Nockstein wird der Schicksalsberg 380-kV-Kabelkämpfer haben eine zweite Chance auf ein Naturschutzgebiet.
Die Gegner der 380-kV-Freileitung hoffen, das Projekt doch noch mit einem neuen Europa-Schutzgebiet Nockstein-Gaisberg zu Fall zu bringen. Im ersten Anlauf kurz vor Weihnachten ist ein SPÖ-Antrag im Landtag gescheitert. Nun gibt es eine zweite Chance.
Bis 28. Jänner müssen Naturschutz-Fachbeamte des Landes einen Bericht vorlegen. Dann wird es in der Landtagssitzung am 31. Jänner noch einmal spannend. Die Experten prüfen, ob die Voraussetzungen für ein solches Natura-2000-Gebiet vorliegen, ob die Ausweisung rechtlich möglich wäre, wie sich diese auf das beim Bundesverwaltungsgericht laufende 380-kV-Genehmigungsverfahren auswirken würde und ob Einvernehmen mit den Grundeigentümern erzielt werden kann.
„380 kV wird bei der Wahl eine entscheidende Rolle spielen.“
Das politische Ziel der Oppositionsparteien ist, die Grünen vor der Landtagswahl im April unter Zugzwang zu bringen. Das Kalkül betroffener Anrainer und Kabelkämpfer ist, die geplante 380-kVTrasse oder gar die gesamte, von Elixhausen nach Kaprun geplante Leitung zu verhindern. Sollte die Freileitung fallen, würde wohl in dem Abschnitt bei Koppl eine neue Trasse notwendig.
„Kein Mensch wird eine Erdleitung über den Nockstein planen“, sagt zum Beispiel Bürgerinitiativenvertreter Franz Köck, „eine Trassenführung für eine Erdleitung ist Sache des Einreichers und einer Neueinreichung des Projektes.“Einreicher ist die Verbund-Tochter Austrian Power Grid (APG), die allerdings das Erdkabel im Übertragungsnetz technisch für nicht geeignet hält.
Vorkämpfer für das Schutzgebiet ist Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener. Er verweist vor allem auf Frösche, Kammmolche, Libellen, Fledermäuse, Gelbbauchunken, bedrohte Vogelarten und Mager- und Streuwiesen.
Der ehemalige Naturschutzbund-Landesvorsitzende Hans Kutil aus Koppl-Guggenthal appellierte am Dienstag in einem Schreiben an die Landesregierung und die Landtagsabgeordneten: Salzburg müsse versuchen, „dieses Leitungsmonster von Salzburg abzuwenden“. Kutil erinnert daran, dass die Sachverständigen im Gutachten für das Umweltverträglichkeitsverfahren feststellten, dass neun Landschaftsräume und 23 Landschaftskammern durch das Leitungsprojekt so schwer beeinträchtigt würden, dass der Behörde die Bewilligung nicht empfohlen werden könne. „Es sei denn über die aus meiner Sicht mehr als umstrittenen Ersatzmaßnahmen oder gar Ausgleichszahlungen“, so Kutil. Dazu zählt eine so genannte Auenwerkstatt (Seminarund Ausstellungsräume) in der Weitwörther Salzachau, die gerade renaturiert wird.
Außerdem grub Kutil ein Schreiben der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts-Aktiengesellschaft aus dem Jahr 1973 aus. Schon damals hieß es, dass „die technische Entwicklung von Hoch- und Höchstspannungskabeln heute für 220 und 380 kV bereits sehr weit fortgeschritten ist und solche Kabel auch schon von der Industrie hergestellt werden“.
Die Gemeinde Koppl kämpft seit zwei Jahrzehnten gegen die 380-kV-Freileitung.