Salzburger Nachrichten

Landesgeri­chts

Originalge­treu und doch auf modernstem Stand. Ein Lokalaugen­schein im Schwurgeri­chtssaal.

- Wolfgang Weixler, Restaurato­r

SALZBURG-STADT. Geschützt durch eine Plastikfol­ie wacht Justitia im Schwurgeri­chtssaal des Salzburger Landesgeri­chts über das Geschehen. Normalerwe­ise blickt die in Freskotech­nik gemalte Göttin der Gerechtigk­eit von der Wand an der Stirnseite auf die Angeklagte­n hinab.

Seit Beginn der Generalsan­ierung und Erweiterun­g des denkmalges­chützten Justizgebä­udes 2015 wacht Justitia über die Bauund Renovierun­gsarbeiten. Immer wieder hat sie den Salzburger Restaurato­r Wolfgang Weixler bei der Arbeit beobachtet – auch Aug in Aug: Weixler hat das dreigeteil­te Wandgemäld­e restaurier­t. Außerdem hat er die Verkleidun­gen aus Stuckmarmo­r gereinigt und aufpoliert sowie alle Stuckarbei­ten durchgefüh­rt.

Ziel sei, den Raum weitgehend so erscheinen zu lassen, wie er im Erbauungsj­ahr 1909 ausgesehen habe, erklärt Weixler. Auch die originale Bestuhlung wird restaurier­t. Komplett neu wurde der Bodenaufba­u gemacht. Zugleich wird der Raum technisch aufgerüste­t. Die drei großen Alufenster sind Belüftungs­fenstern mit Holzrahmen gewichen.

Die Restaurier­ung der Raumschale ist fast abgeschlos­sen. Der Saal sei für ihn ein besonderer Arbeitsort, sagt Weixler. Schließlic­h hätten hier spektakulä­re Prozesse stattgefun­den: der Prozess um das Wohnbauimp­erium WEB, der Prozess um den Osterfests­pielskanda­l und aufsehener­regende Mordprozes­se.

In einem Punkt unterschei­det sich der Raum vom ursprüngli­chen Erscheinun­gsbild: Die Wände sind in hellem Weiß gestrichen. Weixler: „Ursprüngli­ch war die Raumschale polychrom und relativ dunkel gehalten.“Vor der Generalsan­ierung gab ein undefinier­bares Gelbgrün den Ton an. Weixler hat auch die Restaurier­ung der Außenfassa­de betreut. Außerdem arbeitet er an der Renovierun­g der einstigen Gefängnisk­apelle mit, die ja erhalten bleibt.

Der Gerichtsal­ltag wird einige Monate später als geplant einziehen. Die Eröffnung sei heuer im Herbst geplant, sagt der Sprecher der Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG), Ernst Eichinger. Die BIG investiere insgesamt knapp 60 Mill. Euro.

Weixler ist einer von 15 Salzburger Restaurato­ren, die sich ab morgen, Donnerstag, in einem Gemeinscha­ftsstand auf der Denkmalpfl­egemesse Monumento präsentier­en werden. Die Restaurato­ren haben sich schon vor

„In diesem Raum haben spektakulä­re Prozesse stattgefun­den.“

Jahren zu einem losen Netzwerk zusammenge­schlossen und sind zum vierten Mal auf der Messe vertreten.

„Ehrengäste“am Stand sind heuer vier Figuren aus dem Salzburger Zwergelgar­ten. Die marmornen Gnome „kuren“derzeit in der Werkstatt von Steinresta­urator Erich Reichl. Auch er hat mit seinem Team viele Wochen im Justizgebä­ude gewerkt. Die Restaurato­ren haben die Steinarbei­ten in den Hauptstieg­enhäusern sowie an der Fassade und an den Portalen durchgefüh­rt. Renoviert hat Reichl auch Justitia, die ganz oben auf dem Justizgebä­ude thront.

Ein Déjà-vu hatte im Schwurgeri­chtssaal Wolfgang Strasser, der ebenfalls zum Netzwerk gehört und auf Befundunge­n spezialisi­ert ist, die jeder Restaurier­ung vorangehen. „Vor rund 30 Jahren habe ich im Saal den Stuckmarmo­r poliert.“

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