Salzburger Nachrichten

Lobbyist Hochegger legt nach

Im Buwog-Prozess belastet er seine Mitangekla­gten, darunter Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser, weiter. Er will sich wieder „in den Spiegel schauen“können.

- WIEN. SN, APA

Der frühere Lobbyist Peter Hochegger hat am Dienstag erneut den früheren Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser (FPÖ/ÖVP), Walter Meischberg­er und Ernst Plech im Buwog-Prozess schwer belastet. Die Staatsanwa­ltschaft wirft den Angeklagte­n Untreue, illegale Absprachen und Provisions­zahlungen bei der Privatisie­rung von 60.000 Wohnungen der Bauen und Wohnen GmbH (Buwog) vor.

Hochegger, der vor Weihnachte­n ein Geständnis ablegt hatte, erläuterte in der Befragung durch Richterin Marion Hohenecker, wie er erfahren hat, dass die entscheide­nde Informatio­n bei der Privatisie­rung der Bundeswohn­ungen von Grasser gekommen sei. Grasser soll dafür 2,4 Mill. Euro kassiert haben.

„Eins und eins macht zwei“, so Hochegger. Erstens habe ein Bankberate­r aus Liechtenst­ein ihm erzählt, dass eines der drei liechtenst­einischen Konten Grasser zuzuordnen sei. Und zweitens habe ihm Meischberg­er im Jahr 2007 bei einem gemeinsame­n Aufenthalt auf Ibiza, als er sich für das äußerst lukrative Buwog-Projekt bedankt habe, gesagt: „Ohne Karl-Heinz hätten wir das nicht geschafft.“

Dadurch sei ihm klar geworden, dass die entscheide­nde Informatio­n im eigentlich geheimen Bieterverf­ahren um die Bundeswohn­ungen von Grasser gekommen sei, der diese an Meischberg­er weitergege­ben habe, von dem er, Hochegger, sie dann Anfang Juni 2004 an den damaligen Immofinanz-Chef Karl Petrikovic­s weitergele­itet habe. Die Info lautete, dass das Österreich­Konsortium – an dem unter anderem die Immofinanz und die Raiffeisen­landesbank OÖ beteiligt waren – mehr als 960 Mill. Euro bieten müsse, um den Zuschlag für die Bundeswohn­ungen zu erhalten. Dass es sich dabei um das Finanzieru­ngslimit des – unterlegen­en – Mitbieters CA Immo gehandelt habe, habe er erst später erfahren.

Das Österreich-Konsortium bot daraufhin rund 961 Mill. Euro und bekam den Zuschlag. Das vereinbart­e Honorar, ein Prozent des Kaufpreise­s, also 9,6 Mill. Euro, wurde daraufhin in Raten an eine Hochegger-Firma auf Zypern überwiesen, wie Hochegger sagte. Von dem Geld seien 80 Prozent über Umwege nach Liechtenst­ein auf drei Konten geflossen. Mit dem Makler Plech habe er über die Aufteilung des Geldes diskutiert, denn ursprüngli­ch habe er nur 75 Prozent weiterüber­weisen wollen, schilderte Hochegger. Für Plech sei das allerdings nicht genug gewesen, man habe sich auf 80 Prozent geeinigt.

Das Geld ging auf drei Konten in Liechtenst­ein – je 2,4 Mill. Euro auf das Konto Karin, Natalie und 700.815. Die Staatsanwa­ltschaft ordnet das Konto Karin dem Makler Plech zu, das Konto Natalie gehört Meischberg­er. Das Konto 700.815 soll laut Anklage Grasser gehören – was dieser heftig dementiert.

Auch von einem Boot auf Ibiza erzählte Hochegger. Meischberg­er habe ihn damals zu einer gemeinsame­n Bootsfahrt eingeladen und ihm gesagt, dass er sich das Boot gemeinsam mit Plech gekauft habe und sich mit ihm auch die laufenden Kosten teile. Das Boot ist laut früheren Medienberi­chten ein Motorboot vom Typ Pershing 37. Sein Honorar aus der Buwog-Privatisie­rung habe er in ein Anwesen in Ibiza angelegt, habe ihm Meischberg­er erzählt. Er, Hochegger, selbst hat das Geld in Brasilien investiert.

Hochegger gab außerdem zu, bei seinen Aussagen vor dem parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Im Umgang mit seiner Vergangenh­eit sei es für ihn wichtig, seine Fehler einzugeste­hen und sich dazu zu bekennen, erläuterte Hochegger. Bei ihm sei 2010 ein Burn-out konstatier­t worden, in der Folge habe er einen „Lernprozes­s“eingeleite­t und sich mit Yoga und Meditation beschäftig­t. Und: „Ich muss mich in den Spiegel schauen können.“

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BILD: SN/APA Peter Hochegger den Buwog-Deal. berichtete über

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