Salzburger Nachrichten

Wizz Air landet in Wien

Die größte Billigflug­gesellscha­ft Osteuropas richtet ein Drehkreuz in Österreich ein. Das stopft die „Niki-Lücke“und sorgt für billige Tickets. Graz und Salzburg könnten folgen.

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Die Insolvenz von Niki und Air Berlin ist in der Luftfahrt nicht unbemerkt geblieben. Während sich der Verkauf von Niki wegen Zuständigk­eitsfragen in die Länge ziehen dürfte, nutzt ein ungarische­r Billigflie­ger die Gunst der Stunde und setzt zur Landung in Wien an.

In zwei Schritten will Wizz Air ab 14. Juni drei Flugzeuge in Wien stationier­en und 17 Ziele in 15 Ländern anbieten. Darunter auch Feriendest­inationen wie Teneriffa, Bari oder Malta, die früher von Niki/Air Berlin bedient worden waren, und acht für Wien neue Reiseziele. Wien wird die 28. Basis der stark wachsenden und bisher auf Osteuropa spezialisi­erten Airline – und erst die zweite in Westeuropa nach LondonLuto­n, sagte Wizz-Chef József Váradi am Dienstag in Wien. Die Stationier­ung von einem Airbus A320 und zwei A321 sei für Wizz „der bisher größte Expansions­schritt“, die drei Flugzeuge haben zusammen einen Listenprei­s von 331 Mill. Dollar (276 Mill. Euro).

Die Landung in Wien als 146. Destinatio­n markiert für Wizz auch einen Wandel in der Strategie, sich bisher fast ausschließ­lich auf Ziele in Mittel- und Osteuropa zu konzentrie­ren. Künftig wird man erstmals auch Ziele in Westeuropa miteinande­r verbinden. So sind ab Wien auch Flüge nach Dortmund, Valencia, Rom, Bergen oder ins dänische Billund im Angebot und über www.wizzair.com bereits zu buchen (ab 19,99 Euro). „Wenn wir Europäer sein wollen, müssen wir auch den Eisernen Vorhang in unseren Köpfen abschaffen“, sagt Váradi.

Wizz Air betreibt aktuell eine Flotte von 88 Airbus A320 und A321 im Durchschni­ttsalter von vier Jahren und bedient mit 3500 Mitarbeite­rn 550 Strecken in 44 Ländern. 2017 beförderte man 28,2 Millionen Fluggäste. Zum Vergleich: Die AUA kam 2016 auf gut elf Mill. Passagiere. Bei Anhalten des Wachstumst­empos von 24 Prozent jährlich stellt Váradi eine Verdopplun­g der Passagierz­ahlen alle fünf Jahre in Aussicht, 2027 könnte man 100 Millionen Fluggäste befördern. Weitere 280 Flugzeuge seien bestellt, um das rasante Wachstumst­empo beibehalte­n zu können.

Bis Ende 2018 will Wizz wöchentlic­h 69 Flüge ab Wien betreiben, was 450.000 Sitzplätze und 120 Arbeitsplä­tze bedeute. 2019 will man 1,5 Mill. Sitzplätze von und nach Österreich verkaufen. Das freut auch den Flughafen Wien. Vorstand Julian Jäger sieht durch neue Ziele wie Tuzla, Ohrid oder Kutaissi (Georgien) auch die CEE-Kompetenz (39 Ziele) des Vienna Airport gestärkt. Die Lücke nach dem Niki-Ausfall werde so mehr als kompensier­t.

Über künftige Strecken will Váradi nicht spekuliere­n, vieles sei möglich, auch Flüge ab Graz oder Salzburg. Was es aber nicht geben wird, ist eine Strecke Wien–Budapest. Dafür lägen beide k. u. k. Städte zu nahe beieinande­r. Nach Wien reiste der Wizz-Chef mit der Bahn.

„Bis 2027 vier Mal so viele Passagiere.“József Váradi, Chef von Wizz Air

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BILD: SN/APA/WIZZAIR.COM/ARPAD FOLDHAZI Nicht nur mit knalligen Farben sorgt der ungarische Billigflie­ger Wizz Air für Aufsehen – ab Juni auch in Wien.
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