Salzburger Nachrichten

Emmanuel Macron angelt nach Großaufträ­gen Chinas

Frankreich­s Präsident lässt bei seinem Besuch in der Volksrepub­lik aber auch das Thema Menschenre­chte nicht aus.

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PEKING. Was bedeutet das Pferd? Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron hat seinem chinesisch­en Kollegen Xi Jinping ein edles Ross als Geschenk mitgebrach­t. In China begannen sofort die Spekulatio­nen, welche Bedeutung die Gabe hat. Das Pferd symbolisie­re einen „Weg von tausend Meilen“und stehe damit für langfristi­g gute Beziehunge­n, meinen die einen. Andere sehen darin eine aggressive Geste; Macrons chinesisch­er Name Ma Ke Long lasse sich als Kampfansag­e deuten: „Das Pferd besiegt den Drachen.“

Macron selbst stellte bei seinem Besuch in Peking klar, dass er das Pferd mitgebrach­t hat, weil Xi in Paris die berittene Präsidente­ngarde gelobt hat. Außerdem wollte er ihm ein wertvolles Tier schenken, weil China einem Zoo nahe Paris zwei Pandas zur Verfügung stellt.

Der dreitägige Besuch des französisc­hen Präsidente­n in China diente auch sonst hauptsächl­ich dazu, gute Stimmung zu machen. Macron angelte nach Aufträgen für die französisc­he Wirtschaft und suchte nach dem richtigen Gleichgewi­cht zwischen Kritik und Respekt, um die Beziehung zu Xi zu festigen.

Bei den Gesprächen am Dienstag standen der Handel und Wirtschaft­sbeziehung­en im Mittelpunk­t. Wie jeder durchreise­nde Staats- und Regierungs­chef pochte Macron auf faire Behandlung ausländisc­her Wettbewerb­er auf dem chinesisch­en Markt. Anfänglich­e Hoffnungen, China könnte spontan eine Reihe von Airbus-Großflugze­ugen des Typs A380 bestellen, erfüllten sich zwar nicht. Doch immerhin wird es einen gemeinsame­n chinesisch-französisc­hen Fonds zur Projektfin­anzierung geben, den die Länder mit einer Milliarde Euro ausstatten. Macron sagte Unterstütz­ung für die Initiative „Neue Seidenstra­ße“zu – ein Herzenspro­jekt von Xi Jinping. Die Menschenre­chte waren offiziell kein Kernthema des Besuchs, aber Macron engagiert sich hier generell deutlich mehr als seine Vorgänger. Frankreich ist für gemeinsame Initiative­n mit Deutschlan­d fast immer zu haben. Während viele andere EU-Länder sich zuletzt keine Kritik an China mehr erlaubt haben, setzen sich Deutschlan­d und Frankreich beispielsw­eise zusammen für die Ausreise der Witwe des Regimekrit­ikers Liu Xiaobo ein.

Macron leistete sich bei seinem China-Besuch auch eine erneute Spitze gegen Donald Trump. Er lobte Xi dafür, anders als die USA in der Klimapolit­ik auf Kurs zu bleiben. Am Montag hatte Macron bei einer Rede in der alten Kaiserstad­t Xi’an sogar einen Satz auf Chinesisch parat: „Macht unseren Planeten wieder großartig!“– ein Kontrapunk­t zu Trumps erklärter Fixierung auf die USA.

Der Besuch des Europäers Macron in China kommt in einer Zeit, in der die Weichen für die künftigen Beziehunge­n zwischen der EU und der aufstreben­den Weltmacht in Fernost gestellt werden. China ist größter Investor und Firmenkäuf­er in Europa und dehnt seinen politische­n Einfluss in anderen Weltgegend­en rasch aus. Macron musste bei seinen Gesprächen und Reden zwei unterschie­dliche Ziele in Einklang bringen: Er wollte China zwar Grenzen aufzeigen, versuchte aber zugleich, sich mit dem wichtigen Partner gutzustell­en. Er warnte davor, die beginnende „Vorherrsch­aft“Chinas gegenüber Ländern entlang der Seidenstra­ße einfach so hinzunehme­n. Zugleich warb er um mehr chinesisch­e Investitio­nen in Frankreich. Sein Land hat monatlich ein Handelsdef­izit von mehr als 35 Milliarden Euro mit China.

In China kam Macrons Besuch gut an. Im Internet brach Begeisteru­ng für Frankreich­s Präsidente­n aus, der damit erstmals richtig ins chinesisch­e Bewusstsei­n rückte. Auch die Staatsmedi­en kommentier­ten den Besuch enthusiast­isch.

Ein Kontrapunk­t zu Trumps „America first“

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