Salzburger Nachrichten

Online-Buchung für Reisebusse wird ab Juni zur Pflicht

50.000 Busse bringen jährlich Massen an Tagestouri­sten in die Stadt Salzburg. Am Dienstag haben sich alle Beteiligte­n auf neue Regeln geeinigt.

- WWW.SN.AT/WIZANY

SALZBURG. Im Minutentak­t fahren voll besetzte Reisebusse in der Paris-Lodron-Straße nahe dem Mirabellpl­atz vor und laden Touristen aus, die sich in Scharen in Richtung Mirabellga­rten drängen, um die Postkarten­ansicht samt Festung zu fotografie­ren.

Mit 50.000 Reisebusse­n hat die Stadt im Vorjahr auch diese Marke geknackt. Zum Vergleich: 2015 waren es noch 39.000 Busse. 80 Prozent der Busse steuern den Bustermina­l im Andräviert­el an und nur rund 20 Prozent jenen im Nonntal. Rund sechs bis sie- ben Millionen Tagestouri­sten zählt die Stadt jährlich, Tendenz steigend.

Der Massentour­ismus kommt nicht bei allen gut an. Jetzt greift die Stadt mit Hilfe der Tourismusg­esellschaf­t ein. Am Dienstag wurde im Kongressha­us über ein neues Registrier­ungssystem beraten. 30 Personen, darunter Reiseführe­r, Veranstalt­er, Polizei, Magistrats­abteilunge­n, Wachdienst­e und Altstadtve­rband saßen an einem Tisch.

Herausgeko­mmen ist ein verpflicht­endes Online-Buchungssy­stem für Reiseveran­stalter, die mit Bussen in die Stadt kommen. 24 Euro brutto kostet künftig ein „Voucher“. Der Buschauffe­ur erhält einen Code, mit dem er zufahren kann. Wobei die Stadt und die Tourismusg­esellschaf­t steuern, welchen Bustermina­l der Chauffeur anzufahren hat – Nonntal (neun Plätze) oder ParisLodro­n (acht Plätze). Buchen können die Reisebusve­ranstalter einen Slot, also eine Zeitspanne von rund 20 bis 30 Minuten zum Anlegen und wieder Abholen ihrer Passagiere in der Stadt Salzburg. Für den Fall, dass sich ein Bus verspätet, weil er im Stau steht, werden je zwei Busanleges­tellen auf Reserve bereit gehalten.

Die Zahl der Busse zu reduzieren sei vorerst nicht das Ziel, sagt Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP). „Wir wollen die Busse besser verteilen. Dann hat auch das Kaiviertel etwas davon. Das, was wir an Kapazitäte­n haben, wird angeboten.“Sollte zum angefragte­n Zeitpunkt nichts frei sein, müssten die Busfahrer eben früher oder später oder eben am nächsten Tag kommen. „Wir können nicht alles abfertigen, was daherkommt. Wenn voll ist, ist voll“, sagt Preuner. Dafür würde den Buslenkern mit dem Buchungsco­de ein Platz garantiert sein.

Bert Brugger, Chef der städtische­n Tourismusg­esellschaf­t, sagt: „Eine 50-zu-50-Verteilung zwischen Nord und Süd werden wir nicht schaffen. Aber wir sollten die Busankünft­e zeitlich und räumlich besser verteilen können.“

Der Gehsteig in der Paris-Lodron-Straße wird um 120.000 Euro extra verbreiter­t. Und die Stadt wird zwei Personen eines Wachdienst­es einstellen. Sie sollen das Busparkver­bot rund um die Terminals überwachen und Buslenker strafen, die illegal parken. Mit

24 Euro pro Bus soll das System kostendeck­end laufen. Denn die Terminals befinden sich in öffentlich­em Gut. Laut Juristen des Magistrats darf die Stadt dabei keinen Gewinn lukrieren. „Dieses Buchungssy­stem ist erstmalig in Österreich. Wir betreten damit Neuland“, sagt Bürgermeis­ter Preuner. Dass das System anfangs „Kinderkran­kheiten“haben werde, sei natürlich. „Das ist ein Lernprozes­s. Wir werden ständig adaptieren müssen.“

Noch im Jänner sollen die politische­n Ausschüsse den Amtsberich­t beraten. Am 7. Februar im Gemeindera­t soll das Online-Buchungssy­stem beschlosse­n werden. „Dann sollten wir im März und April so weit sein, dass die Busfirmen bereits buchen können. Nach dem Ende der Baustelle in der Paris-Lodron-Straße soll das neue System im Juni anlaufen“, sagt Preuner.

Die Ankündigun­g, dass die Stadt das Buchungssy­stem einführt, hat bei einigen Reisebusve­ranstalter­n schon für Verstimmun­g gesorgt. „Natürlich hat es Busunterne­hmer gegeben, die beleidigt waren oder gesagt haben: Salzburg wird uns nie wiedersehe­n. Aber das Ganze machen wir ja nicht nur für uns. Die Busunterne­hmer sollen mit der Buchung einen Platz finden. Es soll schon eine Qualität für die Anreisende­n und für die Anrainer geben“, sagt Tourismusc­hef Bert Brugger.

Der Bürgermeis­ter sieht solche Drohungen von Reisebusve­ranstalter­n entspannt. „Es wird sicherlich einige geben, die vielleicht jetzt nicht mehr kommen. Das sehen wir ganz gelassen“, meint Preuner. Die Stadt Salzburg habe einen so guten Ruf, dass man das durchaus verkraften könne.

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Ein Gewinn . . .
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Dichtes Gedränge beim Terminal in
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BILD: SN/ROBERT RATZER

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