. In den erwähnten Gebieten werden zudem alle Schweinebetriebe mit Freilandhaltung sowie Betriebe mit Auslaufhaltung von amtlichen Tierärzten regelmäßig untersucht.
In Polen bekommen Jäger auf Anordnung des polnischen Präsidenten Andrzej Duda derzeit bezahlten Sonderurlaub, wenn sie diesen zur Jagd auf die sich schnell vermehrenden Wildschweine nutzen.
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wurde laut AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, das erste Mal in Kenia 1921 beschrieben. Kurze Zeit später tauchten die ersten Fälle in Südafrika und Angola auf. Seit 1996 hat das ASP-Virus Westafrika erreicht: Elfenbeinküste (1996), Benin, Nigeria und Togo (1997) sowie Ghana (1999). Es folgten weitere west- und ostafrikanische Länder sowie auch die Insel Madagaskar (1998). 1957 und 1959 kam die ASP von Angola nach Europa. Auf der Iberischen Halbinsel dauerte die Ausrottung der ASP mehr als 30 Jahre. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien ist die Seuche seit 1978 im Umlauf.
Ein Hotspot in Europa ist die Region zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Hier gibt es seit dem Jahr 2007 regelmäßig ASP-Ausbrüche. Seit Anfang 2014 wurden Fälle von ASP bei Wildschweinen in Polen, Litauen, Lettland und Estland festgestellt.
Laut den jüngsten Tierseuchenmeldungen der EU (Animal Disease Notification System) sind Wildschweinbestände in Tschechien in der Region Zlin und Polen sowie in den baltischen Staaten und der Ukraine infiziert. Neue Ausbrüche bei einigen Hausschweinen wurden im Jänner vor allem in Polen registriert.
„Wir haben bis jetzt kein infiziertes Wildschwein gefunden.“Alois Gansterer, Landesjagdverband